Freilichtmuseum Glentleiten:PCP-Fund im Starkerer Stadel

Das Freilichtmuseum Glentleiten muss eine Gaststätte sanieren, in der Reste eines verbotenen Holzschutzmittels gefunden wurden.

Von Ingrid Hügenell

Das Freilichtmuseum Glentleiten des Bezirks Oberbayern wird jedes Jahr von Tausenden Menschen besucht. 2014 waren es 135 000. Vor allem Familien machen dorthin gerne einen Ausflug. Viele essen in der großen Museumsgaststätte im Starkerer Stadel. Ausgerechnet dort wurden nun bei Messungen erhöhte Werte des Holzschutzmittels Pentachlorphenol (PCP) festgestellt, wie das Museum mitteilt. Es ist unklar, ob der Starkerer Stadel zum Beginn der Museumssaison am Donnerstag, 19. März, für Besucher geöffnet werden kann.

Das Museum wolle sicherstellen, dass Besucher und vor allem die Pächter und Beschäftigten der Selbstbedienungsgaststätte nicht gefährdet sind, erklärt Pressesprecherin Melanie Bauer. "Wir sind noch auf der Suche nach der Hauptquelle, die Messungen laufen noch." Besucher aber seien bisher nicht gefährdet gewesen, versichert sie, denn die Richtlinie, nach der nun Staub-, Luft- und Materialproben bewertet wurden, beziehe sich auf Wohnräume, in denen man sich länger aufhalte, als die Besucher das im Starkerer Stadel täten.

Gleichwohl ist den Verantwortlichen bewusst, dass es sich beim Starkerer Stadel um einen "sensiblen Bereich" handelt. Denn dort wird nicht nur gegessen; im oberen Stockwerk finden auch Workshops statt, für Erwachsene wie für Kinder. Man wolle jegliche Gefährdung ausschließen. Deshalb gelte es, die Quelle der PCP-Funde zu finden und zu sanieren.

Mehr als die Besucher seien womöglich die Pächter gefährdet. "Die sehen die Sache recht gelassen, sind aber besonders interessiert daran, das wir rasch handeln", sagt Bauer. Auch, weil sie natürlich wirtschaftlich von ihrer Gaststätte abhängig sind. Noch sei aber unklar, wie aufwendig eine Sanierung ausfallen müsse. "Das ist schwierig zu sagen", erklärt Bauer.

Museumsdirektorin Monika Kania-Schütz hofft, bald mehr zu wissen. "In den nächsten Tagen klärt sich, ob wir unsere Gaststätte zu Saisonbeginn eröffnen können. Sollte dies nicht der Fall sein, finden wir eine akzeptable Lösung, um das gastronomische Abgebot in gewohnter Qualität anzubieten", verspricht sie.

Der Schutz des häufig sehr alten Holzes sei im Freilichtmuseum von großer Bedeutung, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Deshalb wurden PCP-haltige Holzschutzmittel beim Aufbau des Museums vorbeugend verstrichen, so, wie es auch sonst im privaten und öffentlichen Bereich üblich gewesen sei. "An der Glentleiten wurden bis in die frühen 1980er-Jahre vom Bundesgesundheitsamt zertifizierte Mittel verwendet", heißt es. Erst 1989 wurden Produktion und Vertrieb des chlorhaltigen Mittels in Deutschland verboten. Denn Mittel, die gegen Holzschädlinge helfen, können auch die Gesundheit von Menschen beeinträchtigen.

Eine Sachverständige für Schadstoffe in Innenräumen und an Gebäuden ist nun beauftragt worden, das Freilichtmuseum Glentleiten und auch das Bauernhausmuseum Amerang zu untersuchen. Für den Großteil der historischen Häuser sehen die Ergebnisse laut Pressesprecherin Bauer positiv aus. "Die Chemikalien sind zwar noch nachweisbar, liegen aber in einem für Besucher unbedenklichen Bereich." Nur der Starkerer Stadel mache den Verantwortlichen eben Sorgen.

Heute werden Holz und auch Textilien anders vor Schädlingen geschützt, indem das gesamte Gebäude mit einem wenig reaktionsfähigem Gas behandelt wird, etwa Stickstoff, der den Hauptteil der Atmosphäre bildet. Das tötet Larven und erwachsene Insekten, ist aber nach der Anwendung für Menschen und Tiere völlig ungiftig und ohnehin verschwunden.

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