Stuttgart-Coach Huub Stevens:"Vier Monate, die schaffe ich auch noch"

Hannover 96 v VfB Stuttgart - Bundesliga

Betont gut gelaunt: Stuttgart-Coach Huub Stevens.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

Huub Stevens bleibt trotz verheerender Lage beim VfB Stuttgart betont gelassen. Bleibt die Frage: Blickt der Coach seinem Schicksal wirklich so entspannt entgegen? Oder treibt er seine Spielchen?

Von Stefan Rommel, Hannover

Huub Stevens feixte sich von TV-Kamera zu TV-Kamera, was an und für sich schon merkwürdig genug ist. Stuttgarts Trainer hatte nach der Partie in Hannover offenbar so viel Freude an seiner Arbeit, dass er genüsslich einen Fragesteller nach dem anderen zum launigen Plausch aufforderte und das ewige Frage-Antwort-Spiel zu einer kleinen Kunstform erhob.

"Du musst Spaß haben", sagte Stevens dann mehrmals und lachte fast schon übertrieben laut. Seit mehr als zwei Jahrzehnten ist Stevens als Trainer im Geschäft, er hat einiges gesehen und erlebt in diesen Jahren, da wirft so einen wie ihn ein 1:1 gegen Hannover 96 nicht aus der Bahn. Und auch nicht die Diskussionen über seinen Job.

"Jungens", sagte Stevens und wartete einige Momente, damit auch der letzte Beobachter an seinen Lippen hing. "Wir wissen doch alle, wie das im Fußball läuft. Das ist doch nicht mein erster Tag in der Bundesliga, ich weiß doch, was da los ist."

Was ist echt, was ist Show?

Dann kabbelte er sich auf nette Art und Weise ein wenig mit den Journalisten, blieb dabei aber charmant und so gar nicht grantlig. "Ihr von den Medien betreibt die Diskussionen. Für euch ist das doch schön. Aber ich lese keine Zeitung - und bestimmte Zeitungen schon gar nicht. Vielleicht schaue ich ab und zu ein Spiel im Fernsehen an, dann drehe ich aber die Lautstärke zurück", setzte er seine Ausführungen fort.

Spätestens jetzt war nicht mehr zu erkennen, ob sich der Niederländer da nur ein paar Spielchen erlaubte im Bauch der Arena oder ob er wirklich so losgelöst und absolut entspannt seinem Schicksal entgegenblicken kann. Stevens lächelte und zwinkerte, er wippte hin und her und wartete nur darauf, noch eine Frage zu seiner Zukunft beim VfB Stuttgart beantworten zu dürfen. Wohl selten zuvor dürfte ihm die Medienarbeit so viel Spaß bereitet haben wie in diesen tristen Tagen beim VfB.

"Ich weiß eins: Ich habe einen Vertrag bis zum Ende der Saison, dann wollen wir schauen, wie es ist. Letzte Saison hatte ich die Kraft nicht mehr, weiterzumachen. Jetzt habe ich die Kraft noch immer!" Er habe von den Verantwortlichen noch kein Zeichen bekommen, dass ihm der Umschwung nicht mehr zugetraut wird. "Deshalb denke ich auch nicht, dass es mit mir zu tun hat. Sondern eher mit der Mannschaft."

Auch mindestens vier Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz nach diesem Spieltag machen einen wie ihn nicht nervös. Ob er denn aus eigenem Antrieb hinwerfen würde vor dem vereinbarten Vertragsende im Juni? "Ich bin jetzt schon so lange dabei - die vier Monate, die schaffe ich auch noch."

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