Unterschleißheim:Zielgruppe Fachoberschüler

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Im Umfeld der FOS und BOS siedeln sich viele neue Läden an. Nicht alle laufen wie erhofft.

Ein Café mit Bäckerei, ein Schreibwarengeschäft, neue Öffnungszeiten im Jugendcafé Schmeck Eins - die Fach- und Berufsoberschule (FOS/BOS) des Landkreises hat einiges dazu getan, dass sich das Umfeld des Lohhofer Bahnhofs tief greifend verändert. 520 Schüler besuchen die Schule, die im September 2014 in Betrieb gegangen ist. Kommendes Schuljahr dürfte man sich bereits langsam der Marke von 1000 Schülern nähern, auf die der Bau ausgelegt ist. Kein Wunder, dass die Geschäftswelt ringsum, vor allem die gastronomische, auf die neuen Kunden reagiert. Noch aber lässt sich mit den Fach- und Berufsoberschülern nicht wirklich Geld verdienen.

Dort, wo früher eine alte Tankstelle mit Autobastlerwerkstatt stand, erhebt sich jetzt ein schmuckes neues Gebäude, mit Appartements in den oberen Stockwerken, einem Bäckerei-Café und einem Schreibwarenladen im Parterre. Die Café-Betreiber können nicht klagen, sobald die Sonne scheint, sind die Tische im Außenbereich besetzt mit jungen Leuten. Enttäuschung dagegen herrscht im Schreibwarengeschäft nebenan. Inhaberin Edith Trausan hat die zweite Filiale neben ihrem Stammgeschäft in der Bezirksstraße eröffnet, in der Hoffnung, dort viele Schülerwünsche bedienen zu können.

Ob der Laden sich halten kann, ist unklar

Bis jetzt aber haben sich ihre Erwartungen nicht erfüllt: "Es kommen sehr wenige, auch sehr wenig Lehrer. Wir wissen, dass die Fachlehrer viel über das Internet bestellen, das finde ich sehr schade." Es sei immer dasselbe, betont Trausan: "Wenn die Läden dann weg sind, wird wieder gejammert. Solange sie da sind, kommt man aber höchstens, wenn man eine Kleinigkeit vergessen hat. Davon aber kann ein Geschäft nicht leben." So wie es derzeit aussehe, sei sie nicht sicher, ob der Laden am Lohhofer Bahnhof bleiben werde.

Antonello Mura, der gleich gegenüber der Fachoberschule schon seit Jahren die Pizzeria Porto Pino betreibt, verzeichnet ebenfalls wenig Kunden aus der FOS/BOS, ein gutes Dutzend komme regelmäßig, schätzt er. Dabei gebe es extra ein Sonderangebot für die Schüler, die Pizza für fünf Euro. Probleme bereitet dem Wirt der mangelnde Zuspruch allerdings keine, er hat mit den Angestellten aus den Büros ringsum genügend Kundschaft an den Mittagstischen. Westlich der FOS/BOS erstreckt sich ein kleines, aber feines Gewerbegebiet, in dem nicht nur die Firmen Bärlocher und Serono residieren, sondern auch die Investmentbank Baader und die Deutsche Pfandbrief Bank, wie die Reste der maroden Hypo Real Estate inzwischen heißen.

Auch Kerstin Greif, Wirtin im Café Schmeck Eins im Jugendzentrum hat auf die potenzielle Laufkundschaft aus der benachbarten Schule reagiert. Sie öffnet jetzt zweimal die Woche, Mittwoch und Donnerstag, schon mittags. Schüler schauen seither durchaus vorbei, viel öfter aber begrüßt Greif in ihrem Jugendcafé jetzt eine ganz andere Klientel: Anzugträger aus den umliegenden Banken und Büros.

Der Unternehmensberater isst neben den Jugendlichen

So wie den Unternehmensberater, der an diesem Mittwoch vor der Speisekarte am Eingang zum Jugendzentrum steht. "Ich bin das erste Mal hier, weil ich gerade das Angebot in der Gegend erkunde", sagt er. Seinen Namen mag er nicht nennen, betont aber: "Ich habe kein Problem damit, mit Jugendlichen zu essen, ich muss nicht unter Gleichen bleiben, im Gegenteil." Für ihn seien zwei Fragen ausschlaggebend: "Wie sitze ich und wie schmeckt das Essen?" Später, nach dem Schnitzel, ist der Unternehmensberater zufrieden: "Ich komme wieder." Für Kerstin Greif ist die neue Kundschaft durchaus ein Lichtblick, hat sie doch eine einjährige Zwangspause während der Renovierung des Gleis 1 hinter sich und die Stammkunden stellen sich nur langsam wieder ein.

© SZ vom 10.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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