Andy Borgs Abgang vom Musikantenstadl:Adiós Amor

Andreas Gabalier und Andy Borg im Musikantenstadl.

Hinter den Kulissen wird diskutiert, ob der 30-jährige Andreas Gabalier Andy Borgs Nachfolge als Moderator antreten soll. Schließlich macht er nicht nur die Rentnerinnen wuschig.

(Foto: dpa)

Nicht mehr so richtig schick im Portfolio: ARD, ORF und SRF fragen sich, wie es mit dem "Musikantenstadl" weitergehen soll. Die erste Entscheidung: Andy Borg muss als Moderator abtreten. Mag sein, dass er zu alt ist - vielleicht aber auch zu rebellisch.

Von Claudia Fromme

Schön ist das nicht. Da verfasst Andy Borg flammende Appelle zugunsten des Musikantenstadl, auf sein Geheiß fordern mehr als 5000 Fans bei den Sendern dessen Erhaltung - und dann wird Borg gefeuert.

Gefahr bestand gleichwohl schon lange, sowohl für die volkstümliche Musik im Fernsehen als auch für ihren Gastgeber. Trotz regelmäßig vier Millionen Zuschauern machte sich der 54 Jahre alte Stadl nicht mehr so richtig schick im Portfolio von ORF, ARD und SRF, die jene Show verantworten und bis zum Hals in ihren Ländern in der Debatte stecken, wofür sie Gebührengelder verschwenden. Dieser Tage sollte die Entscheidung fallen, ob es für den Stadl weitergeht, und dass sie so gefallen ist, hat sehr viel mit Andy Borg zu tun.

Mit seinem Einsatz für die Sendung - aber auch mit seinem Alter, was dann doch bedenkenswert ist, egal, wie man zu Volksmusik steht. Als Andreas Adolf Meyer wurde der Sänger und Moderator am 2. November 1960 in Wien geboren.

Er machte nach der Realschule eine Ausbildung zum Mechaniker und startete 1981 mit einem Auftritt in der ORF-Talentshow Die große Chance seine Karriere als Sänger. Sein erster Schlager "Adiós Amor" verkaufte sich kurz drauf mehr als 14 Millionen Mal in der Eurovisionszone. Borg moderierte von 1996 an die Schlagerparade der Volksmusik, folgte 2006 Karl Moik - der mal Werkzeugmacher gelernt hatte - als Moderator des Musikantenstadl.

Er lebt mit seiner zweiten Frau Birgit bei Passau, hat aus erster Ehe zwei Kinder und ist 54 Jahre alt. Die künftige Sendung soll verstärkt jüngere Zielgruppen ansprechen, lässt der federführende ORF in Wien wissen, ein erstes Signal sei die neue Art der Präsentation - "inhaltlich wie personell". Intern heißt das Projekt: "Stadl 2.0".

"Es schmerzt natürlich"

Im Juni wird sich Borg mit einem Musikantenstadl aus Kroatien verabschieden, ein Nachfolger steht noch nicht fest, der die Sendung über 2015 hinaus moderieren darf. "Ich habe mir so sehr gewünscht und dafür gekämpft, dass der Stadl weitergeht. Dass ich bei der Verlängerung nun nicht mehr dabei bin, schmerzt natürlich", kommentiert Borg zurückhaltend sein Ende.

Hinter den Kulissen rumort es, natürlich ist die Altersfrage entscheidend, in Zeiten, in denen der 30-jährige Sänger Andreas Gabalier nicht nur Rentnerinnen wuschig macht mit seinem Hüftschwung, sondern auch Menschen wie jene Sandra, die auf Borgs Facebook-Seite schreibt: "Ich werde 29 Jahre alt und stehe dazu, dass ich den Stadl schaue."

An selber Stelle wandte sich Borg vor einiger Zeit an seine Fans. Er kritisierte den Jugendwahn und schrieb, dass er stolz darauf sei, dass der Stadl-Zuschauer im Schnitt "68 Jahre jung" ist, überdies viel an Rundfunkgebühren gezahlt und darum Anspruch habe auf ein Programm nach seinem Wunsch.

Der ORF geißelte die Ansage damals als "sehr ungeschickt". Mag sein, dass Borg dem Sender zu alt ist, vielleicht auch zu rebellisch - was eigentlich zum "Stadl 2.0" passen müsste.

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