Badminton:Neues aus dem Reich der Mitte

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Badminton-Erstligist Neuhausen ist trotz Heimkehrerin Christina Kunzmann chancenlos

Von Sebastian Hepp, München

Christina Kunzmann hat ein aufregendes Wochenende erlebt. Die Badmintonspielerin debütierte in der ersten Liga, zum ersten Mal in dieser Saison trat sie für den Aufsteiger TSV Neuhausen-Nymphenburg an. Doch natürlich hat sie dann auch viel erzählt: über China. Die 21-jährige Studentin der internationalen Wirtschaft hat nämlich kürzlich ein Semester in Peking absolviert, und seit Ende Januar macht sie ein Praktikum in Shanghai. Und so konnte sie ihren Teamkollegen zum Beispiel berichten, dass "in China an jeder Ecke eine Badmintonhalle" steht. Badminton sei dort nun mal ein Volkssport.

Wenn Kunzmann berichtet, leuchten ihre Augen vor Begeisterung. "In China ist alles viel dichter und lauter, viel hektischer und schneller als hier", erzählt sie. Aus einem kleinen Dorf im Nürnberger Umland stammend, sind Metropolen wie Shanghai oder Peking für sie natürlich ganz besonders aufregend. "Kulturell wusste ich wenig über China", sagt sie, "aber ich liebe das Abenteuer." Ohne Vorurteile sei sie dort hingeflogen "und sehr positiv überrascht worden". Auch wenn sie ein kontaktfreudiger, offener Mensch ist, bei ihren ersten Schritten in dem fremden Land, dessen Sprache sie noch nicht spricht, habe es ihr doch sehr geholfen, dass sie gut Badminton spielt - weshalb sie auch gleich im Universitätsteam von Peking Fuß fasste. Sie hatte das Glück, in Peking von einem chinesischen Weltklassespieler trainiert zu werden. "Ich habe meine chinesischen Freunde alle über Badminton kennengelernt", erzählt sie, alle seien "sehr hilfsbereit und offen". Nach der Zeit in einem Studentenwohnheim in Peking lebt sie in Shanghai nun in einer WG, und auch dort findet sie genügend Partner zum Badmintonspielen. Das spielerische Niveau der dortigen Hobbyspieler, so hat sie festgestellt, entspreche in vielen Fällen etwa dem Zweitliganiveau hierzulande.

Kulturschock: Christina Kunzmann, zurzeit in China unterwegs, staunte bei einer Stippvisite in München über das Niveau in der ersten Liga. (Foto: Anke Luetticke)

Zurzeit macht Kunzmann in München Station, deshalb kehrte sie also vorübergehend auch in ihr abstiegsbedrohtes Team zurück, um es in den letzten beiden Heimspielen der Saison zu unterstützen. Bei ihrer Premiere in der ersten Liga allerdings musste sie feststellen, dass das spielerische Niveau dort doch deutlich höher ist als das der chinesischen Hobbyspieler, höher auch als das der Universitätsmannschaft von Peking und eben vor allem höher als das der zweiten deutschen Liga. Am vergangenen Freitag gegen den Tabellenzweiten BV Mülheim traf Kunzmann mit ihrer früheren Stammpartnerin Amelie Oliwa auch noch ausgerechnet auf die deutsche Nationalspielerin Johanna Goliszewski und deren kaum schwächere Partnerin Judith Meulendijks. Die Neuhauserinnen waren beim 9:21, 9:21 chancenlos. "Wir haben uns sehr auf diese Partie gefreut und konnten phasenweise ganz gut mitspielen", sagte Kunzmann. "Aber unsere Gegnerinnen haben deutlich weniger Fehler gemacht als wir und uns durch ihr druckvolles Spiel zu eigenen Fehlern verleitet."

Ähnlich erging es den Teamkollegen, die trotz tapferer Gegenwehr in je zwei Sätzen verloren. Nur Natalya Voytsekh kam bei der 1:5-Niederlage gegen Mülheim zu einem Punktgewinn, ihre Gegnerin Judith Meulendijks musste Anfang des dritten Satzes wegen Verletzung aufgeben.

Am Samstag gegen den Vierten Refrath (ebenfalls 1:5) ähnelten sich die Bilder, nur Lucas Bednorsch und Manuel Heumann (17:21, 21:18, 10:21 gegen das Doppel Schwenger/Beck) und Kunzmann/Oliwa (12:21, 21:17, 7:21 gegen Nelte/Karnott) verbuchten - bei einem kampflosen Zähler im Einzel für Voytsekh - einen Satzgewinn. Die beiden Neuhauserinnen, die vor etwa einem dreiviertel Jahr das letzte Mal zusammenspielten, hatten mitunter mit Abstimmungsproblemen zu kämpfen. Vor allem wenn die Gegnerinnen Smashs setzen, war nicht immer klar, wer bei Kunzmann und Oliwa für das "Reich der Mitte" zuständig war. Obwohl es doch so naheliegend gewesen wäre.

© SZ vom 23.02.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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