Unfall von Fernando Alonso:Rasant von der Strecke geblasen

Unfall von Fernando Alonso: Um den Unfall von Fernando Alonso gibt es Spekulationen - war der Wind Schuld?

Um den Unfall von Fernando Alonso gibt es Spekulationen - war der Wind Schuld?

(Foto: AFP)
  • Formel-1-Fahrer Fernando Alonso erlebt einen Unfall, um dessen Ursachen sich wüste Gerüchte ranken.
  • Der Spanier muss zunächst im Krankenhaus bleiben. Er hat nun ein Bild von sich im Krankenhaus veröffentlicht.
  • Sein Start beim neuen Rennstall McLaren verläuft alles andere als reibungslos.

Von René Hofmann

Die nicht unmittelbar Beteiligten taten alles, um den Vorfall herunterzuspielen. Für Eric Boullier, den Renndirektor des McLaren-Teams, war es "einfach eines der Dinge, die beim Testen schon mal passieren". Luis Garcia Abad, der Manager des zweimaligen Formel-1-Weltmeisters Fernando Alonso, beteuerte, alles sei "in einer für die Formel 1 ganz normalen Situation" geschehen.

Der Beteiligte selbst schwieg. Auch am Montag befand sich Fernando Alonso noch in einem Krankenhaus in Barcelona. Seine Lebensfunktionen, so berichtet es die BBC, wurden regelmäßig überwacht. Er lag also auf der Intensivstation.

Was genau passiert war am Sonntag um 12.35 Uhr auf dem Circuit de Catalunya, der bei Barcelona gelegenen und häufig genutzten Rennstrecke, war zunächst lange unklar geblieben. Fest stand: Alonso, 33, war in Kurve drei neben die Strecke geraten und sein McLaren war in die Begrenzungsmauer eingeschlagen. Normalerweise erreichen die Fahrer an dieser Stelle rund 230 km/h.

Unfall von Fernando Alonso: Weiße Tücher und ein gelber Hubschrauber: An einer Rennstrecke sind das nie gute Zeichen. Fernando Alonso beim Abtransport vom Circuit de Catalunya.

Weiße Tücher und ein gelber Hubschrauber: An einer Rennstrecke sind das nie gute Zeichen. Fernando Alonso beim Abtransport vom Circuit de Catalunya.

(Foto: AFP)

Alonso, der aus der Box gekommen war, fuhr offenbar deutlich langsamer. Augenzeuge Sebastian Vettel sprach von 150 km/h. Bei diesem Tempo sei der Kollege plötzlich nach rechts abgebogen und einige Male gegen die Mauer gestoßen. Vettel fand den Vorgang "seltsam".

Diese Aussage des viermaligen Weltmeisters, die das Magazin auto, motor und sport verbreitete, und die zunächst spärlichen Informationen, die McLaren selbst herausgab, ließen schnell Spekulationen sprießen: War Alonso schon vor dem Einschlag bewusst- oder machtlos gewesen? Drei Theorien kursierten: Er könnte wegen eines Defektes am Hybrid-System einen elektrischen Schlag erlitten haben. Er könnte giftige Dämpfe eingeatmet haben, die von den Batterien aufstiegen. Die Lenkung könnte gebrochen gewesen sein.

Alonsos Manager wies derlei früh zurück. Sein Klient habe bis zum Einschlag ganz normal agiert, er habe die Bremse betätigt und geschaltet. Abads Erklärung für den Crash: Der "außergewöhnliche Wind" habe Alonso gegen die Mauer gedrückt. Ein Windstoß, der einen erfahrenen Fahrer auf die Intensivstation bringt? Die Ausführung wirkte abenteuerlich.

Suche nach den Gründen

Aber auch Carlos Sainz junior, der in seinem Toro Rosso an der gleichen Stelle von der Strecke abgekommen war, führte eine Böe als Grund dafür an. Nach einer ersten Auswertung der Unfalldaten gab McLaren am Montagnachmittag bekannt: Definitiv kein Lenkungsdefekt, kein Stromschlag und kein Schaden am Hybridsystem. Der "unvorhersehbare böige Wind" sei die Unfallursache gewesen.

Nach Informationen mehrere Medien betrug die Wucht bei Alonsos Einschlag rund 30g. Danach wurden offenbar noch mehrmals Werte vom 15-fachen der Erdanziehungskraft erreicht, als der Wagen rund 15 Sekunden lang an der Wand entlangkreiselte. Jedes Formel-1-Auto trägt Sensoren, die derlei Kräfte messen. An jeder Formel-1-Strecke gibt es ein Medizin-Zentrum. In diesem erhielt Alonso Erste Hilfe. Im Rettungshubschrauber wurde er anschließend - narkotisiert - ins Krankenhaus geflogen, wo er mit einem Computer- und einem Magnetresonanztomografen durchleuchtet wurde.

Der Befund: "Er ist in Ordnung, hat bei dem Unfall aber eine Gehirnerschütterung erlitten", so McLaren-Renndirektor Boullier. Am Montag um 16.30 Uhr gab es ein erstes Bild, das diese Aussage stützte. Alonsos Manager verbreitete es über Twitter: Es zeigt den Patienten im weißen Krankenhaus-Kittel; im rechten Unterarm trägt er einen Zugang für Medikamentengaben, den linken Daumen aber hebt Alonso und reckt ihn mit einem Lächeln der Kamera entgegen. Trotz der wackeren Geste: Optimistisch kann er keinesfalls sein.

Ob Alonso bei den nächsten Tests fahren kann, ist noch ungewiss

Sein Start mit McLaren war mehr als ernüchternd. Das neue Auto des Teams, das von einem Motor des Formel-1-Rückkehrers Honda angetrieben wird, legte an den acht Testtagen bisher keine 1000 Kilometer zurück. Elektronik-Defekte, Sensor-Probleme, ein Wasserleck, Motorensorgen: Die Malaisen sind noch vielfältiger und gravierender als alles, was Alonso bei Ferrari erlebte.

Dort galt er als ungeduldig und sensibel; ein Grund, warum das Miteinander vor der verabredeten Zeit auseinander ging. Nun könnte auch seine Beziehung zu McLaren früh einen Knacks bekommen. Denn: Allmählich wird die Zeit knapp. Die Saison startet Mitte März in Melbourne. Bis dahin gibt es nur noch eine Testmöglichkeit. Vom 26. Februar bis zum 1. März, wieder auf dem Circuit de Catalunya. Ob Alonso dann fahren kann, sei noch unsicher, lässt McLaren wissen.

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