Vogelzählung in München:Kohlmeise schlägt Amsel

Wintervögel werden gezählt

Kohlmeisen gehören zu den am häufigsten gezählten Vögeln in München.

(Foto: dpa)
  • 1372 Meldungen erreichten den Landesbund für Vogelschutz, der Anfang Januar zur "Stunde der Wintervögel" aufgerufen hatte.
  • Insgesamt wurden auf den Zählbögen 32 422 Vögel angegeben und damit deutlich mehr als 2014.
  • Die Kohlmeise und die Amsel sind in München am weitesten verbreitet. In der Stadt gibt es allerdings immer weniger Spatzen.

Von Günther Knoll

Stürmische Winde machen den Münchner Vögeln offenbar weniger zu schaffen als den Menschen Das zeigte die diesjährige Aktion "Stunde der Wintervögel", zu welcher der Landesbund für Vogelschutz (LBV) Anfang Januar aufgerufen hatte. Nach einem Wochenende mit viel Wind erreichten den LBV aus der Stadt 1372 Meldungen, das sind etwa 250 weniger als im Vorjahr. Insgesamt wurde auf den Münchner Zählbögen aber 32 422 Vögel angegeben und damit deutlich mehr als 2014 (rund 26 000). Ganz oben auf der Liste stehen in der Stadt auch heuer wieder die Kohlmeise (5828 Meldungen) und die Amsel (4507), die in fast jedem Garten auftauchten. Das milde Vorjahr ermöglichte den Kohlmeisen und vielen Amseln gleich drei Bruten, damit flogen die Meisen auch bayernweit auf den ersten Platz und verdrängten damit den Feldsperling.

Für den Spatz hingegen ist in der Großstadt immer weniger Platz. Der kleine Vogel, der Hecken und Staubbäder liebt, findet hier zu viele versiegelte Flächen und Beton. Ganze 1603 Exemplare wurden bei der diesjährigen Aktion in München gezählt, weniger als die Blaumeise (2910) und die Rabenkrähe (2618). Im Vorjahr war noch die Saatkrähe auf diesem vierten Platz gelegen. Ob das nun daran liegt, dass Laien die beiden Rabenvogelarten nur schwer unterscheiden können, oder heuer einfach weniger Saatkrähen als Wintergäste aus dem frostigen Nordosten nach München kamen, muss Spekulation bleiben. Ebenfalls wegen der Verwechslungsgefahr kam es möglicherweise zu der Zahl von 141 Kolkraben. Auch wenn dessen Bestand erfreulichweise wieder zunimmt, wäre das für die Stadt München ungewöhnlich.

Der Eisvogel zählt zu den beeindruckendsten Sichtungen

Dafür entwickelt sich der Buntspecht zum Städter: 1055 Exemplare des schwarz-weißen Vogels, der sich gerne über Meisenknödel hermacht, wurden gezählt, in jedem zweiten Garten fand sich während der Aktion ein Buntspecht ein. Der lag damit nur knapp hinter dem Buchfink (1161 Meldungen). Der Grünfink, auch heuer nur an sechster Stelle in München, bleibt ein Sorgenkind. Trichomonaden-Infektionen haben seine Bestände dezimiert. Die Straßentaube, eigentlich ein typischer Vogel der Großstadt, wurde nur 508 Mal gesichtet. Der Eichelhäher folgt ihr ganz knapp mit 506 Meldungen.

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Zu den für den Beobachter eindruckvollsten Sichtungen gehört der Eisvogel, für den es aus der Stadt vier Meldungen gab. Er hat unter strengen Wintern besonders zu leiden, dank des milden Wetters wurden bayernweit heuer sogar 107 dieser "fliegenden Diamanten" gezählt. Und der "große weiße Vogel", den Laien im Winter oft auf den Feldern und Wiesen stehen sehen, der Silberreiher: Er hat bayernweit seinem weniger auffälligen Verwandten, dem Graureiher, den Rang abgelaufen. Früher ein seltener Gast aus dem Südosten, wurde er diesmal mehr als 500 Mal gesichtet, auch aus der Stadtgebiet München gab es neun Meldungen, vom Graureiher lediglich fünf.

Turmfalke und Sperber sind die häufigsten Greifvögel

Für den Star war dieser Winter bis zum Zeitpunkt der Zählaktion zumindest überhaupt kein Thema. Eigentlich Zugvogel, ließen sich diesmal Anfang Januar mehr als 5000 Stare bayernweit sehen, mehr als fünfmal so viele wie in anderen Wintern. Auch in München wurden 26 Stare gezählt. Das Mikroklima der Stadt ermöglich offenbar auch Mönchsgrasmücke und Hausrotschwanz das Überwintern, von ihnen gab es je 14 Meldungen. Vom Zilpzalp, ebenfalls ein Zugvogel, immerhin noch zehn. Wie sah es diesmal mit den Wintergästen aus? Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten. Viele von Münchens Rotkehlchen, Amseln und Mäusebussarden zum Beispiel ziehen in wärmere Gegenden, dafür rücken ihre Artgenossen aus dem Norden nach.

Der aktuelle "Vogel des Jahres", der Habicht, wurde in der Stadt sieben Mal gesichtet. Die häufigsten Greifvögel sind hier Turmfalke und Sperber mit je 27 Meldungen. Letzterer hat sich auf kleinere Vögel als Nahrung spezialisiert und besucht deshalb auch gerne die Futterstellen. In der Stadt ist die Vogeldichte offenbar lange nicht so hoch wie auf dem Land. Bayernweit wurden heuer im Schnitt 37 Vögel pro Garten gezählt, am meisten in Niederbayern mit 46. Dagegen ist der Münchner Schnitt mit 24 pro Garten doch recht bescheiden.

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