Rathaus Vaterstetten:Hauptamtsleiter vermisst Führung - und kündigt

"Normalerweise ist es der Bürgermeister, der den Kurs vorgibt": Weil er das in Vaterstetten vermisst, verlässt Götz Beckenbauer die Gemeinde. Es ist der zweite Spitzenbeamte, der innerhalb eines Jahres geht.

Von Karin Kampwerth, Vaterstetten

Die Mitarbeiter im Vaterstettener Rathaus kommen nicht zur Ruhe. Nun hat Hauptamtsleiter Götz Beckenbauer gekündigt. Voraussichtlich zum 31. Mai verlässt der 52-Jährige Vaterstetten, um in gleicher Funktion in eine 10 000-Einwohner-Gemeinde in Baden-Württemberg nahe der Schweizer Grenze zu wechseln. Beckenbauer geht also nicht, um die Karriere noch einmal voranzutreiben, sondern aus Frust - daraus macht der Spitzenbeamte kein Geheimnis.

Seiner Ansicht nach fehlt es der Verwaltungsspitze mit Bürgermeister Georg Reitsberger (Freie Wähler) an Führungsstärke. "Normalerweise ist es der Bürgermeister, der den Kurs vorgibt und sagt, welche Projekte verwirklicht werden", sagt Beckenbauer. Das sei in Vaterstetten längst nicht mehr der Fall. Die Folge sei "ein Zuständigkeits- und Machtgerangel." Beckenbauer vergleicht die Situation im Vaterstettener Rathaus mit der im Ebersberger Landratsamt unter dem früheren Landrat Gottlieb Fauth (CSU).

Die Führung der Behörde sei Fauth mit dem Fortschreiten seiner Erkrankung entglitten. Seit Robert Niedergesäß, einst Beckenbauers Chef im Vaterstettener Rathaus, Landrat ist, erkenne man wieder, dass jemand das Heft in der Hand habe. "Ich brauche jetzt einen Neuanfang", sagt Beckenbauer und betont gleichwohl, dass seine Kollegen im Rathaus nicht Ziel seiner Kritik seien. Im Gegenteil: "Ich bin sehr gut aufgenommen worden, die Stimmung ist herzlich." Bei seiner Kündigung sei einzig und alleine ausschlaggebend gewesen, was er dienstlich umsetzen könne - oder was eben nicht.

Pikant ist die Personalie aber auch deshalb, weil die Vaterstettener Verwaltung in Beckenbauer schon den zweiten Spitzenbeamten innerhalb eines Jahres verliert. Im vergangen Mai hatte Verwaltungschefin Doris Laban die Gemeinde verlassen, weil sie die Bürgermeisterwahl in Bad Endorf gewann. Zuvor war Laban allerdings in einen unschönen Skandal im Rathaus verwickelt, an dessen Ende eine Mitarbeiterin, die Laban schwere Mobbing-Vorwürfe gemacht hatte, die Gemeinde verließ.

Ein Nachfolger für Laban konnte bis heute nicht gefunden werden. Das liegt laut Georg Kast, Wirtschaftsförderer und Referent des Bürgermeisters, auch daran, dass Versuche, Stellen in der Verwaltung attraktiv zu gestalten, von einigen Gemeinderäten torpediert würden. Darüber hinaus böten kleinere Kommunen schnellere Aufstiegsmöglichkeiten. Zuletzt hatte ein Bewerber, der eigentlich den Zuschlag bekommen sollte, kurzfristig abgesagt. Kast dementiert aber, dass weitere leitende Mitarbeiter auf dem Sprung seien. "Wechselabsichten sind uns nicht bekannt."

Fragt sich nur, wie lange. Denn auf die verbleibenden Mitarbeiter kommt mehr Arbeit zu. Zusätzlich zu Labans Aufgaben müssen dann auch die von Beckenbauer verteilt werden.

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