Museum:Die Rückkehr der Film-Sisi

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Alles für die Kaiserin: So könnte der Pavillon aussehen, der das Sisi-Museum in Possenhofen ergänzen soll. (Foto: Visualisierung: Architekturbüro Wiesler)

Ein Pavillon mit Projektionen samt Bürgerhaus im Untergeschoss könnte das Museum in Possenhofen ergänzen, schlägt Architekt Florian Wiesler vor. Sein Konzept soll nun im Gemeinderat diskutiert werden.

Von Sylvia Böhm-Haimerl, Pöcking

Eigentlich sollte der Pöckinger Architekt Florian Wiesler nur Vorschläge zur Verkehrsentwicklung in Possenhofen erarbeiten. Doch das Projekt hat sich verselbständigt. In mehr als 1200 Arbeitsstunden hat das WSM-Architekturbüro eine etwa 100 Seiten dicke Machbarkeitsstudie zum Mythos Kaiserin Elisabeth von Österreich entwickelt. Sisi hat ihre Jugendjahre im Schloss Possenhofen verbracht. Im Gegensatz zu ihrem späteren Leben in Österreich war sie immer glücklich in ihrem geliebten "Possi" und kam immer wieder zurück. "Sisi als Thema ist so prägnant für den Ort, man kommt daran nicht vorbei", sagte Wiesler bei der Vorstellung des Projekts am Donnerstag. "Es ist der markante Platz für Sisi."

Die Kaiserin ist weltberühmt. Doch noch bekannter als die historische Persönlichkeit sind die Sisi-Filme aus den Fünfzigerjahren mit Romy Schneider in der Hauptrolle. Besucher aus aller Welt haben die Filme im Kopf, und wenn sie nach Possenhofen kommen, sind sie enttäuscht, wie wenig dort zu sehen ist. Die Gemeinde hat vor zehn Jahren das Ensemble mit dem gesichtsträchtigen Gasthof Schauer in der Possenhofener Ortsmitte und die Schlosswiese erworben. Das Juwel in exponierter Lage soll nun überplant und der Gasthof, der seit den Achtzigerjahren geschlossen ist, wiederbelebt werden. Im Herbst war darüber diskutiert worden, die Ortsmitte für den Verkehr zu sperren und stattdessen einen zentralen Parkplatz auf dem Areal im Bereich der Brücke zu errichten. Nach den Planungen des Architekten-Teams könnte dort ein begrüntes Parkhaus mit 120 Stellplätzen entstehen. Der Seeweg soll gesperrt werden und nur noch für die Anwohner erreichbar sein. Das Gasthaus könnte über die Fischmeisterstraße und einen Wendehammer erschlossen werden. Weitere Parkplätze könnten zwischen der Bootswerft Glas und der Staatsstraße errichtet werden.

Ein Pavillon mit Projektionen samt Bürgerhaus im Untergeschoss könnte das Museum in Possenhofen ergänzen. (Foto: Animation WSM-Architekten)

Der Sisi-Pavillon könnte nach den Vorstellungen der Architekten zwischen Gasthof und Schlosswiese errichtet werden. Dort hatte nach Wieslers Recherchen bereits ein Pavillon gestanden. Der Neubau soll jedoch nicht historischem Vorbild folgen. Stattdessen will Wiesler die perfekte Hülle der Kaiserin, aber auch ihre innere Zerrissenheit architektonisch umsetzen.

Der etwa 450 Quadratmeter große und zwei Millionen Euro teure Pavillon, der kreisförmig, als Schnecke, als Quadrat oder ganz unterirdisch gebaut werden könnte, soll eine Ergänzung sein zum Kaiserin-Elisabeth-Museum im Bahnhof Possenhofen. Dort wird alles zur historischen Kaiserin abgedeckt, während Besucher im Pavillon den Mythos Sisi mit Hilfe intuitiver Projektionen sollen. Auf einer transparenten Fassade könnten Sisis Schriftzüge zu sehen sein, nach Draußen hätten Besucher einen wunderbaren Blick zum Schloss und den Himmel darüber. Im Inneren könnten Szenen aus Sisi-Filmen gezeigt werden. Das denkmalgeschützte Gasthaus soll erhalten und saniert werden. Je nachdem, an welchen Investor die Gastronomie einmal vergeben wird, könnte dem Lokal ein kleines Designer-Hotel angeschlossen werden mit fünf Sisi-Suiten im ersten Stock und weiteren zwölf Hotelzimmern im Mietshaus nebenan.

Mit Blick auf das umstrittene Haus der Bürger und Vereine hat Wiesler einen weiteren Vorschlag. Das heftig diskutierte Projekt soll auf acht Millionen Euro abgespeckt und der Konzertsaal auf 250 Sitzplätze reduziert werden. Diese Größe ließe sich nach Meinung des Architekten auch im Untergeschoss des Pavillons unterbringen. Der Standort in exponierter Lage am See und in der Nähe des S-Bahnhofs wäre dafür geradezu ideal, findet Wiesler. Ein weiterer Vorteil: Ein Konzertsaal an dieser Stelle würde keine acht Millionen Euro kosten. Denn genügend Parkplätze, die Gastronomie, Sanitärräume sowie Garderobe wären bereits vorhanden und könnten gemeinsam genutzt werden.

Wiesler hat das Projekt bereits der Gemeinde vorgestellt. FDP-Gemeinderätin Annette Schmitt war so begeistert, dass sie einen Antrag gestellt hat, damit das Projekt im Gemeinderat behandelt wird. Jetzt ist die Kommune am Zug. Auf die Frage, warum er so viel Zeit und Energie in ein Projekt investiert, für das er keinen Auftrag hat, sagte Wiesler: "Es ist ein Geschenk, es muss ja keiner nehmen."

© SZ vom 07.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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