Varoufakis bei Günther Jauch:Böhmermann: Wir haben den Stinkefinger gefälscht

Jan Böhmermann

Will das umstrittene Varoufakis-Video mit Stinkefinger manipuliert haben: ZDF-Moderator Jan Böhmermann

(Foto: dpa)
  • Jan Böhmermann behauptet, ein umstrittenes Video gefälscht zu haben, das Griechenlands Finanzminister Varoufakis mit ausgestrecktem Mittelfinger zeigt.
  • Varoufakis hatte in der Talkshow "Günther Jauch" behauptet, das Video sei nicht echt.
  • In der Öffentlichkeit hatte sich die Auffassung durchgesetzt, dass es sich bei dem Video nicht um eine Fälschung handelt.

Von Christoph Meyer

Varoufakis' Stinkefinger angeblich gefälscht

Zuerst denkt man an einen läppischen Scherz, aber dann liefert Jan Böhmermann in seiner Sendung "Neo Magazin Royale" eindrückliche Bilder: Hat er nachträglich ein Video mit Griechlands Finanzminister gefälscht? Hat Yanis Varoufakis Deutschland tatsächlich nie den ausgestreckten Mittelfinger gezeigt?

Noch keine Woche ist es her, da herrschte in Deutschland Aufregung. Varoufakis lüge offensichtlich im Fernsehen, ließ sogar der CDU-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Volker Kauder, wissen. Die Kommentarspalten der Zeitungen waren voll von Häme - auch die SZ analysierte die umstrittene Szene. Beinahe lächerlich schien die Behauptung von Varoufakis, ein Video aus dem Jahr 2013, das ihn bei einer Konferenz in Kroatien zeigt, sei bearbeitet. Vor allem weil Varoufakis im gleichen Moment, in dem der Mittelfinger in die Höhe geht, die Worte spricht "stick the Finger to Germany" - zeig' Deutschland den Finger. (Die SZ berichtete)

Bei Dreharbeiten auf altes Videomaterial gestoßen

Doch genau das behauptet jetzt der Fernseh-Moderator Jan Böhmermann. Ihm zufolge war genau dieser Satz erst die Inspriation zur Fälschung. Über das Filmmaterial sei Böhmermann bei Arbeiten für ein satirisches Musikvideo gestoßen, das er über den griechischen Finanzminister gedreht hat.

So weit, so gut: Doch dann zeigt der TV-Mann in seiner Sendung ein "Making of" des angeblich gefälschten Videos. An einem Bildschirm erklärt ein Mitarbeiter, wie mithilfe eines Videobearbeitungsprogramms die Hand ausgetauscht wurde. Die Szene hatte das Team angeblich zuvor aufwändig in einem Studio mit einem Double nachgedreht. Von dem ist am Ende nur noch der Unterarm zu sehen. Dieser wird dann vor laufender Kamera in das Varoufakis- Video eingefügt - und ist nicht mehr vom Original zu unterscheiden.

"Subversive heißt subversiv"

Die Szene mit Varoufakis' Stinkefinger hatte ein breiteres Publikum erstmals in Böhmermanns Sendung gesehen, am Ende des satirischen Musikvideos rund um den griechischen Finanzminister. Dieses Musikvideo wurde am 25. Februar auf YouTube hochgeladen - das angebliche Varoufakis-Originalvideo von 2013 indes am 12. Februar 2015, von den Organisatoren der Zagreber Subversive-Konferenz.

Die Veranstalter der Konferenz hatten die Echtheit des Videos im Gespräch mit SZ.de bestätigt. Wenn sie das Video gepostet hätten, sei es auch echt, hatten sie gesagt. Böhmermann behauptet nun, dass er auch hinter diesem Video-Upload steckt. Mit Hilfe einer kroatischen Mitarbeiterin habe er Kontakt zu den Veranstaltern der Konferenz aufgenommen - und sie für seine Sache gewonnen. Schließlich bedeute subversive ja subversiv.

Zum Schluss schüttet Böhmermann Häme über seinen Kollegen Günther Jauch, die Bild-Redaktion und die Öffentlichkeit aus, die die angebliche Ente von der obszönen Geste nur zu gerne geglaubt habe. Ob Böhmermann das Video nun tatsächlich vor Ausstrahlung bei Günther Jauch gefälscht hat, bleibt unklar. Beides scheint möglich. Klar ist nur eins: Böhmermann hat einen Coup gelandet.

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