Stadion-Ordner in Recife:Mama sieht dich

Fußball-Mütter als Ordnerinnen - Brasilien

Der neue "Sicherheitsdienst Mama" im WM-Stadion von Recife.

(Foto: Twitter)
  • Bei einem Fußballverein aus Brasilien ging es so gewalttätig zu, dass die Verantwortlichen nun die Mütter der Randalierer als Aufseherinnen ins Stadion schicken.
  • Dank "Sicherheitsdienst Mama" sind Ausschreitungen nun Geschichte.

Von Kathrin Steinbichler

Mütter haben es heutzutage wirklich nicht leicht. Die Aufgaben in der Nachwuchsbetreuung werden immer vielfältiger, die alltäglichen Belastungen immer größer, und jetzt will auch noch der Fußball Unterstützung! Der hat Hilfe aber auch nötig, zumindest in Brasilien, dem jüngsten WM-Gastgeber und 2016 Ausrichter der Olympischen Sommerspiele.

Beim dort ansässigen Sport Club do Recife im Bundesstaat Pernambuco an der Atlantikküste wussten sich die Verantwortlichen angesichts der sich mehrenden gewaltsamen Vorfälle bei Heimspielen einfach nicht mehr zu helfen. Im vergangenen Sommer noch waren von der Fußball-Weltmeisterschaft die farbenfrohen Bilder feiernder Fans zu sehen.

Nach dem Turnier aber kam es zuletzt immer öfter zu gewalttätigen Ausschreitungen in den Stadien, vor allem der Sport Club do Recife hat seit Jahren massive Sicherheitsprobleme. Vor dem traditionell umkämpften Derby gegen den Stadtrivalen Náutico Capibaribe am vergangenen Samstag griffen die Klubchefs daher zu einer ganz besonderen Maßnahme.

30 Mütter erklärten sich bereit

Der Verein aus dem Nordosten Brasiliens wandte sich direkt an die Mütter namentlich bekannter Problemfans und bat sie, als offizielle Stadion-Aufseherinnen für Ordnung und Respekt auf den Rängen zu sorgen. Die Hoffnung war: Wenn die eigene Mama zusieht, bekommen auch Randalierer und Schläger Hemmungen.

30 Mütter erklärten sich auf Anregung einer PR-Firma bereit, sie erhielten vor der Begegnung dieselbe ausführliche Schulung wie auch das übrige Sicherheitspersonal. Zum Spiel selbst postierten sie sich dann quer über die Ränge der WM-Arena Pernambuco an strategisch wichtigen Punkten, gut sichtbar mit leuchtend orangenen Sicherheitswesten, auf deren Rücken stand: "Segurança mãe" - Sicherheitsdienst Mama.

Auf den großen Bildschirmen unter dem Stadiondach wurde beim Spiel auf die neue Maßnahme hingewiesen, die Mütter wurden immer wieder eingeblendet. Am Ende gewann Recife den Stadt-Clasico 1:0. Viel wichtiger aber war etwas anderes: Erstmals seit vielen Jahren sei ein Spiel ohne Ausschreitungen über die Bühne gegangen, es habe keine einzige Festnahme gegeben, gab der gastgebende Klub voller Stolz bekannt. Mama sei Dank.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: