5:3 des VfL Wolfsburg:Überfall nach der Pause

Bundesliga VfL Wolfsburg Bas Dost

Tore Nummer 12 und 13: Bas Dost vom VfL Wolfsburg.

(Foto: AP)

Im spektakulären Duell der bisher besten Rückrundenteams steckt der VfL Wolfsburg in Bremen dreimal einen Rückstand weg und triumphiert mit 5:3. Bas Dost steuert wieder zwei Tore bei.

Victor Skripnik ist ein ruhiger, pragmatischer Mensch, er kehrt seine Gefühle selten nach außen. So auch an diesem Sonntagabend im Bremer Weser- stadion. Skripnik kaute mit erhöhter Frequenz auf seinem Kaugummi, ansonsten ähnelte er nicht gerade einem Trainer, dessen Mannschaft sich gerade ein Fußballspiel hatte aus den Händen reißen lassen. 3:5 (3:2) stand es am Ende einer verrückten Partie zu Gunsten des VfL Wolfsburgs, der mit einem kaum für möglich gehaltenen Sieg seine Champions-League-Ambitionen unterstrich. Werder reiht sich nach seiner ersten Niederlage der Rück- runde auf Rang neun ein. "Wir haben immer an diesen Sieg geglaubt", sagte Wolfsburgs Bas Dost, der zwei Tore beigesteuert hatte. "Wir haben uns innerhalb von sieben, acht Minuten alles kaputt gemacht", klagte Bremens Geschäftsführer Thomas Eichin.

Die Partie war zuvor als Spitzenspiel beworben worden, es gab reichlich Belege aus der Statistik. In Wolfsburg und Bremen standen sich die erfolgreichsten Mannschaften der Rückrunde gegenüber, beide hatten vier Siege und ein Remis im aktuellen Kalenderjahr erwirtschaftet. Seitdem Victor Skripnik in Bremen die Geschäfte führt, hat sich Werder vom Tabellenende in die vordere Tabellenhälfte geschoben, mit Personal, das im eigenen Betrieb ausgebildet wurde, man könnten sagen: Sie haben fürs Erste die Identität wiedergefunden, die sie im vergangenen Jahrzehnt erfolgreich gemacht hatte.

Wolfsburg verwandelt den 2:3-Rückstand in fünf Minuten in eine Zwei-Tore-Führung

Die Wolfsburger hatten eine noch beeindruckendere Serie nach Bremen mitgebracht. Der Tabellenzweite hatte die vorangegangenen zehn Spiele in der Liga nicht verloren. Trainer Dieter Hecking hatte seiner Mannschaft nach dem erfolgreichen Auftritt unter der Woche in der Europa League trotzdem Rotation verordnet, es könne jeden treffen, verkündete Hecking vor der Partie. Es traf dann Christian Träsch, Robin Knoche, und Ricardo Rodriguez und Schürrle, dafür begrüßte Hecking Marcel Schäfer, Timm Klose, Maximilian Arnold und Daniel Caligiuri in der Startformation. Bei Bremen wirkten im Vergleich zur Vorwoche Levin Öztunali, Sebastian Prödl und der junge Janek Sternberg von Beginn an mit.

5:3 des VfL Wolfsburg: Wolfsburger Tormaschine: Bas Dost (links) traf auch beim 5:3 in Bremen für den VfL zweimal - es waren zwei entscheidende Treffer des Abends.

Wolfsburger Tormaschine: Bas Dost (links) traf auch beim 5:3 in Bremen für den VfL zweimal - es waren zwei entscheidende Treffer des Abends.

(Foto: Frank Augstein/AP)

Fußballspieler verkrampfen gerne, wenn Zuschauer und Medien eine Partie mit Erwartungen aufpumpen. Diesmal lieferten die Protagonisten die bestellte Unterhaltung in vollem Umfang.

Neun Minuten holten beide Mannschaften Luft, dann eröffneten die Bremer eine atemraubende erste Hälfte. Theodor Gebre Selassie schickte Öztunali, der legt sich den Ball an der rechten Strafraumgrenze mit der Hacke selbst vor, während Kontrahent Schäfer stolperte. Die Wolfsburger eilten in den Fünfmeterraum, sie vergaßen, dass Zlatko Junuzovic am Elfmeterpunkt lauerte - 1:0. Wolfsburg benötigte nicht einmal eine Minute, um sich zu erholen. Schäfer, eben noch ohne Grip unterwegs, flankte scharf in den Strafraum, Bremens Torwart Raphael Wolf boxte den Ball ins Zentrum des Strafraums, vor die Füße von Caligiuri, 1:1.

Sechs Minuten später war es dann Bremens Franco di Santo, der ohne Geleitschutz in den Wolfsburger Strafraum eindrang, das 2:1, wieder nach Vorarbeit von Öztunali. Diesmal dauerte es immerhin zwei Minuten bis zur Wolfsburger Antwort, sie fiel dafür umso schöner aus. Kevin De Bruyne enteilte Sternberg, Maximilian Arnold warf sich in die Flanke, sein Kopfball rollte passfertig ins lange Eck.

Eine der wohl größten Errungenschaften Skripniks ist es, dass sich seine pragmatische, unerschütterliche Attitüde offensichtlich auf seine Spieler überträgt. Also pusteten die Bremer zehn Minuten durch, dann ging der wilde Ritt weiter. Wolfsburgs Torwart Benaglio faustet einen Eckball vor die Füße von Felix Kroos, Kroos schoss umgehend, der Ball wäre wohl am Pfosten vorbeigestrichen, hätte Wolfsburgs Vierinha nicht den Entschluss gefasst, den Ball höchstpersönlich aus dem Strafraum zu treten. Vierinha schoss den Ball dann gegen seine linke Wade, von dort kullerte er ins Tor, die Spielleitung sprach dem Portugiesen das Urheberrecht am Treffer zu.

Die Bremer fielen jetzt nur noch vereinzelt in die Wolfsburger Hälfte ein, ihr Umschaltspiel ist in den vergangenen Wochen erstaunlich gereift, kurz vor der Pause verfehlte Davie Selke um Zentimeter das 4:2 (43.). 45 Minuten hatten die Bremer eine mitreißende Vorstellung aufgeführt, aber manchmal reichen wenige Minuten, um alles einzureißen. Drei Minuten nach der Pause unterschätzte Vestergaard eine Flanke aus der Wolfsburger Hälfte, De Bruyne bediente Dost, das 3:3. Weitere drei Minuten später war es Sternberg, der De Bruyne auf dem rechten Flügel gewähren ließ, wieder hatte Dost im Zentrum freie Bahn, elf Mal hat der Niederländer in der Rückrunde bereits getroffen. Nach 52 Minuten war es dann Caligiuri, der nach einem Lupfer von Dost zum 5:3 einschob, auch wenn Dost im Abseits gestanden hatte. Drei Tore binnen acht Minuten nach Beginn der zweiten Hälfte, das hatte noch keine Bundes- liga-Mannschaft geschafft. Das erlegte dann auch die tapferen Bremer.

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