Möglicher Auszug aus der Arena:"Sechzig setzt sich mit dem worst case auseinander"

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Triste Kulisse, trister Sport - Löwenstürmer Korbinian Vollmann nach der Niederlage gegen Heidenheim in der Münchner Arena. (Foto: dpa)
  • Angesichts der dramatischen sportlichen Lage sucht der TSV 1860 das Gespräch mit dem FC Bayern.
  • Es geht um einen möglichen Ausstieg aus dem Mietvertrag für die Münchner Arena, sollten die Löwen tatsächlich in die dritte Liga absteigen.
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Von Claudio Catuogno, München

Von der berühmten Blaskapelle ist keine Rede mehr, dafür ist die Lage schlicht schon zu ernst beim abstiegsbedrohten Zweitligisten TSV 1860 München. So ernst, dass allerdings ein lange mehr oder weniger im Verborgenen gehegter Traum des FC Bayern doch noch in Erfüllung gehen könnte: der Auszug des Lokalrivalen aus der einst gemeinsam gebauten Arena. Und damit ein Bayern-Stadion, dessen Hülle nur noch in rot und weiß leuchtet - und nicht mehr in blau.

"Sechzig setzt sich mit dem worst case auseinander"

Am Samstag hat die 1860-Spitze zum Thema "Arena-Auszug" das Gespräch mit Bayern-Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen aufgenommen, das bestätigte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge am Rande des Bundesligaspiels gegen den Hamburger SV (8:0) auf Nachfrage der SZ. "Sechzig hat sich mit uns treffen wollen, das kann ich bestätigen", sagte Rummenigge, "Sechzig setzt sich mit dem worst case auseinander" - dem Abstieg in die dritte Liga. Diesen schlimmsten aller Fälle wünsche er den Sechzigern natürlich nicht, versicherte Rummenigge.

Doch dass den Bayern in Fröttmaning ein paar identitätsfördernde Umbauten einfallen würden für den Fall der Fälle, darf man annehmen. Etwa rote statt der neutralen grauen Sitze? "Die gäbe es dann", sagte Rummenigge - und lächelte. Auch Uli Hoeneß hatte in der Vergangenheit immer wieder von dem ganz in FCB-Rot gehaltenen "Dome" der Bayern-Basketballer geschwärmt - und sich eine entsprechende Möblierung auch für die Arena gewünscht. Legendär ist inzwischen Hoeneß' Spruch, für den Fall, dass 1860 aus der Arena raus wolle, werde er "die Blaskapelle vorneweg" anführen.

Der FC Bayern ist auf den mittleren einstelligen Millionenbetrag, den der Zweitligist als jährliche Miete überweist, längst nicht mehr angewiesen. Die Arena ist seit kurzem abbezahlt - 14 Jahre früher als geplant. Bauherren des 2005 eröffneten Stadions waren noch beide Münchner Fußballklubs gewesen, doch schon 2007 musste der in Finanznot geratene Zweitligist seine Anteile an den FC Bayern verkaufen - für damals elf Millionen Euro. Seither sind die Bayern Vermieter, die Sechziger Mieter. "Wir sind ein seriöser Vermieter, der sich mit den Wünschen der Mieter seriös auseinandersetzt", sagte Rummenigge nun zu der Gesprächsoffensive, was auf Kompromissbereitschaft schließen lässt. Eigentlich sind die Sechziger laut Mietvertrag noch bis 2025 an die ungeliebte Arena gebunden.

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Der Löwen-Traum vom eigenen Stadion ist erst mal ausgeträumt

Doch um Wünsche geht es bei 1860 schon lange nicht mehr. Was die Löwen angeht, so verdeutlicht die Aufnahme von Sondierungsgesprächen lediglich den Ernst der Lage. Der Traum von einem eigenen, auf die bescheideneren Bedürfnisse zugeschnittenen "Sechziger"-Stadion im Stadtteil Riem ist erst mal ausgeträumt, inzwischen geht es schlicht ums sportliche und wirtschaftliche Überleben. Vor dem Sonntagsspiel der Sechziger in Darmstadt ist der Klub auf den 17. Tabellenrang abgerutscht. Für den Fall des Abstiegs wäre das überdimensionierte Stadion nur ein Problem von vielen. Unter anderem dürfte dann der jordanische Investor und Mit-Eigentümer Hasan Ismaik das Interesse an seinem Münchner Spielzeug verlieren. Laut Mietvertrag müsste Sechzig aber auch drittklassig weiter in Fröttmaning spielen, bestätigte Rummenigge - aber "das war ja eben das Gesprächsthema von 1860".

Doch was wären die Alternativen? Eine Rückkehr ins dezent modernisierte Grünwalder Stadion wäre allenfalls als Drittligist vorstellbar, für höhere Spielklassen dürfte das Innenstadt-Stadion niemals mehr eine Genehmigung bekommen. Im ebenfalls riesigen Olympiastadion hat der Klub auch schon sehr trostlose Abende erlebt - außerdem soll dort eigentlich kein Fußball mehr gespielt werden. Sollte also der Klassenerhalt geschafft werden, bleibt den Sechzigern wohl lediglich die Arena. Es sei denn, sie wollen sich beim Drittligisten SpVgg Unterhaching einmieten.

© SZ vom Wochenende, 14.02.15 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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