China:Kommunistische Partei will Wiedergeburt des Dalai Lama erzwingen

Dalai Lama zu Besuch in Hamburg

Am 25. August kam der Dalai Lama nach Hamburg.

(Foto: dpa)
  • Auf dem Volkskongress in China diskutiert die Kommunistische Partei über die Ankündigung des Dalai Lama, nicht wiedergeboren zu werden.
  • Ob es nach dessen Tod einen 15. Dalai Lama gebe, sei nicht seine Entscheidung, so der Tenor auf dem Volkskongress.
  • Der KP geht es bei der Diskussion nicht um religiöse Gefühle, sondern um machtpolitische Interessen in Tibet.

Tibetische Buddhisten glauben, dass die Seele eines verstorbenen Lamas im Körper eines Kindes wiedergeboren wird. Orakelsprüche und Weissagungen führen die Mönche zu ihrem neuen Oberhaupt. 1937 war das Lhamo Dhondrub, zwei Jahre alt und Sohn einer Bauernfamilie.

Heute ist der Dalai Lama 79 Jahre alt und erfreut sich bester Gesundheit. Dennoch macht er sich über seinen Tod Gedanken - und die beschäftigen derzeit auch die Kommunistische Partei in China. Der Dalai Lama hatte in der Vergangenheit immer wieder angedeutet, nicht wiedergeboren zu werden. "Ob er die Wiedergeburt beenden will oder nicht, liegt nicht in seiner Hand", sagte Padma Choling, Vorsitzender des Tibeter Regionalkongresses, während des aktuell stattfindenden Volkskongresses der Kommunistischen Partei in Peking.

Es geht um machtpolitische Interessen

Der Dalai Lama habe auch keinen Einfluss auf seine Ernennung gehabt, so Padma Choling. Diese folge strengen religiösen Regeln und historischen Traditionen. Der Dalai Lama provoziere eine Spaltung. Zhu Weiqun, ein hochrangiger chinesischer Parteifunktionär, äußerte sich ähnlich. "Die Entscheidungsgewalt über die Reinkarnation des Dalai Lama und über das Ende oder das Überleben seiner Erbfolge, liegt bei der Zentralregierung Chinas", sagte er einem Bericht der New York Times zufolge.

Nun erscheint es zunächst verwunderlich, dass sich ausgerechnet die Kommunistische Partei Sorgen um das Nichtbefolgen religiöser Regeln macht. Dabei geht es ganz klar um machtpolitische Interessen.

Der Dalai Lama musste 1959 aus seinem Heimatland fliehen. In den Augen der chinesischen Regierung ist er ein gefährlicher Separatist. Die Führung hofft, dass sie nach dessen Tod einen eigenen, loyalen Kandidaten installieren kann. Das ist ihr bereits an anderer Stelle in Tibet gelungen.

Panchen Lama nicht akzeptiert

Die zweitmächtigste Position im tibetischen Buddhismus ist die des Panchen Lama. Der Dalai Lama hatte 1995 einen Jungen für diese Rolle benannt. Chinesische Beamten versteckten ihn jedoch und setzten einen eigenen Panchen Lama ein: Gyaltsen Norbus Erziehung wurde dann von der chinesischen Regierung streng überwacht. Er ist in diesem Jahr ebenfalls beim Volkskongress anwesend - auch wenn er jüngst kritische Töne angeschlagen hat, sehen viele tibetische Buddhisten in ihm eine Marionette.

Der Dalai Lama will eine Einmischung der chinesische Regierung nach seinem Tod verhindern. Bereits im vergangenen Dezember hatte er in einem Interview mit der BBC gesagt, es sei an den Menschen in Tibet, zu entscheiden, ob die Institution des Dalai Lamas weiter bestehen solle oder nicht.

Mut dürfte ihm das Interview mit einer Schriftstellerin aus Tibet machen. Die New York Times zitiert Tsering Woeser mit den Worten: "Das tibetische Volk würde einer von der chinesischen Führung ausgewählten Reinkarnation keinen Glauben schenken. Aber ich glaube, der Dalai Lama wird wiedergeboren."

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