Hubschrauber-Absturz in Argentinien:Abenteuer-Dreh auf ungewohntem Terrain

Lesezeit: 3 min

Wenige Momente vor dem Unglück in der argentinischen Provinz La Rioja (Foto: AFP)
  • Frankreich trauert um die zehn Menschen, die beim Absturz zweier Helikopter in Argentinien ums Leben gekommen sind. Darunter drei berühmte Sportler.
  • Das Unglück ereignete sich bei Dreharbeiten zur Reality-Show "Dropped".
  • Die zuständige Produktionsfirma stand schon einmal in der Kritik, als 2013 zwei Menschen bei Fernsehaufnahmen ums Leben kamen.

Todesfälle bei ALP-Produktionen

Und wieder ist es eine Show der Produktionsfirma ALP (Adventure Line Productions), bei der ein Unglück geschieht. Zehn Menschen sind beim Absturz zweier Hubschrauber in der argentinischen Region La Rioja ums Leben gekommen, darunter die französische Schwimmerin Camille Muffat - Gewinnerin einer Olympia-Goldmedaille in London 2012, der ehemalige Boxer Alexis Vastine - Bronzegewinner bei den Olympischen Sommerspielen in Peking 2008 - und die Seglerin Florence Arthaud.

Hubschrauber-Unglück in Argentinien
:Frankreich trauert um Sportler

Zehn Menschen sterben, als in der argentinischen Wildnis zwei Hubschrauber zusammenstoßen. Unter den Toten sind mehrere frühere Spitzensportler aus Frankreich. Sie hatten bei einer Reality-Show teilgenommen.

Bereits 2013 starben im Zusammenhang mit den Dreharbeiten zur ALP-Sendung "Koh Lanta" zwei Menschen. Der 25-jährige Gérald Babin war am ersten Drehtag der 13. Staffel beim Tauziehen auf der kambodschanischen Insel Koh Rong zusammengebrochen. Todesursache war ein Herzstillstand. Der Arzt, gegen den schwere Vorwürfe erhoben wurden, weil er die Krämpfe des jungen Kandidaten fehlgedeutet habe, nahm sich wenige Tage später das Leben.

Der Fall löste erhebliche Kritik am Produktionsteam der ALP aus. Die Firma habe Anweisungen gegeben, dem jungen Mann erst einmal nicht zu helfen, hieß es in französischen Medien. Das Unternehmen wies die Vorwürfe zurück. Die Sendung wurde abgebrochen, im Jahr 2014 ging eine neue Ausgabe an den Start.

ALP kündigte bei der Wiederaufnahme an, man werde mit einem ganzen Ärzteteam die Dreharbeiten begleiten, um die Sicherheit der Teilnehmer zu gewährleisten. Das gelte auch für andere Sendungen. ALP ist eine der größten Produktionsfirmen in Frankreich und hat sich auf abenteuerliche Reality-Formate spezialisiert, darunter auch die in Deutschland adaptierte Show "Fort Boyard".

"Dropped": Abenteuer in der Wildnis

Das Format "Dropped", bei dessen Dreh nun die beiden Hubschrauber abgestürzt sind, sollte im französischen Fernsehen Ende des Jahres zum ersten mal ausgestrahlt werden. Die Sendung stammt ursprünglich aus Schweden, dort ist bereits die zweite Staffel im Fernsehen gelaufen. In Frankreich hat sich der Sender TF1 die Rechte an der Realityshow gesichert. ALP produzierte. Etwa 80 Personen reisten in den vergangenen Wochen für die Fernsehaufnahmen von Frankreich nach Argentinien.

Die Dreharbeiten begannen Ende Februar am Südzipfel des Landes nahe Ushuaia, dann ging der Dreh in La Rioja weiter, einer felsigen Region im Westen Argentiniens, nahe den Anden. Die Sportler hatten einen Tag Zeit, um sich zu akklimatisieren, dann wurden sie in zwei Teams in der Wildnis ausgesetzt. Das Ziel: Möglichst als erster zurück in die Zivilisation finden, ein Mobiltelefon soweit mit Strom aufladen, dass ein Telefonat möglich ist und den Kommentator der Sendung anrufen. Das Team, das verliert, ist gezwungen, einen Teamkollegen nach Hause schicken.

Im aktuellen Fall musste der ehemalige Stürmer der französischen Nationalelf, Sylvain Wiltord, die Sendung verlassen - eine Niederlage, die ihm das Leben gerettet haben dürfte. Wiltord war schon wieder zurück in Frankreich, als er von dem Unglück erfuhr. Der 40-Jährige äußerte sich geschockt. "Ich trauere um meine Freunde, ich bin erschüttert, ich bin entsetzt, ich finde keine Worte", erklärte er über den Kurznachrichtendienst Twitter.

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Expedition auf ungewohntem Terrain

Die beiden Maschinen stürzten nur 400 Meter entfernt vom Startpunkt ab, in der Nähe des Ortes Villa Castelli. Die Hubschrauber seien kollidiert, es habe eine Explosion gegeben, berichten Augenzeugen. Alle zehn Insassen starben - außer den drei Profisportlern waren fünf Mitarbeiter der Produktionsfirma ALP an Bord, sowie die beiden argentinischen Piloten. Die Helikopter seien für die Dreharbeiten von lokalen Behörden ausgeliehen worden, schreibt Le Monde.

Wie es zu dem Unglück kommen konnte, ist noch unklar. Das Wetter war den Angaben zufolge gut. Experten sollen nun den Hergang des Unfalls untersuchen. In Paris wurden Le Monde zufolge Ermittlungen wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung eingeleitet.

Der Kommentator der Show, TF1-Wettermann Louis Bodin, hatte vor dem Unglück in einem Interview gesagt, es handle sich um Dreharbeiten auf ungewohntem Terrain. Die Logistik, die äußeren Umstände, all das sei ein wenig kompliziert. Hat die Produktionsfirma ALP Team und Teilnehmer einem zu hohen Risiko ausgesetzt? Oder handelte es sich um ein Unglück, das überall hätte passieren können? Diese Fragen werden nun zu klären sein.

Trauer um die Opfer

Die Trauer um die Opfer des Absturzes ist groß. Sportler aus der ganzen Welt nehmen Anteil. Präsident Francois Hollande sagte am Dienstag, die Sportler seien gestorben, als sie Grenzen verschieben wollten. Premier Manuel Valls schrieb auf Twitter, er fühle großen Schmerz über das Drama in Argentiniern. Ganz Frankreich trauere und stehe hinter den Familien der Opfer. Die Produktionsfirma teilte mit, man schließe sich "dem tiefen Schmerz der Familien und Angehörigen der Opfer" an.

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Linktipp (französisch): Mehr Details zur Produktionsfirma ALP hat Le Monde aufgeschrieben.

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