Neue Oertel-Partei DDfE:Pegida-Ableger vergisst Schleswig-Holstein

Lesezeit: 2 min

Pegida-Mitbegründerin Kathrin Oertel bei der Vorstellung des Plakates von 'Direkte Demokratie für Europa' auf dem Neumarkt in Dresden. (Foto: dpa)
  • Auf einer Deutschland-in-Europa-Karte des Pegida-Ablegers DDfE fehlt Schleswig-Holstein - und wohl auch Rügen.
  • Mehrere große Inseln und auch ganze Staaten gehören ebenfalls nicht mehr zu Europa.
  • Bei der Kundgebung in Dresden - das liegt noch in Deutschland - ist nach einer halben Stunde Schluss.

Neuer Name, neue Chance und dann das: eine Deutschlandkarte, auf der fast ganz Schleswig-Holstein nicht mehr zur Bundesrepublik gehört. Bei der ersten Kundgebung des von Pegida-Aussteigern gegründeten Bündnisses "Direkte Demokratie für Europa" (DDfE) hätte kaum mehr schiefgehen können. Auf dem Neumarkt vor der Dresdner Frauenkirche blieb am Sonntag viel Platz. Zwei Redner, wenig Beifall - nach einer halben Stunde war vor 500 Teilnehmern Schluss.

Und dann noch die Sache mit der Karte: die Umrisse Deutschlands graufarbig dargestellt - mitten in Europa. Doch im Norden fehlt ein Bundesland. Schleswig-Holstein gehört nicht zu Deutschland. Vielleicht gehört es zu Dänemark, vielleicht ist es aber auch unabhängig geworden. So richtig weiß man das nicht. Irgendwo hinter Hamburg hört die graue Färbung auf.

Auch die Pegida-Kollegen von Mvgida in Stralsund können nun kräftig auf die Bürokraten in Berlin und Brüssel schimpfen: Die 125 Millionen Euro für die neue Rügenbrücke scheinen nun sprichwörtlich ins Wasser gesetzt worden zu sein - Rügen als das neue Atlantis des Nordens.

EU-Austritt Griechenlands?

Ginge es nur um die fehlenden Teile Deutschlands, man hätte durchaus noch über die mangelhaften Fähigkeiten des "Kartografen" hinwegsehen können. Doch bei Schleswig-Holstein fängt es erst an. Die DDfE versenkt weitere Atlantik- und Ostseeinseln, Sardinien, Sizilien sowie die Balearen im Meer; Albanien, Montenegro, Mazedonien und Griechenland sind im Nirgendwo verschwunden; Kosovo gehört wieder zu Serbien. Luxemburg wurde fast vom grauen Paint-Pinsel erwischt. Liechtenstein ist von Österreich einverleibt worden - oder hat sich das Fürstentum bloß in Richtung Bodensee verschoben? - die anderen Zwergstaaten-Farbkleckse sucht man sowieso vergebens.

Auch die insularen EU-Mitglieder Malta und Zypern sowie Island und der europäische Teil der Türkei haben es nicht auf die Karte geschafft - aber das passiert des Öfteren. Dafür findet sich zwischen Ostsee, Litauen und Polen nunmehr ein restrussischer "Freistaat Königsberg" - Mütterchen Russland hat sich weit hinter den Ural zurückgezogen. Und die Krim? Die ist immerhin korrekt als Teil der Ukraine dargestellt.

Pegida hatte sich Ende Januar in der Hochburg Dresden entzweit. Grund waren nicht nur fremdenfeindliche Äußerungen und ein "Hitler-Selfie" von Pegida-Gründer Lutz Bachmann, der zwar als Vereinschef deshalb zurückgetreten war, aber weiter mitmischen wollte. Zu viel für Oertel und fünf weitere Mitglieder der Pegida-Mannschaft. Sie verließen die Bewegung.

"Wir fangen wieder ganz von vorne an", rief Oertel ihren Anhängern nun am Sonntag zu. Vielleicht nimmt die DDfE ihren Namen ("Direkte Demokratie für Europa") schlicht sehr wörtlich und verzichtet im europäischen Sinne auf Landesgrenzen.

© dpa/pram - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: