Vogelplage:Luftballons gegen Krähen

Lesezeit: 2 min

  • Die Anwohner in Puchheim beschweren sich seit vier Jahren gegen die Saatkrähen in ihrer Gegend.
  • Sie nisten teilweise nah an den Häusern, das sei zu belastend - denn die Krähen machen viel Lärm und Dreck.
  • Nun sollen roten Heliumsballons helfen, das Vogelproblem zu lösen.

Von Peter Bierl, Puchheim

Etwa 80 rote Luftballons sollen die Anwohner in der Allinger Straße vor den Saatkrähen schützen. Zwei Baumkletterer haben die heliumgefüllten Ballons am Freitag an den Wipfeln entlang der Straße zwischen Kreisverkehr und Ihleweg befestigt. Die Kugeln sollen die schlauen Tiere dazu animieren, ihre Nester und Einflugschneisen zu verlegen. Außerdem beseitigten zwei Baumpfleger alte Nester an den Bäumen in den Splitterkolonien in der Sprengerinsiedlung und hinter dem Altenheim Haus Elisabeth.

Seit vier Jahren klagen Bürger an der Allinger Straße, am Ihle- und Mozartweg über den Dreck und Lärm der Saatkrähen. Die Tiere brüten im Schopflachwäldchen sowie auf Bäumen im Friedhof am westlichen Rand von Puchheim. Bauen die Vögel ihre Nester zu nahe an den Wohnhäusern, sei die Belastung groß, finden manche Anwohner. Die Saatkrähen krächzen den ganzen Tag und beim Abflug von den Nestern über die Häuser zu den Feldern lassen sie als erstes Kot fallen. Die Kolonie dürfte aus einigen hundert Tieren bestehen.

Ballon-Reste vom Vorjahr hängen noch in den Bäumen

Versuche, die Tiere mit Lärmklatschen zu verscheuchen oder die kompakten, großen Nester umzusetzen, sind gescheitert und führten zur Bildung von Splitterkolonien, so dass sich das Problem in andere Viertel auszudehnen drohte. Vergangenes Jahr entdeckten die Biologin Monika Dufner vom Umweltamt der Stadt und Monika Sepp, eine externe Biologin und Expertin, dass Luftballons helfen. Damals ließen sie mehr als hundert pink- und silberfarbene Exemplare sowie rote Herzchen aufsteigen. Die roten Ballons hielten aufgrund der Beschichtung am längsten, die anderen machten früher schlapp. Einige Reste vom Vorjahr hängen noch in den Bäumen. Anscheinend verlegten die Vögel ihre Einflugschneisen nach Westen, weg von den Häusern, und bauten ihre Nester im Wäldchen, weiter weg von Häusern.

Kognition bei Krähen
:Gefiederte Musterschüler

Ordnen Sie die Symbole nach Kategorien und nicht nach exakter Übereinstimmung! Das haben Sie jetzt nicht gleich verstanden? Krähen schaffen das mühelos. Über die faszinierenden geistigen Leistungen der Tiere.

Von Sebastian Herrmann

Am Freitag bildeten Dufner und Sepp nun das Bodenpersonal. Sie pumpten mit einer Gasflasche die Ballons auf, befestigten Schnüre daran und reichten ganze Bündel an die Baumpfleger Martin Fischbacher und Robert Brüderle, die sich mit einer Hebebühne zu den Baumwipfeln begaben. Wer gegen Mittag vom Kulturzentrum her auf der Allinger Straße fuhr, konnte die roten Ballons über den Bäumen schweben sehen.

Krähen stehen unter Naturschutz

Bereits im November wurden Nester aus den Splitterkolonien und neuralgischen Stellen, etwa an der Einmündung der Egenhofener Straße, entfernt. Ende Januar zählten Dufner und Sepp etwa 85 alte Nester, die der Witterung standgehalten hatten. Bis Mitte März können diese großen, kompakten Bauwerke, in denen die Saatkrähen ihre Eier ausbrüten, zerstört werden. Mit Beginn der Brutzeit ruhen alle menschlichen Aktivitäten, weil die schlauen Tiere unter Naturschutz stehen. Ende Juni verlassen die meisten Vögel die Kolonie, wohin sie fliegen, wissen die Biologinnen nicht genau.

Einige haben sie auf Bäumen am Hoflacher Berg entdeckt. Ein kleiner Teil bleibt zurück und überwintert. Jetzt sind es schon wieder deutlich mehr Vögel. Sie fliegen in kleinen Scharen oder sitzen in Gruppen auf Bäumen. Einige Tiere rangeln bereits um Nistplätze, andere haben mit der Balz begonnen.

© SZ vom 21.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: