Agrarindustrie:Thüringer Imker soll Bienen der USA retten

Das Interesse an der Imkerei nimmt zu

Ein Imker aus Thüringen soll die Bienen der USA retten.

(Foto: dpa)

Die Bienen eines Hobby-Imkers aus Erfurt bringen überdurchschnittlich viel Honig - das ist auch Barack Obama aufgefallen. Nun soll der Mann den USA im Kampf gegen das Bienensterben helfen. Es geht um etliche Milliarden Dollar.

Von Michael Neudecker

Die Frau im Büro der Deponie Erfurt-Schwerborn ist genervt, man muss das verstehen. Es geht hier draußen eher selten um Millionensubventionen, San Francisco und Barack Obama, aber jetzt: dauernd. "Ich sage Ihnen, was ich auch allen anderen schon gesagt habe", sagt die Frau ins Telefon, Pause, Seufzen, "Herr Maul ist nicht da, Sie können ihn am Handy anrufen, aber das ist wahrscheinlich aus." Stimmt: Das Handy von Herrn Maul ist aus, den ganzen Donnerstag lang ist nur eine automatische Ansage zu hören. Thomas Maul aus Erfurt-Schwerborn ist über Nacht ein gefragter Mann geworden, und daran ist tatsächlich Barack Obama schuld. Und, ja: Die ganze Geschichte ist so unglaublich, wie sie im ersten Moment klingt.

Eigentlich ist Thomas Maul der Deponiegärtner in Erfurter Stadtteil Schwerborn, seit 2011 arbeitet er an der Renaturierung des Geländes mit. Irgendwann hat er festgestellt, dass dort so viele verschiedene Pflanzen wachsen, dass es für Bienen eine wahre Freude ist, weshalb er in seiner Eigenschaft als Hobby-Imker mit dem Ansiedeln von Bienen auf dem Deponiegelände begonnen hat. Inzwischen wuseln dort sieben Völker mit rund 60 000 Bienen, die jedes Jahr erheblich mehr Honig als gewöhnliche Durchschnittsbienen produzieren, wie es heißt. Zur Hand geht Maul der pensionierte Uni-Professor Werner Bidlingmaier aus Weimar, und der wiederum hatte, so berichtet die Thüringer Allgemeine, kürzlich Besuch eines Kollegen aus den USA.

In den USA ist seit Monaten das Bienensterben ein wichtiges Thema, erst im Sommer hatte das US-Präsidialamt darauf hingewiesen, dass das rätselhafte Bienensterben wirtschaftlich bedenklich sei: Dank der Bestäubung der Bienen würden jedes Jahr Agrargüter im Wert von mehr als 15 Milliarden Dollar wachsen, aktuell aber betrage der Verlust 20 Prozent, Tendenz steigend. Wenn das nicht aufhöre, könne das Bienensterben zu einer ernsthaften Bedrohung für die USA werden. Nach seiner Rückkehr aus Thüringen schrieb der beeindruckte US-Forscher deshalb einen Brief an das Weiße Haus mit dem Hinweis, dass da in Deutschland ein Mann sei, der es geschafft habe, aus den Bienen viel mehr rauszuholen als irgendjemand sonst.

Und nun beschloss Obamas Amt als Maßnahmen gegen das Bienensterben: Es wird eine Million Dollar zur Verfügung gestellt, und Thomas Maul wird eingeladen.

Drei Wochen soll Maul in San Francisco sein, er soll den Amerikanern erklären, wie er das in Erfurt-Schwerborn gemacht hat, Professor Bidlingmaier begleitet ihn. Am Samstag geht sein Flug, auch deshalb hat er sein Handy ausgeschaltet. Er muss sich vorbereiten: auf nicht weniger als die Rettung der USA.

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