Diskussion zwischen Guardiola und Neuer:FC Bayern streitet um einen Rückpass

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Haben etwas zu besprechen: Pep Guardiola und Manuel Neuer nach der Partie gegen Köln (Foto: AP)

Bayern-Coach Pep Guardiola fuchtelt wütend mit dem Zeigefinger, weil Manuel Neuer einen Rückpass mit der Hand aufnimmt. Der versteht die Kritik nicht - und findet eine ganz eigene Antwort auf seinen Fauxpas.

Aus dem Stadion von Lisa Sonnabend

Pep Guardiola rannte nach Schlusspfiff auf Manuel Neuer zu. Der Bayern-Trainer umarmte seinen Torhüter, der den 4:1-Erfolg gegen den 1. FC Köln mit starken Reflexen gesichert hatte. Guardiola versuchte sogar, den 1,93 Meter großen Spieler hochzuheben. Doch dem war nicht nach Kuscheln. Neuer schob den Coach von sich weg. Er gestikulierte, er zeigte auf seinen Fuß. Der Torhüter hatte mit seinem Trainer noch etwas zu besprechen.

Es ging ihm um eine Szene aus der 21. Spielminute. Jérôme Boateng konnte gerade noch verhindern, dass der schnelle Anthony Ujah an den Ball kam. Doch der Münchner Innenverteidiger spitzelte bei dem Klärungsversuch zurück auf Neuer. Der Torwart schoss den Ball nicht mit dem Fuß weg, sondern nahm ihn mit der Hand auf. Was bei der Vereinsgründung vor 115 Jahren noch erlaubt gewesen war, wird heutzutage bestraft. Der indirekte Freistoß der Kölner brachte zwar nichts ein, doch Guardiola fuchtelte an der Seitenlinie mit dem Zeigefinger wütend in Richtung Neuer. Das hatte den 28-Jährigen verärgert.

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Ein paar Minuten lang standen sich Guardiola und Neuer nach Spielende gegenüber sie diskutierten, dann umarmten sie sich. Doch einen Konsens hatten sie offenbar nicht gefunden. Als Neuer aus der Kabine kam, war er zwar bereit, dem Spanier seine Handzeichen zu verzeihen: "Er ist ein sehr emotionaler Trainer", sagte er. Doch dann legte Neuer noch einmal ausführlich seine Sicht der Dinge dar: "Ich war der Meinung, dass Jérôme gefoult wurde", entschuldigte sich der Torwart. "Ich dachte deswegen auch, dass der Schiedsrichter uns Freistoß gibt."

Guardiola saß ungefähr zum gleichen Zeitpunkt ein paar Meter von Neuer entfernt. Was er von der Neuer-Aktion halte, wurde er auf der Pressekonferenz gefragt. "Ich bin sauer, ich bin immer sauer", sagte der Trainer. Auch er hatte Neuer noch nicht vergeben. Denn er wies noch einmal auf eine Aktion von vor einer Woche hin.

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Beim Spiel gegen Paderborn hatte es eine ähnliche Situation gegeben. Auch damals spielte Boateng einen Rückpass, auch damals nahm Neuer den Ball mit der Hand auf. Die Paderborner reklamierten, doch der Schiedsrichter blieb bei der Ansicht, dass Süleyman Koç noch mit der Fußspitze dran gewesen war.

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Manuel Neuer beantwortete nur wenige Minuten nach seinem Fauxpas diese Fragen. Auf 1:2 waren die Gäste herangekommen - und Neuer rettete den Münchnern zweimal die Führung. Erst kratzte der 28-Jährige eine Ujah-Direktabnahme irgendwie noch aus dem rechten Toreck (58.), dann faustete er einen Schuss von Marcel Risse aus der Gefahrenzone (59.).

Holger Badstuber verzieh deswegen dem Torhüter viel schneller als der Trainer. Er sagte nach dem Spiel: Die Rückpass-Aktion "war unglücklich von uns". Doch schon wenige Momente später lobte er den Schlussmann: "Wir hatten heute zum Glück den Manu." Arjen Robben hatte in der Partie ein Tor erzielt und zwei vorbereitet, aber er sah nicht sich als Matchwinner, sondern einen anderen. "Wir müssen uns bei Manu bedanken", sagte der Niederländer: "Er hat das Spiel für uns gewonnen." Sogar Guardiola musste, nachdem er seinen Ärger abgelassen hatte, zugeben: "Er hat super gehalten."

Der FC Bayern mag derzeit kleinere Probleme im Spiel haben. Eines davon ist der Torwart, der Rückpässe plötzlich mit der Hand aufnimmt. Neuer ist jedoch trotz dieser Schwäche so gut, dass er sogar Spiele entscheidet. Auch Guardiola weiß das - deswegen wollte er seinen Torhüter nach Schlusspfiff umarmen.

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