"Block B - Unter Arrest" auf RTL:TV-Schlager Frauenknast

"Block B" auf RTL

Auseinandersetzungen sind im "Block B" an der Tagesordnung.

(Foto: RTL / Claudius Pflug)

Nach dem Trash-Erfolg "Hinter Gittern" versucht es RTL jetzt mit "Block B". Das Rezept? Intrigen, Korruption, Machtspielchen - und natürlich die üblichen lesbischen Fantasien.

Von Julia Weigl

Vor ein paar Jahren hatte Netflix die Idee, den Knast modisch zu machen und verkaufte seine damals neue Eigenproduktion gewissermaßen als Farbe der Saison. In Orange Is the New Black geht es um eine erfolgreiche New Yorker Managerin, die wegen einer lang zurückliegende Geldwäscheaktion den Mann und die Superwohnung hinter sich lassen muss und ins Gefängnis einrückt. Interessante Idee, könnte man meinen, aber die Verbindung von TV und Knast, genauer dem Frauenknast, hat ein Vorbild: Die australische Erfolgsserie Prisoner aus den Achtzigern wirkt nach, wie schon in der RTL-Version Hinter Gittern - Der Frauenknast (1997 bis 2007) und dem Prisoner-Remake Wentworth.

Wenn nun also RTL eine neue Dramaserie im Frauengefängnis spielen lässt, denkt der deutsche Zuschauer je nach seinen Sehvorlieben entweder an Trash- Zicken im Kölner Privatfernsehen oder an tolles amerikanisches TV. Passt das zusammen in eine Zelle?

Block B - Unter Arrest ist die deutsche Version des australischen Frauenknast-Erfolgs Wentworth. Erstaunlich ist daran zunächst die hochwertige Besetzung. Katrin Sass (Weissensee) und Nina Hoger - in einem anderen Leben als Nonne Theodora in der ARD unterwegs - sind dafür zuständig, das Knast-Kolorit zu liefern. Die eine, Sass, regiert als brutale Knastmatriarchin Rita Plattner, trägt dazu eine Jackie-O-Sonnenbrille, makelloses Make-up und perfekte Frisur. Das bringt Klasse ins Sing-Sing. Nina Hoger dagegen besänftigt als gutmütige Knastmama die anderen Frauen.

© RTL / Claudius Pflug

Knastwärter Alex (Krunoslav Sabrek) und Kollegin Ariane (Patricia Aulitzky, rechts) kontrollieren Häftlingskönigin Rita (Katrin Sass, Mitte).

(Foto: Claudius Pflug/RTL)

Brutal, beklemmend, realistisch soll die Serie sein

In Berlin tragen die Häftlinge legere türkisfarbene Outfits, die mehr an gemütliche Freizeitklamotten erinnern als an die klassischen beigen Uniformen aus Hinter Gittern. Türkis ist das neue Beige.

Ansonsten übernimmt Block B Figurenkonstellation, Plot, Ästhetik sowie die generelle Idee von Wentworth: Brutal, beklemmend, realistisch soll die Serie sein. Auch Block B lebt von der grotesken Faszination für einen Mikrokosmos aus Intrigen, Korruption, Machtspielchen - und natürlich den üblichen lesbischen Fantasien.

In diese Welt gerät die Friseurin Bea Kröger (Gisa Zach), sie ist die Hauptfigur und hat eine traurige Vorgeschichte. Von ihrem Ehemann regelmäßig verprügelt und bedroht, unternimmt sie einen Mordversuch an diesem Fiesling. Das war für lange Zeit ihr Kontakt zu den Männern draußen, denn die Tat bringt sie in die JVA-Tempelhof. Dort muss sie sich, nun ja, durchboxen und unter den Frauen Verbündete finden, die sie gegen andere beschützen.

Das Leben hat ihnen keine Wahl gelassen

Es ist eine Spezialität des Genres, dass es immer die gleichen Konstellationen und Klischees durchspielt: Die Häftlingsköniginnen und die normalen Gefangenen bilden ein streng hierarchisches System, in das die Wärter kaum Einblick haben. Eine Gruppe von Frauen, denen das Leben keine Wahl gelassen hat und die sich nun in einer eigenen - geschlossenen - Gesellschaft organisieren.

Nur fühlt sich Block B - Unter Arrest mehr wie die Weichspülerversion des australischen Originals an. Die Serie pendelt zwischen der rohen Brutalität von Wentworth, dem spröden Humor von Orange Is the New Black und dem Trash-Charakter von Hinter Gittern, und kann sich nicht entscheiden, was sie eigentlich sein möchte.

Am Ende der ersten Folge kommt es zu einer Massenschlägerei, und wie das umgesetzt ist, sagt viel über Block B: Ein süßlicher Frauengesang begleitet die Zeitlupenbilder und verwandelt das Knastdrama in eine düstere Seifenoper.

Block B, RTL, donnerstags, 21.15 Uhr.

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