Achtelfinale im DFB-Pokal:Bremen versinkt im Bielefelder Torf

Arminia Bielefeld - Werder Bremen

Der Bremer Zlatko Junuzovic konnte seine Stärken in Bielefeld kaum zeigen - für Techniker war das Geläuf zu tief.

(Foto: dpa)
  • Große Überraschung im Achtelfinale des DFB-Pokals: Drittligist Arminia Bielefeld besiegt Werder Bremen mit 3:1.
  • Wolfsburg erreicht ebenso das Viertelfinale - in Leipzig schafft der VfL ein 2:0.
  • Mit demselben Ergebnis gewinnt Mönchengladbach in Offenbach.
  • Hier geht es zu den Ergebnissen des DFB-Pokals.

Überraschung in Bielefeld

Auf der Alm wurde es richtig laut - die Ostwestfalen im Stadion hatten gehörig was zu feiern: Arminia Bielefeld hat seinen Fans erneut einen umjubelten Abend beschert und steht erstmals seit 2006 wieder im Viertelfinale des DFB-Pokals. Der souveräne Drittliga-Spitzenreiter schaltete Bundesligist Werder Bremen am Mittwoch mit einem 3:1 (1:0) aus und darf sich nun über weitere dringend benötigte Einnahmen aus dem Pokal freuen. Manuel Junglas (32. Minute/84.) und Sebastian Schuppan (57.) ließen mit ihren Toren die Arminia-Fans unter den 26 137 Zuschauern in der seit Dezember ausverkauften Arena jubeln. Werder-Kapitän Clemens Fritz (76.) konnte nur noch den Anschlusstreffer erzielen und musste zudem kurz vor Schluss nach einem Frustfoul mit Gelb-Rot vom Platz.

In der zweiten Runde hatte die Mannschaft von Trainer Norbert Meier, der als Profi 281 Spiele für Werder absolvierte, Hertha BSC im Elfmeterschießen bezwungen (4:2). Die hoch verschuldeten Ostwestfalen standen 2005 und 2006 jeweils im Viertelfinale. Für die Bremer war das Pokal-Aus der zweite Dämpfer nach dem spektakulären 3:5 in der Bundesliga gegen den VfL Wolfsburg am Sonntag.

Werder mit neuem Keeper

Werder-Trainer Viktor Skripnik wechselte daraufhin den Torwart: Für den formschwachen Raphael Wolf spielte der im Winter von 1899 Hoffenheim ausgeliehene Koen Casteels. Wolf waren zuletzt einige Patzer unterlaufen. Bremen übernahm die Initiative und erspielt sich die ersten Möglichkeiten. Vorlagengeber war der agile Davie Selke. Zunächst scheiterte Santiago Garcia aus 15 Metern an Schwolow (7.), dann zog Fin Bartels auf rechts im Strafraum knapp am langen Pfosten vorbei (12.).

Arminia spielt mit Mut

Die Arminia ließ sich allerdings nicht einschüchtern. Aus einer kompakten Formation mit drei defensiven Mittelfeldspielern vor der Abwehr versuchten die Gastgeber mit Konterattacken zum Erfolg zu kommen. Die Pässe waren zunächst aber zu ungenau. Bei den Bremern schlichen sich mit zunehmender Spieldauer Fehler im Mittelfeld ein. Ursache war auch der durch Regen lädierte Rasen. Aber auch die zunehmend frechen Gastgeber provozierten Ballverluste. Das zahlte sich aus. In der 32. Minute schickte Kapitän Fabian Klos Tom Schütz steil in den Strafraum, der wiederum den Ball flach in die Mitte spielte. Junglas brauchte nur abzustauben. Beflügelt durch die Führung war Bielefeld ebenbürtig, nach dem Rückstand fand Werder überhaupt nicht mehr ins Spiel.

Auch nach der Pause hatte Bielefeld die besseren Chancen. Bremen konnte sein Angriffsspiel nicht entfalten, nur durch Einzelaktionen wie von Zlatko Junuzovic entstand Gefahr. Das 2:0 fiel nach einer wohl einstudierten Ecke: Christian Müller ließ den Ball passieren, Schuppan hielt das Bein rein und traf. Werder spielte nun konsequenter nach vorn und fand zunächst in Arminen-Schlussmann Alexander Schwolow seinen Meister. Fritz traf von der Strafraumgrenze ins untere Eck. Erneut Junglas schloss dann kurz vor Schluss einen Konter erfolgreich ab und sorgte für die Entscheidung.

Bas Dost trifft ausnahmsweise nicht

Wolfsburg ohne Glanz

Der VfL Wolfsburg hat dem ehrgeizigen Zweitligisten RB Leipzig die Grenzen aufgezeigt und das Viertelfinale des DFB-Pokals erreicht. Selbst ohne einen Treffer des zuletzt so erfolgreichen Bas Dost setzte sich der Tabellenzweite der Bundesliga mit 2:0 (1:0) in der sächsischen Messestadt durch. Daniel Caligiuri (20. Minute) und Timm Klose (57.) machten den Einzug der kaum glanz-, aber äußerst wirkungsvoll spielenden Werksmannschaft in die Runde der besten acht perfekt. Für RasenBallsport endete der Cup-Wettbewerb nach zuvor zwei Siegen nach Verlängerung über Erstligist Paderborn und Zweitligarivale Aue.

Erstmals war die WM-Arena von 2006 bei einem RB-Heimspiel mit 43 348 Zuschauern ausverkauft. Von übergroßer Nervosität war beim Tabellenachten der zweiten Liga wegen der tollen Kulisse aber wenig zu spüren. Die Mannschaft von Interimstrainer Achim Beierlorzer stand zunächst kompakt und ließ den Wolfsburgern nur wenig Raum. Die erste Chance der Gäste hatte - wer sonst? - Dost. Nach insgesamt acht Toren in den vergangenen drei Meisterschaftsspielen zielte er mit seinem Kopfball in der fünften Minute aber vorbei.

Wie das 0:1 fiel

Unbeeindruckt hielten die Hausherren dagegen. Nachdem die Sachsen ihr Tief in der Liga nach fünf sieglosen Partien zuletzt beendet hatten, waren sie sogar einer Führung gegen die hochkarätig besetzten Wölfe nah. Zuerst strich die Direktabnahme des aufgerückten Verteidigers Lukas Klostermann jedoch nur das Außennetz (17.). Nicht mal sechzig Sekunden später entwischte Omer Damari der VfL-Abwehr, sein Schuss ging um wenige Zentimeter daneben. Just in dieser Drangperiode traf Wolfsburg. Kevin De Bruyne spielte den Ball von der rechten Seite auf Caligiuri. Und der am Wochenende beim 5:3 gegen Werder Bremen schon zweimal erfolgreiche Offensivmann hämmerte den Ball ins Netz.

Viel mehr machten die Gäste um Weltmeister André Schürrle danach nicht. Und das trotz der größer werdenden Schwächen in der Leipziger Abwehr, die kurz vor der Pause auch noch auseinandergerissen wurde, als Innenverteidiger Tim Sebastian von Betreuern gestützt vom Platz musste. Der fehlende Abwehrchef und die notwendige Offensive eröffneten den Gästen Raum für Konter. Dost verpasste aber eine Hereingabe von De Bruyne wenige Minuten nach dem Wiederanpfiff.

Wie es zum zweiten Treffer kam

Dafür wuchtete Klose den Ball mit dem Kopf nach einer Ecke ins Tor. Wie schon beim ersten Treffer machte Leipzigs Rodney, den Beierlorzer nach der Ankunft von RB Salzburg in der Winterpause erstmals in die Startformation berufen hatte, nicht die beste Figur. Leipzigs Coach versuchte danach zwar noch mal alles, stockte seine Offensive auf vier Stürmer auf. Auch die Zuschauer trieben ihre Mannschaft unbeirrt nach vorne.

Es brachte nichts. Abgezockt spielten die Gäste die Partie ohne allzugroßen Kraftaufwand zu Ende. Schließlich will die Mannschaft von Coach Dieter Hecking am Samstag beim FC Augsburg den zweiten Platz und das Ticket für die Champions League weiter festigen.

Gladbach wirft Offenbach raus

Borussia Mönchengladbach darf weiter auf den ersten Pokalgewinn seit 20 Jahren hoffen. Beim mühevollen 2:0 (1:0)-Sieg bei den Offenbacher Kickers benötigte der Favorit am Mittwochabend aber schon einen Blackout des letzten Viertligisten im Wettbewerb, um das Viertelfinale zu erreichen. Den Führungstreffer erzielte Max Kruse in der 52. Minute per Handelfmeter, nachdem der Offenbacher Michael Müller unbedrängt den Ball an seinem ausgestreckten Arm abprallen ließ. Patrick Herrmann sorgte kurz vor Schluss (83.) dann für die Entscheidung.

Couragierte Offenbacher

Der Außenseiter spielte über weite Strecken extrem mutig und offensiv - als würde es keinen Unterschied von drei Spielklassen geben. Den ersten Eckball gab es schon nach 40 Sekunden, die erste Schusschance durch Christian Cappek in der 2. Minute. Und die lautstarken Fans auf dem mit 20 500 Zuschauern zum ersten Mal seit dem Umbau 2011/2012 ausverkauften Bieberer Berg bejubelten dazu jeden gewonnenen Zweikampf des Pokalsiegers von 1970. Die Kickers hatten in den vergangenen viereinhalb Jahren sieben Erst- und Zweitligisten rausgeworfen. Nun aber brachten sie sich selbst auf die Verliererstraße.

Die Gladbacher waren gegenüber ihrem jüngsten Bundesliga-Sieg gegen Paderborn auf gleich sechs Positionen verändert und versuchten, mit Kurzpassspiel und ihrer technischen Überlegenheit die Kontrolle über dieses Spiel zu erlangen. Doch sie wurden dabei immer wieder früh und hartnäckig gestört. Das galt auch für den ehemaligen Offenbacher André Hahn, der an alter Wirkungsstätte mal wieder von Beginn an auflaufen durfte und von den Kickers-Fans wie -Spielern freundlich empfangen wurde.

Gladbacher Chancen

Trotzdem hatte die Borussia die erste große Chance der Partie, als Stefano Maier beinahe ein Eigentor fabriziert hätte: Der Kickers-Verteidiger lenkte eine Flanke von Oscar Wendt an den Pfosten (9.). Nach einer halben Stunde fehlte auch bei einem Schuss von Thorgan Hazard nicht viel. Viel mehr kam von den Gästen aber nicht - die bessere Mannschaft hieß Offenbach. Man merkte den Kickers nie an, dass sie bei nasskaltem Wetter einen Kaltstart hinlegen mussten. Der souveräne Tabellenführer der Regionalliga Südwest hatte zuvor in diesem Fußball-Jahr noch kein einziges Pflichtspiel absolviert.

Die Gastgeber stellten sich selbst ein Bein - mit einem Handspiel das klarer kaum sein konnte. Markus Müller streckte nach einer Ecke die Hände zum Himmel und erwischte den Ball. Schiedsrichter Christian Dingert zögerte keine Sekunde und zeigte auf den Punkt. Kruse schoss halbhoch ins rechte Eck, Kickers-Schlussmann Daniel Endres war noch dran.

Hahn, dessen rasanter Aufstieg vom Regionalliga- zum Nationalspieler in seiner Offenbacher Zeit bis Januar 2013 Fahrt aufnahm, spielte bis zu seiner Auswechslung in der 74. Minute unauffällig. Zwar glaubte Offenbach weiter an seine Chance, der Favorit aber war zwingender. Nach Zuspiel von Christoph Kramer traf Herrmann aus spitzem Winkel.

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