Als die neue Automarke Qoros aus China im Jahre 2013 zum Genfer Automobilsalon gleich drei Modelle der Weltöffentlichkeit vorstellte, waren die Skeptiker in der Fachwelt in der Minderzahl. Nach geltenden Normen der westlichen Autoindustrie entwickelt und in Kundennähe ohne Währungsverluste gefertigt, überzeugten die Autos auf Anhieb.
Zwei Jahre später hat die Marke mit dem Qoros 3 Sedan, Hatch und City SUV drei Modelle im chinesischen Markt, gefertigt in einer der modernsten Fertigungsstätte des Landes und belobigt von fünf Sternen im EuroNCAP-Crashtest als sicherstes aller 2013 getesteten Autos. Den renommierten Red Dot gab es außerdem für exzellentes Produktdesign - letzteres verantwortet vom ehemaligen Mini-Gestalter Gert Volker Hildebrand.
Die Modelle des chinesisches Herstellers Qoros sollten Exportschlager werden. Doch die Marke eiert rum, selbst in der Heimat kauft kaum jemand deren Autos. Konzernmutter Chery kommt das sogar gelegen.
"Wir müssen mehr Autos verkaufen"
Doch nach dem Genfer Salon 2013 hielt sich Qoros mit Aussagen zum Markteintritt in Europa auffallend zurück. Und ein überraschender Wechsel im Management Anfang 2015 lässt vermuten, dass nicht alles nach Plan läuft. Knirscht bei Qoros Sand im Getriebe? "Wir sind in eine entscheidende Phase getreten, wir müssen mehr Autos verkaufen!", gibt der von Qoros-Teilhaber Chery Automotive zur Marke gestoßene Chen Anning zu.
Anning löst den 72-jährigen Volker Steinwascher ab, einen ehemaligen VW-Manager, der sich in den Ruhestand verabschiedet. Die operative Führung des Unternehmens übernimmt Phil Murtaugh, der auf mehr als 20 Jahre China-Erfahrung zurückblickt - an der Unternehmensspitze von Chrysler und SAIC Motors. Der gebürtige Amerikaner hat überdies als Präsident von General Motors China dort zahlreiche Marken erfolgreich eingeführt. Ihm zur Seite tritt Xiaodong Sun als Marketing-Verantwortlicher. Auch er gilt als "alter Hase" der chinesischen Automobilindustrie. Er formuliert die Ziele und verspricht: "Die Zahl unserer in einem Jahr rekrutierten Händler muss umgehend wachsen. Von derzeit 75 auf mindestens 150 in 2015. Wir müssen mehr Menschen über ein wachsendes Händlernetz erreichen!"
McLaren, Aston Martin und Ferrari zeigen in Genf Supersportwagen, die von allem zu viel haben. Nur eine Straßenzulassung, die ist leider nicht dabei.
Noch in diesem Jahr nach Europa
Dass Qoros hervorragende Pkws produziert und ein hochwertiges Infotainmentsystem mit einzigartigen Konnektivitätsumfängen und Anbindung an die Cloud verbaut, haben chinesische Medien hinreichend goutiert. Zufriedene Kunden sprechen gar von einem iPhone auf Rädern. Pro Händler habe Qoros im ersten Jahr seiner Marktpräsenz mehr Autos abgesetzt als andere Marken. Zusammen genommen sind es 7000 Fahrzeuge. Es sei zu einfach, von einem verfehlten Ziel zu sprechen, sagt Xiaodong Sun. "Wir müssen den Menschen deutlich machen, dass die Entwicklung unserer Autos vorwiegend in China erfolgt!", sagt Murtaugh.
In internationale Märkte zu gehen, stehe fest, unterstreicht er. Zentraleuropa werde voraussichtlich noch in diesem Jahr folgen, danach der Mittlere Osten." Unterdessen prüft das neue Management Möglichkeiten, sein Tafelsilber zu verflüssigen: etwa die hochmoderne, flexible Plattform fürs automobile C-Segment zu verkaufen, die bereits von drei Qoros-Modellen überbaut wird.