Schäftlarn:Bei Rot sieht der grüne Landrat schwarz

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Beim Politischen Aschermittwoch der Grünen in Schäftlrn sagt Wolfgang Rzehak aus Miesbach, SPDler seien ihm zu unverbindlich.

Von Barbara Briessmann, Schäftlarn

Ein Jahr danach: Beim politischen Aschermittwoch der Grünen in Schäftlarn drängten sich 2014 die Interessierten - kurz vor den Kommunalwahlen. Heuer wurde ein größerer Veranstaltungsort gewählt, doch der Andrang blieb aus. Trotzdem stimmte die Dramaturgie: Die grüne Bilanz für die Landkreise München, Bad Tölz-Wolfratshausen und Miesbach aus der zum Teil sehr persönlichen Perspektive der Redner. Schwerpunkte waren bei allen die Energiewende und die Asylpolitik. Höhepunkt: der Beitrag des grünen Landrats Wolfgang "Beppo" Rzehak.

Vor dem Ehrengast des Abends kamen andere zu Wort. Anton Höck und Christian Lankes berichteten über ihre Politik in Schäftlarn. Dort kreisen die Probleme um die Windräder für Berg (Lankes: "Wenn ich lese, dies sei ,das größte Desaster seit den Plünderungen des Dreißigjährigen Krieges', fällt eine sachliche Debatte schwer"), die Unterbringung von Flüchtlingen und die Umgehungsstraße. Auf seine Gemeinde lässt Lankes nichts kommen: "Wenn ich sehe, welche Ressourcen in diesem Ort liegen, bin ich zuversichtlich."

Vorsichtiger spricht Christoph Nadler über die Situation im Landkreis München. Zwar gehe es um Themen, die Grüne gut meistern könnten, aber die Situation gerade der Flüchtlinge sei schwierig angesichts des Verhaltens der Staatsregierung. Außerdem - das sprachen alle Redner an - ist der Wohnraum bei ihnen entweder sehr knapp oder sehr teuer, meistens beides.

Das betonte auch Susanna Tausendfreund, grüne Bürgermeisterin von Pullach. Sie berichtete konkret von ihrer Arbeit. "Keine Fraktion hat die Mehrheit bei uns", berichtete sie. "Da dauern die Sitzungen länger, aber am Ende wird meistens einstimmig beschlossen." Sie liebe es, in ihrer Funktion gestalten zu können, Projekte schnell umzusetzen. "Das Regieren ist nicht immer einfach", so Tausendfreund, "aber ich kann mir nicht mehr vorstellen, im Landtag zu sitzen."

Weniger euphorisch war Klaus Koch, für die Grünen im Kreistag und Dritter Landrat von Bad Tölz-Wolfratshausen. Ihm macht vor allem die angestrebte Energiewende zu schaffen, schließlich werde es aufgrund der Haushaltslage zumindest 2015 keinen Klimaschutzbeauftragten für den Landkreis geben, eigentlich beschlossene Sache. Koch prophezeit sogar, dass "diese Stelle so wohl nie kommen wird". Ihm fehlt der Funke im Landkreis, die Leute müssten merken, dass sich etwas tut. Auch bei den Grünen. "Wir müssen präsenter sein, uns fehlen Ortsverbände."

Zu "de Leit'" gehen, das fordert Wolfgang Rzehak, genannt Beppo, ganz vehement von seinen Parteikollegen. "Wir Grünen müssen endlich begreifen, dass auf kommunaler Ebene nicht nach politischen Inhalten gewählt wird", las er ihnen am Aschermittwoch die Leviten. Der Wurm müsse dem Fisch schmecken und nicht dem Angler. "Gewählt wird derjenige, den die Leute kennen und der die Probleme der Leute kennt." Er selbst sei in erster Linie der Landrat von Miesbach, da "spielt die Parteizugehörigkeit für mich keine Rolle". Er mag seine Funktion. Er gehe gern zum Trachtlerfest, zur Feuerwehr, in die Vereine. "Das hat uns die CSU doch vorgemacht, das ist auch der richtige Weg zu den Menschen."

Der Landrat von Miesbach sieht genau jetzt die große Chance für die Grünen in Bayern. Die CSU wolle keine demokratische Partei rechts von sich. "Damit macht sie die Mitte frei - und da gehören wir hin." Allerdings nicht unbedingt an der Seite der SPD. "Wo steht denn festgeschrieben, dass wir nur mit den Roten eine Koalition eingehen dürfen?" fragt der grüne Landrat. "Die dürfen doch auch mit jedem regieren." Außerdem seien ihm "die SPDler zu unverbindlich. Bei einem Schwarzen weiß ich, woran ich bin. Ein Roter lässt jede Entscheidung offen". Das sagte Wolfgang Rzehak ganz entschieden, bevor er auf Söder schimpfet.

© SZ vom 20.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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