Bundestagswahl 2013:Steinbrück nennt Kanzlerkandidatur Fehler

Social Democratic Party (SPD) top candidate Steinbrueck and party leader Gabriel arrive for the presidium meeting at the SPD headquarters in Berlin

SPD-Spitzenkandidat bei der Bundestagswahl 2013, Peer Steinbrück, auf dem Bild frisch gescheitert.

(Foto: Michael Dalder/Reuters)
  • Der SPD-Politiker Steinbrück erklärt, er sei bei seiner Kandidatur einer Selbsttäuschung unterlegen. "Ich war etwas blind", sagt er.
  • Er habe dazu beigetragen, dass der Wahlkampf bereits im Frühjahr 2013 verloren gewesen sei.
  • Steinbrück wird sich künftig nicht mehr mit deutscher Politik beschäftigen, sondern mit der Modernisierung der Ukraine.

Steinbrück: Wahlkampf schon im Frühjahr 2013 verloren gewesen

Anderthalb Jahre ist die Bundestagswahl nun her. Damals unterlag die SPD deutlich der CDU und verfehlte ihr Ziel, den Bundeskanzler zu stellen. Viele schoben die Schuld damals auf den Spitzenkandidaten Peer Steinbrück. Der schaut nun mit Reue zurück. "Die Kanzlerkandidatur war ein Fehler, und zwar meiner. Ich glaube, dass ich einer ausgeprägten Selbsttäuschung unterlag", sagte der SPD-Politiker in einem Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin Spiegel.

Er sei deutlich einer Selbsttäuschung unterlegen, so Steinbrück. "Bezogen auf meine eigenen Vorteile oder Nachteile gegenüber Frau Merkel; in der Frage, wie ich als nicht unbedingter Messdiener parteipolitischer Wahrheiten zusammen mit meiner Partei einen solchen Wahlkampf erfolgreich gestalten kann, und in der Einschätzung der politischen Stimmung im Land. Ich war etwas blind."

Eine "gewisse Koketterie" seinerseits habe auch eine Rolle gespielt. Der Wahlkampf sei aus mehreren, auch von ihm verschuldeten Gründen bereits im Frühjahr 2013 verloren gewesen, so Steinbrück. "Da können Sie nichts mehr machen und nur noch in Würde zu Ende spielen." Steinbrück musste sich schon relativ früh in seiner Kandidatur mit der Kritik auseinandersetzen, ungewöhnlich hohe Honorare für Vorträge zu verlangen. Er reagierte vor allem mit Unverständnis. Für Aufsehen sorgte schließlich ein SZ-Magazin-Cover, auf dem er den Mittelfinger zeigte.

Strategische Fehler im Wahlkampf

Doch Steinbrück macht nicht nur sich selbst für das schlechte Abschneiden der SPD verantwortlich, sondern auch seine Partei. Die SPD habe ein einseitiges Bild von Deutschland vermittelt, so Steinbrück. "Die SPD vermittelte den Eindruck, das Land stehe am Abgrund und bestehe aus einer Ansammlung von Opfern", sagte er dem Spiegel. Aber "um die 75 Prozent der Bürger fanden laut Umfragen, Deutschland sei in einem ganz guten Zustand - und dafür sprach ja auch einiges", so Steinbrück. Außerdem hätten er und die SPD gedacht, "wenn es für Mindestlohn, die Gleichstellung von Homosexuellen, ein modernes Staatsbürgerrecht, die Frauenquote und die Mietpreisbremse jeweils einzeln hohe Zustimmungsquoten gebe, dann ließe sich aus der Addition solcher Vorhaben eine parlamentarische Mehrheit schmieden".

Neuer Job für den SPD-Politiker

Steinbrück scheint nun mit der Vergangenheit abzuschließen - dabei wird ihm wohl auch seine neue Aufgabe helfen. Der SPD-Politiker will als bezahlter Berater die Ukraine auf ihrem Modernisierungskurs unterstützen und unter anderem Vorschläge für eine Steuerreform in dem Land erarbeiten. "Ich werde in die Ukraine reisen", sagte Steinbrück der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Er plane dort Termine mit der ukrainischen Zentralbank und der Finanzministerin.

Steinbrück gehört übereinstimmenden Medienberichten zufolge einem neuen Beraterkreis aus acht europäischen Politikern an. Die Arbeit erfolgt für den gemeinnützigen Verein Agentur für die Modernisierung der Ukraine, der unter anderem vom CDU-Bundestagsabgeordneten Karl-Georg Wellmann und dem französischen Philosophen Bernard-Henri Lévy in Wien gegründet wurde.

Direktor ist der ehemalige österreichische Vizekanzler Michael Spindelegger. Für die Finanzierung wollen demnach vorerst ukrainische Unternehmer sorgen. Wellmann verteidigte dies: "Wir arbeiten nicht für Geschäftsleute oder Oligarchen, sondern für die Ukraine." Steinbrück sprach in der Bild-Zeitung von einer "absolut seriösen Stiftung". Er bestätigte, dass er eine Vergütung für seine Arbeit bekommen werde. "Ich kann Ihnen im Augenblick jedoch nicht sagen, wie hoch diese ist", sagte er der FAZ. Nach seinen Angaben sollen im Oktober Vorschläge für die Modernisierung des Landes vorgelegt werden.

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