Politisches Tauwetter:USA und Kuba stellen Telefonverbindungen wieder her

  • Erstmals seit Jahren soll es wieder eine direkte Telefonverbindung zwischen den USA und Kuba geben. Ein entsprechendes Abkommen wurde durch die Lockerung des US-Handelsembargos gegen Kuba möglich.
  • Bisher mussten Gespräche über Drittstaaten geführt werden, zu hohen Kosten. Der Markt ist auch für US-Firmen interessant.

Von Sebastian Schoepp

Nach jahrzehntelanger Funkstille kommen Kuba und die USA einander nun rasch näher. Im Rahmen der neuen diplomatischen Annäherung wurde nun sogar wieder eine Telefonverbindung etabliert.

Die staatliche kubanische Telefongesellschaft Etecsa ließ am Mittwochabend über Staatsmedien eine knappe Pressemitteilung verbreiten, wonach demnächst direkte Kommunikation möglich werden soll, zunächst aber nur für Telefongespräche. Die Leitung sei das Resultat einer Vereinbarung mit dem US-Unternehmen Domestic Telecom, Inc. (IDT), hieß es.

Die Übereinkunft ist die erste zwischen einem kubanischen und einem US-Unternehmen, seit beide Staaten im Dezember eine Annäherung verkündeten. Washington hat das Handelsembargo gelockert und Telekommunikationsfirmen erlaubt, Geschäfte mit der sozialistischen Karibikinsel zu machen.

Eine gute Nachricht für Verwandte von Exil-Kubanern

Wie Etecsa mitteilte, soll "die Qualität der Kommunikation zwischen den Bürgern beider Länder" verbessert werden. Für die vielen Kubaner, die Verwandte in den USA haben, ist das eine sehr gute Nachricht - so gut, dass sich unter der dürren Meldung sogleich erboste Kommentare kubanischer Internetnutzer stapelten, die genauere Informationen forderten, vor allem über die künftigen Preise.

Bislang konnten Telefonate zwischen Kuba und den USA nur über Drittstaaten laufen. Das war sehr teuer. Die kubanische Gemeinde in den USA ist etwa zwei Millionen Menschen stark. Ein hervorragendes Geschäft für die beteiligten Firmen und ein Vorgriff darauf, welche Profite vor allem US-Firmen durch die Annäherung winken.

Hoffnung auf bessere Internetverbindungen

Nun hoffen viele Kubaner, dass auch bald die Internetverbindungen besser werden. Kuba ist nur schlecht ans internationale Netz angebunden, häusliche Verbindungen sind selten, und Internetcafés nehmen bis zu fünf Dollar pro Stunde, für Kubaner ein astronomischer Preis. Ende März wird der Koordinator für Kommunikation beim US-State-Department, Daniel Sepulveda, nach Kuba reisen, um weitere Fortschritte zu besprechen. Ihn begleiten Vertreter des Wirtschaftsministeriums.

Die Telefonverbindungen zwischen Kuba und den USA waren seit der Revolution so schlecht wie die diplomatischen Beziehungen. Seit den 1960er Jahren waren sie immer wieder unterbrochen, seit 1999 herrschte Funkstille. Seit Dezember jedoch verhandeln die USA und Kuba über eine Annäherung. Schon Anfang April soll eine ordentliche US-Botschaft in Havanna die bisherige Vertretung ersetzen. Zu Missstimmungen kommt es neuerdings wegen Venezuela, das mit Kuba eng verbündet ist. Havanna sicherte Caracas nach den jüngsten US-Sanktionen "bedingungslose Unterstützung" zu.

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