Samsung Galaxy S 6:Schluss mit Plastik-Bombern

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Samsung-Chef JK Shin stellt das neue Galaxy S 6 auf der Mobile World Congress convention (MWC) vor. (Foto: Getty Images)
  • Samsung stellt seine neuesten Smartphones vor: das neue Galaxy S 6 und das Galaxy S 6 Edge. Die große Variante Edge hat sogar einen zweiten Screen.
  • Die Smartphones sind wertig gestaltet mit viel Glas und Metall, nicht unähnlich dem iPhone6.

Von Helmut Martin-Jung, Barcelona

Und was macht der Marktführer? Die vorab aus diversen Quellen aufgetauchten Bilder und Beschreibungen waren richtig, der südkoreanische Samsung-Konzern macht das, was ihm Kritiker und Konkurrenten schon lange vorwerfen: Das neue Galaxy S6 lehnt sich an erfolgreiche Modelle an. In diesem Falle wäre ein weiteres Mal Apple an der Reihe, denn die beiden neuen Smartphone-Flaggschiffe, die Samsung am Sonntagabend, einen Tag vor Beginn der Fachmesse Mobile World Congress (MWC) in Barcelona, vorgestellt hat, sie sind Apples neuem iPhone 6 durchaus nicht unähnlich.

Es ist eine Wende zurück sozusagen, denn in jüngerer Zeit hatte man Samsung eher vorgeworfen, die Smartphones aus Seoul seien - wiewohl leistungsmäßig Spitzenklasse - eher lieblos gestaltet. Die verwendeten Materialien zum Beispiel bei der hinteren Abdeckung, die aus Kunststoff ist, wirkten nicht wertig genug für ein Gerät mit diesem Anspruch und vergleichsweise hohem Preis. Das im Vorjahr präsentierte Modell Galaxy S 5 verkaufte sich denn auch weit schlechter als erwartet.

Über Plastikbomber braucht sich dieses Jahr keiner zu beschweren

Samsung war vor einigen Jahren mit seinen Galaxy-S-Handys in die Erfolgsspur gekommen. Das erste davon war designerisch auch angelehnt an Apples iPhone 3G. Was lag also näher als zu versuchen, mit Design-Anleihen wieder Boden gutzumachen? Eines jedenfalls scheint klar zu sein: Über Plastik-Bomber braucht sich dieses Jahr keiner zu beschweren, es dominieren bei Samsung Metall und Glas. Diesem designerischen Anspruch fielen auch die wechselbare Batterie und der Steckplatz für zusätzlichen Speicher zum Opfer.

Eine Neuerung aber hat Samsung erst einmal alleine: Denn es gibt eine Variante des neuen Samsung-Smartphones, dessen Bildschirm an beiden Längsseiten gewölbt ist - ähnlich wie beim Riesenhandy Galaxy Note Edge, das der Konzern derzeit stark bewirbt, bei dem aber nur die rechte Längsseite des Bildschirms gewölbt ist. Dahinter verbirgt sich ein zweiter Bildschirm, auf dem man zum Beispiel Börsenkurse durchlaufen lassen kann oder E-Mail-Betreffzeilen. Genutzt wird beim Galaxy S 6 Edge nur die rechte Seite. Die aufwendige Technik treibt aber den Preis in die Höhe - man wird also sehen müssen, ob die zusätzlichen Screens bei den Käufern ankommen.

Die MWC zieht inzwischen 85 000 Besucher an

Schließlich zeigen auf dem MWC auch noch viele andere Hersteller ihre neuen Smartphones. Die Messe, die nur für Fachpublikum und Pressevertreter zugänglich ist, zieht Jahr für Jahr mehr Besucher an, im vergangenen Jahr waren es bereits 85000, darunter mehrere hundert Firmenchefs und fast 4000 Journalisten.

Auf dem begleitenden Kongress treten stets wichtige Vertreter der Branche auf. Facebook-Chef Mark Zuckerberg gastiert dieses Jahr bereits zum zweiten Mal in Folge, Sundar Pichai aus der obersten Führungsetage von Google wird da sein und auch Tom Wheeler, der Chef der US-Regulierungsbehörde FCC, der vor wenigen Tagen Aufsehen erregt hat mit seiner Entscheidung für eine weitreichende Gleichbehandlung von Daten im Netz, der sogenannten Netzneutralität.

Seit zehn Jahren findet die Messe jährlich in der katalanischen Metropole Barcelona statt, dieses Jahr zum dritten Mal im neuen Messegelände am Stadtrand, nachdem das hübsche, aber etwas verwinkelte Messegelände in der Innenstadt schlicht zu klein wurde für die zunehmende Zahl von Ausstellern und Besuchern aus aller Welt. Dass Firmen wie Samsung, Sony oder HTC den MWC als Plattform für große Neuvorstellungen wählen, zeigt die Bedeutung der Messe, die in puncto Mobilgeräte sowohl der Consumer Electronics Show in Las Vegas und erst recht der Cebit in Hannover den Rang ablaufen hat.

© SZ vom 2.3.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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