Umweltministerin:Hendricks will Atommüll in ganz Deutschland verteilen

Barbara Hendricks

Umweltministerin Barbara Hendricks will die Bundesländer in die Pflicht nehmen. Der Atommüll soll an mehreren Standorten gelagert werden.

(Foto: Kay Nietfeld/dpa)
  • Umweltministerin Hendricks will den nach Deutschland zurückkehrenden Atommüll im ganzen Land verteilen.
  • Hendricks sieht sich dazu gezwungen, da sich bis auf Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg kein weiteres Bundesland zur Lagerung der Castoren bereit erklärte.
  • Sollte das Konzept des Umweltministeriums von den Ländern nicht akzeptiert werden, liege es an den Unternehmen, eine Lösung zu finden.

Umweltministerin droht mit bundesweiter Verteilung des Atommülls

Im Streit um die Lagerung des nach Deutschland zurückkehrenden Atommülls droht Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) den Ländern mit einer bundesweiten Verteilung der Castoren. Bisher haben sich nur Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg bereit erklärt, den im Ausland wiederaufbereiteten Atommüll zwischenzulagern - nötig ist mindestens ein drittes Land, das sich aber nicht findet. Die Lage hat sich zugespitzt, seit das Bundesverwaltungsgericht entschieden hat, dass das schleswig-holsteinische Zwischenlager am AKW Brunsbüttel seine Betriebsgenehmigung zu Recht verloren hat.

"Diese Situation ist nicht mehr hinnehmbar", schreibt Hendricks in einem Beitrag für den Berliner Tagesspiegel. Deshalb wolle sie die 26 erwarteten Castorbehälter "auf verschiedene Standorte in einem bundesweit ausgewogenen Verhältnis" verteilen. Sie habe ihre Mitarbeiter angewiesen, ein entsprechendes Konzept zu erarbeiten. Sollte dies "nicht akzeptiert werden, liegt es allein bei den Unternehmen, ihrerseits zu erklären, wohin sie mit den Castoren in Deutschland wollen, und dafür die notwendigen Anträge zu stellen".

Kritik an Bayern und Hessen

Die Ministerin greift in ihrem Beitrag vor allem Hessen und Bayern an, die sie schon mehrfach zur Aufnahme des Atommülls aufgefordert hatte. "Es ist wenig einsichtig, warum sich Länder wie Hessen und Bayern (...) vornehm zurückhalten; schließlich gehörten sie jahrzehntelang zu den Hauptbefürwortern der Atomkraft und zu wesentlichen Verursachern des Mülls."

Rückendeckung für Hendricks aus Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg

Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg zeigten Verständnis für die Umweltministerin. "Frau Hendricks Schritt ist konsequent und richtig", sagte der Kieler Umweltminister Robert Habeck (Grüne). Sein Stuttgarter Kollege Franz Untersteller (Grüne) ergänzte: "Es ist ein Treppenwitz der Geschichte, dass sich Bundesländer, die jahrzehntelang die Atomkraft unterstützt haben, einfach wegducken, wenn es darum geht, Verantwortung zu übernehmen."

Habeck wies darauf hin, dass ohne eine Regelung für die 26 Castoren die vereinbarte Suche nach einem neuen Endlager gefährdet wäre: "Es muss nun dringend eine Lösung gefunden werden, der auch die Atomkonzerne zustimmen, damit uns, nach der Klage der Atomkonzerne gegen ein Ende der Einlagerung von Castoren nach Gorleben, die Endlagersuchkommission nicht auseinanderfliegt."

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