Fall Michael Brown:Neue Proteste in US-Stadt Ferguson

Justice Department Concludes Racially Biased Practices Prevalent Within Ferguson Police Dept.

Neue Proteste in Ferguson: Demonstranten vor der örtlichen Polizeibehörde. Das Justizministerium wirft der Polizei Rassismus vor.

(Foto: AFP)
  • In der US-Stadt Ferguson demonstrieren erneut zahlreiche Menschen.
  • Das US-Justizministerium stellt im Fall Michael Brown auch die Ermittlungen auf Bundesebene ein. Vor wenigen Tagen hat das Ministerium einen Bericht veröffentlicht, welcher der örtlichen Polizei Rassismus vorwirft.
  • Justizminister Holder spricht von einer "zutiefst gespaltenen" Stadt.

Menschen in Ferguson gehen erneut auf die Straße

Nach der Veröffentlichung eines Berichtes des US-Justizministeriums zum Fall Michael Brown sind in Ferguson im Bundesstaat Missouri erneut zahlreiche Menschen auf die Straße gegangen, um zu protestieren. Dabei wurden auch Demonstranten von der Polizei festgenommen, berichten US-Medien. Wie viele, war zunächst unklar. Die Nachrichtenagentur Reuters spricht von mindestens zwei Festnahmen. Ein Sprecher sagte, die Polizisten vor Ort hätten die Demonstranten mehrfach zum Verlassen der Straße aufgefordert.

Fall Michael Brown: Die Polizei nimmt wieder Demonstranten fest - sie sollen mehrfach gewarnt und zum Verlassen der Straße aufgefordert worden sein.

Die Polizei nimmt wieder Demonstranten fest - sie sollen mehrfach gewarnt und zum Verlassen der Straße aufgefordert worden sein.

(Foto: AP)

Justizminister Holder kritisiert rassistische Polizei

In der Untersuchung wirft das Justizministerium der Polizei in Ferguson weit verbreitete rassistische Vorurteile und routinemäßige Schikane von Schwarzen vor. So würden die Beamten unverhältnismäßig viele Afroamerikaner wegen Verkehrssünden und kleiner Delikte kontrollieren und festnehmen. Außerdem würden Schwarze besonders häufig mit Geldstrafen belegt - mit dem Ziel, die Kassen der Stadt aufzufüllen.

Der Anteil Schwarzer an allen Festnahmen zwischen 2012 und 2014 lag demnach bei 93 Prozent, obwohl sie nur zwei Drittel der Bevölkerung von Ferguson ausmachten. 85 Prozent der von der Polizei angehaltenen Autos wurden von Schwarzen gefahren, 90 Prozent der Strafzettel gingen an Afroamerikaner.

Auch in E-Mails von Polizisten und Mitgliedern des Amtsgerichts in Ferguson komme immer wieder rassistische Voreingenommenheit vor. Berichten zufolge sagte der Bürgermeister Fergusons, James Knowles, vor allem drei Polizisten seien dafür verantwortlich. Sie seien vorerst beurlaubt worden, einer werde entlassen. US-Behörden verlangten wesentliche Änderungen bei Polizei und Justiz.

Justice Department Concludes Racially Biased Practices Prevalent Within Ferguson Police Dept.

Besonderen Ärger ruft bei der mehrheitlich schwarzen Bevölkerung hervor, dass das Verfahren gegen den Todesschützen Darren Wilson eingestellt wurde.

(Foto: AFP)

Justizminister Eric Holder kritisierte die Diskriminierung scharf. Er sagte vor Journalisten, dass Ferguson eine "zutiefst gespaltene Gemeinde" sei, in der oftmals "Misstrauen und Feindseligkeit" den Umgang zwischen Bevölkerung und Polizei prägen würden. Der Justizminister sprach von einer "vergifteten Atmosphäre" in der Stadt. "Es ist nicht schwer, sich vorzustellen, wie ein einziger tragischer Vorfall die Stadt wie ein Pulverfass hochgehen ließ", sagte er.

Verfahren gegen weißen Polizisten im Fall Michael Brown eingestellt

In Ferguson im Bundesstaat Missouri war im Sommer 2014 der unbewaffnete schwarze Jugendliche Michael Brown von einem weißen Polizisten erschossen worden. Der Tod hatte schwere Proteste und eine landesweite Debatte über Rassismus ausgelöst - durch den Bericht des Justizministeriums fühlen sich die mehrheitlich schwarzen Bewohner Fergusons nun bestätigt.

Allerdings entschied das Justizministerium zugleich, dass der Todesschütze auch von den Bundesbehörden nicht angeklagt wird. Es gebe keine Beweise, dass der Beamte gesetzeswidrig gehandelt habe, teilte das Ministerium mit. Das Verfahren werde eingestellt.

Der Polizist Darren Wilson hatte behauptet, er habe um sein Leben gefürchtet und deshalb zur Waffe gegriffen. Diese Aussage kann dem Justizministerium zufolge nicht widerlegt werden. Bereits Ende des Jahres hatte eine Geschworenenjury in Ferguson eine Anklage abgelehnt - und damit erneute Proteste ausgelöst.

Linktipps:

  • Wieso es Experten aus der Gegend nicht erstaunlich finden, dass die Proteste in Ferguson nach dem Tod von Michael Brown eskaliert sind, beschreibt Matthias Kolb hier.
  • Wie die Geschworenenjury zu ihrem umstrittenen Urteil kam, analysiert Jana Stegemann hier.
  • Johannes Kuhn analysiert hier den institutionellen Rassismus, den der Bericht des US-Justizministeriums festhält.
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