FC Bayern in der Champions League:Die Schräubchen greifen nicht

FC Shakhtar Donetsk v FC Bayern Muenchen - UEFA Champions League Round of 16

Franck Ribéry: Beulen statt Tore

(Foto: Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)
  • Variabel, aber harmlos: Der FC Bayern kommt im Achtelfinal-Hinspiel gegen Schachtjor Donezk nur zu einem 0:0 - und muss im Rückspiel umdenken.
  • Xabi Alonso wird in München nach einer gelb-roten Karte fehlen.
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Von Johannes Aumüller, Lwiw

Es gab ein paar Momente an diesem Abend, da konnten die Spieler des FC Bayern den Eindruck gewinnen, als befänden sie sich bei einem Länderspiel. Rund um den Platz hingen Banner in den ukrainischen Nationalfarben, von der Tribüne war der Schlachtruf "U-kra-i-na" zu hören - und einmal erhoben sich die Fans sogar, um die ukrainische Nationalhymne anzustimmen.

An ein paar anderen nicht ganz unwichtigen Fakten wie der Aufstellung oder dem Blick auf den verantwortlichen Trainer ließ sich dann zwar zweifelsfrei feststellen, dass es sich bei der Partie nicht um ein Länderspiel zwischen der Ukraine und Deutschland handelte, sondern wie von der Europäischen Fußball-Union vorgesehen um das Achtelfinal-Hinspiel in der Champions League zwischen Schachtjor Donezk und dem FC Bayern. Aber es war ein Spiel, das aus Bayern-Sicht nicht ganz so ablief wie erhofft. Bei minus zehn Grad endete die hart geführte Partie 0:0.

"Wir hätten hier gerne ein Tor geschossen, das wäre wichtig gewesen", sagte Mario Götze mit Blick auf das Rückspiel in drei Wochen. Trainer Pep Guardiola nannte das Resultat "gefährlich": "Jetzt müssen wir das Rückspiel gewinnen." Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer benutzte in seiner Ergebnis-Analyse sogar zweimal das Wort "gefährlich" und ließ leichten Missmut erkennen: "Das ist noch nicht der FC Bayern. Und dort müssen wir wieder hin." Trotz des komfortablen Vorsprungs in der Liga könnte es in den nächsten Wochen also ungemütlich werden.

Das Spiel in Lwiw begann, wie derzeit viele Spiele mit Beteiligung des FC Bayern beginnen - mit Vorteilen für die Münchner. Schon nach zwei Minuten kam Bastian Schweinsteiger zum ersten Schussversuch, einem Seitfallzieher von der Strafraumkante aus, der aber am Tor vorbeistrich. Doch wer nun eine schwungvolle Partie erwartet hatte, der wurde enttäuscht. Der FC Bayern tat sich äußerst schwer gegen die gut organisierten und robust agierenden Donezker, nur selten konnten die Gäste sich Chancen herausarbeiten. Nach elf Minuten wurde Thomas Müller von Arjen Robben geschickt freigespielt, nach einer guten halben Stunde von Franck Ribéry, doch beide Male verzog er. In der 42. Minute probierte es Ribéry von kurz hinter der Strafraumgrenze. Viel mehr gab es aber nicht zu sehen.

"Wir haben uns sehr schwer getan. Wir sind nicht so zu unserem Spiel gekommen": Wie Mario Götze es beschrieb, sah es auch aus. Auf der anderen Seite war zwar öfter jenes Raunen des Publikums zu vernehmen, das gemeinhin eine nahende Torchance ankündigt - allerdings Raunen die Schachtjor-Anhänger gerne früh. Richtige Torchancen gab es auch auf dieser Seite nicht. Die größten Hoffnungen auf ein Tor hatte die Schachtjor-Auswahl, als in der 25. Minute ein Mann an den Ball kam, von dem die Münchner Spieler in der Vorbereitung viel gehört haben dürften: Verteidiger Jaroslaw Rakizkij.

Die Maschine kommt nicht ins Laufen

Münchens Trainer Josep Guardiola liebt bekanntlich Lobeserklärungen, die er mit den Wörtern "Top-Top" oder "Super-Super" einleitet, doch diesem Jaroslaw Rakizkij hatte er gar "den besten linken Fuß, den ich je gesehen habe", bescheinigt. Dieser linke Fuß also schoss aus 30 Metern einen Freistoß aufs Tor, allerdings so, dass Manuel Neuer keine Top-Top-Parade zeigen musste, um ihn zu halten.

Den Schachtjor-Spielern war bisweilen anzumerken, dass sie wegen der langen Winterpause in ihrer Liga ihr letztes Pflichtspiel vor mehr als zwei Monaten bestritten hatten. Normalerweise sind dies Situationen, die der Wettkampftrainer Guardiola mag. Er schraubt dann an diesem und an jenem Schräubchen in der Mannschaft, schiebt diesen Spieler dort- und jenen Spieler hierhin, bis es besser läuft. Aber an diesem Abend gelang es ihm nicht, die Maschine noch mal richtig ins Laufen zu bringen, was auch daran lag, wie seine Auswahl empfangen wurde: wenig freundlich. Bayern-Ehrenpräsident Franz Beckenbauer sah "ganz hinterhältige Fouls, vor allem von den Brasilianern", von denen Donezk nicht wenige beschäftigt. "Brasilianer", so Beckenbauer, "stelle ich mir eigentlich anders vor."

Der Brasilianer Douglas Costa etwa schlug Franck Ribéry seinen Ellbogen so vehement ins Gesicht (58.), dass er mit Gelb noch extrem gut bedient war und der Franzose anschließend wie weich geklopft wirkte. In der zweiten Hälfte wirkte der ganze FC Bayern merkwürdig durcheinander. Torchancen gab es jetzt gar keine mehr. Nur noch Nickeligkeiten. In der 65. Minute unterband Xabi Alonso mit einem Rempler an Alex Teixeira einen Konter, was, weil er zuvor bereits mit mehr als einer ungestümen Aktion aufgefallen war, die gelb-rote Karte nach sich zog. Eine Entscheidung von Schiedsrichter Alberto Undiano Mallenco aus Spanien, die nicht alle Bayern-Granden nachvollziehen konnten. Während Pep Guardiola vielsagend einen Kommentar zu der Szene verweigerte, orakelte Sportvorstand Matthias Sammer: "Das war ein bisschen merkwürdig."

Die gesamte Leistung des Schiedsrichtergespanns belegte Sammer mit dem Attribut "sehr merkwürdig". Nach Alonsos Bann, der bedeutet, dass er im Rückspiel fehlen wird, wechselte Guardiola zweimal. Erst kam Holger Badstuber für Thomas Müller, dann Robert Lewandowski für Mario Götze. Donezk war nun in Überzahl. Zu sehen aber war von einer Überlegenheit nichts. Kaum Chancen hüben wie drüben - so blieb es bis zum Ende, was Guardiola ärgerte: "Wir haben sie laufen lassen", kritisierte er die Seinen zum Abschied aus der kalten Arena.

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