Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Auf in die Freiheit, Islandpony

"Von Menschen und Pferden" bietet mehr als skandinavischen Skurril-Humor und die Deutschkomödie "Traumfrauen" ist immerhin formidabel besetzt. Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht.

Von den SZ-Kinokritikern

Altman

1 / 11
(Foto: Sandcastle 5)

Das Schönste an Ron Manns Dokumentation über den 2006 verstorbenen Filmemacher Robert Altman ist die Lust, die einem all die Ausschnitte, die da zu sehen sind, auf Altmans Werk machen. Ansonsten ist dieser Film recht konventionell gemacht - aber auch ordentlich: Er zeigt alle Ups und Downs in Altmans bewegter Karriere, und Mann hat genug alte Interviews, Fotos und Homemovies aufgetrieben, um zeigen zu können, warum nur der störrische Robert Altman diese Filme, von "Nashville" bis "Gosford Park", hat machen können.

Feriado

2 / 11
(Foto: © GMfilms / Daniela Merino)

Leise erzählt Diego Araujo seine Geschichte vom Zauber der ersten Verliebtheit: So andächtig begleitet er den 16-jährigen Juampi, einen weißen Jungen der Oberschicht, und den Indio Juano durch die kargen, schwülen Berglandschaften Ecuadors, dass der historische Kontext, die brodelnden Bankenunruhen 1999, zum angenehm unwichtigen Hintergrundrauschen wird - bis die Poesie sommerlicher Selbstsuche die korrupte Umwelt in warmen Licht aufweicht.

Die Frau in Schwarz 2

3 / 11
(Foto: Nick Wall; Concorde Filmverleih / Angelfish Films Limited 2014 / Photo: Nick Wall)

Regisseur Tom Harper nimmt das Genre von der sanften Seite: Wenig Blut, viel Erschrecken. Fast zeigt er eine Wiederholung von Teil 1, dasselbe Spukschloss, derselbe kindermordende Geist, nur 50 Jahre später. Auch diesmal bestimmt der Ort die Geschichte - die verschatteten Flure und vollgestopften Keller des Schlosses lehren das Gruseln, besser als die Gespenster, die dort wohnen.

Into The Woods

4 / 11
(Foto: Disney)

Rob Marshall sprengt mit seinem Märchen-Mashup-Musical den Biorhythmus jedes Disney-sozialisierten Zuschauers: das Ende kommt viel zu früh und ist dann nicht mal happy. Weshalb sich in der zweiten Filmhälfte vom Aschenputtel bis zur Zauberhexe alle neurotischen Märchenwaldbewohner dringend singend neu sortieren müssen. Und Johnny Depp verspeist als böser Wolf die Großmama.

Jacky im Königreich der Frauen

5 / 11
(Foto: Pandastorm Pictures)

Cinderella in der Volksrepublik Bubunne, bei der man, in diesen "The Interview"-aufgeschreckten Wochen, natürlich an Nordkorea denken muss - Regisseur Riad Sattouf ist freilich in Syrien aufgewachsen. Ein VR-Patriarchat wird auf den Kopf gestellt, die Frauen haben die Uniformhosen und -jacken an, die Männer hüpfen in Schleiergewändern herum. Die größten Feinde der Republik: Gemüsefresser und Pferdeschänder. Vincent Lacoste ist der junge Jacky, der sich in die Thronfolgerin, es ist Charlotte Gainsbourg, die so sexy ihre weiße Uniform trägt wie einst Erich von Stroheim, der große "Von".

Selma

6 / 11
(Foto: Atsushi Nishijima)

Biopic aus der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung der Sechziger, von Ava DuVernay. Den schwarzen Bürgern wird in den Staaten des Südens der Zugang zum Wahlrecht erschwert. Ihr Widerstand führt zu brutalen Schikane- und Knüppelszenen und schließlich zum großen Protestmarsch von Selma nach Montgomery, Hauptstadt von Alabama. Mittendrin Martin Luther King, gespielt von David Oyelowo. Der Friedensnobelpreisträger muss sich nicht nur mit dem US-Präsidenten auseinandersetzen - Tom Wilkinson kriegt einen dynamischen Lyndon B. Johnson hin -, sondern auch mit dem Vorwurf außerehelichen Lotterlebens.

SpongeBob

7 / 11
(Foto: Paramount Pictures France)

In Bikini Bottom herrschen Anarchie und Krieg. Das Geheimrezept für Krabs Burger wurde gestohlen! So werden SpongeBob und Co. in Paul Tibbitts neuem Schwammkopf-Abenteuer zu Superhelden, um gegen den fiesen Burger-Piraten (Antonio Banderas) zu kämpfen. Im ersten Kinofilm war David Hasselhoff der Retter in der Not, nun rettet sich die Gang selbst. Absurd komisch ist dieses quietsch gelbe Vergnügen, das noch an das Gute im Menschen glaubt.

Traumfrauen

8 / 11
(Foto: Warner)

Verlassen, betrogen und mies behandelt klettern vier angeschlagene Traumfrauen aufs Liebeskarussell. Die Geschwister Leni und Hanna, samt Mutter und Mitbewohnerin versuchen gar nicht wie glaubwürdige Menschen oder selbstbewusste Frauen auszusehen. Doch dank formidabler Besetzung mit Hannah Herzsprung, Karoline Herfurth, Iris Berben, Elias M'Barek und Frederick Lau schlagen sie bisweilen auch als Spielmaterial einer eher schwergängigen Deutschkomödie noch ein paar Charmefunken, im Regiedebüt der "Keinohrhasen" und "Zweiohrküken"-Autorin Anika Decker aus der Til-Schweiger-Schule.

Von Menschen und Pferden

9 / 11
(Foto: Bodega Films)

Anfangs erscheint Benedikt Erlingssons vielfach preisgekrönter Debütfilm wie eine Übung in skandinavischem Skurril-Humor. Doch dann entfaltet sich archaischer Erzählzauber aus Wildheit und Zartgefühl. Geschichten von Liebe und Tod, von stolzen Pferdezüchtern und Freiheitssehnsucht. Ausschweifend bis in surreale Traumbilder. Voller Hingabe an den Dreiklang aus Landschaft, Menschenschicksal und Pferdemagie.

Wem gehört die Stadt?

10 / 11
(Foto: Film Kino Text)

Die Titelfrage ist schlicht, die Antwort ist es nicht. Die Kölner Filmemacherin Anna Ditges begibt sich in ihrer Dokumentation auf eine vierjährige Reise in die Welt von Investoren, Anwohnern, Stadtplanern und Lebenskünstlern. Auf dem szenigen Helios-Gelände im Kölner Stadtteil Ehrenfeld soll eine Shoppingmall errichtet werden, aber die Rollen von Gut und Böse sind hier nicht so klar verteilt, wie es am Anfang scheint. Ditges vertraut ganz ihren Bildern und schafft es so, Klischees zu unterwandern.

Whiplash

11 / 11
(Foto: Sony)

Ist ein aufmunterndes Lob wirklich das Schlimmste, was man einem jungen Menschen antun kann? Das geniale Knautschgesicht J.K. Simmons spielt einen Professor an der besten Jazz-Akademie Amerikas, der diese brutale Philosophie vertritt. Er fordert und quält seinen hochbegabten Schlagzeugstudenten Andrew (Miles Teller), bis dessen Finger an den Drumsticks blutig sind und seine Psyche ein Wrack. Spannend und klug stellt Regisseur Damien Chazelle die Frage, welche Opfer man bringen muss, um eines Tages zu den Besten der Besten zu gehören. Die ausführliche SZ-Filmrezension lesen Sie hier. Im Bild: J.K. Simmons als aggressiver Musik-Professor

© SZ vom 19.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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