Klimaforschung:Seit 360 Monaten zu warm

Die globalen Temperaturen übersteigen seit 30 Jahren in jedem Monat den Mittelwert. Zuletzt lag der Februar 1985 im Normalbereich. Der Zeitraum hat für die Klimaforschung große Bedeutung.

Von Christopher Schrader

Die globalen Durchschnittstemperaturen lagen in den vergangenen 30 Jahren in keinem einzigen Monat unter dem jeweiligen Mittelwert des 20. Jahrhunderts. Das zeigt die Datensammlung der amerikanischen Wetterbehörde NOAA. Rückblickend war demnach der Februar 1985 der letzte Monat in der Temperaturstatistik, der nur gerade genauso warm war wie der Durchschnitt über alle Februare der Jahre 1901 bis 2000. Alle Monate seither waren wärmer als der jeweilige über das ganze Jahrhundert ermittelte Normwert.

Für die Autoren des australischen Blogs The Conversation, die die Fleißarbeit der Statistik-Analyse auf sich genommen haben, ist diese Tatsache ein klarer Beleg für den Klimawandel. "Wenn Sie jünger als 30 Jahre sind, haben Sie niemals einen Monat erlebt, der kälter war als der Durchschnitt", schreiben sie. Im Februar 1985 war Ronald Reagan US-Präsident, und in Deutschland regierte Helmut Kohl. Der Song "Shout" der britischen Band Tears for Fears stand auf Platz eins der Hitparade. Im Kino liefen "The Killing Fields" und "Cotton Club" an.

Suche nach der richtigen Normperiode

Dass es gerade 30 Jahre sind, hat im Zusammenhang mit Klimaforschung symbolische Bedeutung: Normalerweise wird Klima als Mittelwert über mindestens 30 Jahre Wetter definiert. Man nutzt dazu ganze, abgeschlossene Jahrzehnte, oft ist es die Periode von 1961 bis 1990. Vom verwendeten Zeitraum hängt aber der Referenzwert ab, mit dem man dann das aktuelle Wetter vergleicht. So ist es zum Beispiel laut Deutschem Wetterdienst im Zeitraum 1981 bis 2010 hierzulande um 0,7 Grad wärmer gewesen als 1961 bis 1990. Die Umstellung von einer Norm-Periode auf eine andere ist lästig, weil sie Fehler und Missverständnisse provoziert.

Die großen Wetterdienste, die globale Daten veröffentlichen, beharren daher auf ihrer eigenen Norm-Periode. Für die NOAA ist es das ganze 20. Jahrhundert. Das britische Met Office verwendet 1961 bis 1990, das Goddard-Institut der Nasa wiederum 1951 bis 1980. Für die beiden Letzteren sind die 30 Jahre zu warmer Monate deswegen noch nicht voll: Sie geben den Februar 1994 als letzten Monat an, der kühler als erwartet war.

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