Ebola-Virus:Rückschlag für Liberia

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Noch immer ist der Ebola-Virus in Westafrika nicht unter Kontrolle. (Foto: AP)
  • In Liberia schwinden die Hoffnungen, die Ebola-Seuche besiegt zu haben: Wieder hat sich eine Frau mit dem Virus angesteckt.
  • Seit Dezember 2013 starben insgesamt mehr als 10 200 Menschen an der Krankheit, 24 700 in neun Ländern hatten sich infiziert.
  • Um die Epidemie einzudämmen, will Sierra Leone jetzt Genitalverstümmelungen bei Frauen unter Geldstrafe stellen.

Erste Neuinfektion seit 27 Tagen

Im westafrikanischen Liberia ist erstmals seit einem Monat wieder ein neuer Ebola-Fall registriert worden. Über 27 Tage lang habe es keine Neuinfektionen gegeben, sagte Regierungssprecher Lewis Brown. Seinen Angaben zufolge wurde nun eine Frau positiv auf das Virus getestet. Brown sprach von einem Rückschlag für das Land.

Wo sich die neue Patientin infizierte, war zunächst unklar. Alle Kontaktpersonen der letzten bekannten Ansteckungsfälle hatten die 21-tägige Beobachtungsphase nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) beendet. Bis zum 15. März wurden zwar 125 Verdachtsfälle gemeldet, von denen sich jedoch keiner bestätigte.

Aus einer mit dem neuen Infektionsfall vertrauten Quelle verlautete, dass es sich bei der Patientin um die Frau eines von Ebola geheilten Mannes handele. Experten zufolge kann das Virus noch Tage nach der Heilung durch Geschlechtsverkehr übertragen werden.

Am stärksten von der Epedemie betroffen

In den von der Epidemie am stärksten betroffenen westafrikanischen Ländern Liberia, Sierra Leone und Guinea sind nach WHO-Angaben seit Dezember 2013 insgesamt mehr als 10 200 Menschen an dem Virus gestorben. Mehr als 24 700 Menschen in neun Ländern hatten sich infiziert.

Liberia war von der Ebola-Epidemie am schwersten getroffen worden. Dort starben mehr als 4000 Menschen. Wurden in dem Land vor sechs Monaten noch 300 Neuinfektionen pro Woche gemeldet, hatte es zuletzt aber deutliche Fortschritte im Kampf gegen die Krankheit gegeben. Die WHO hatte kürzlich erklärt, dass seit dem 19. Februar kein neuer Fall in Liberia aufgetreten sei. Am 4. März begann ein 42-tägiger Countdown, nach dem das Land bis zum 15. April für Ebola-frei erklärt werden sollte.

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In Guinea und Sierra Leone ist die Lage schwierig

Im Gegensatz zu Liberia gestaltete sich der Kampf gegen die Epidemie in den Nachbarländern Guinea und Sierra Leone zuletzt schwieriger. Sierra Leone kündigte vor wenigen Tagen für Ende März eine dreitägige Ausgangssperre für 2,5 Millionen Menschen zur Eindämmung der Epidemie an. In der vergangenen Woche wurden in dem Land 55 Neuerkrankungen gemeldet. Das war die niedrigste Zahl seit Juni. In Guinea gab es dagegen mit 95 Neuinfektionen in einer Woche den höchsten Wert seit Jahresbeginn.

Anhaltender Widerstand in der Bevölkerung gegen die Maßnahmen im Kampf gegen Ebola sollen die Bemühungen in Sierra Leone und Guinea behindern. So werden einige Ebola-Patienten noch immer nicht unter Quarantäne gestellt und behandelt, zudem gibt es weiter unsichere Beerdigungen der hochinfektiösen Leichen. In Guinea begann aber vor zwei Wochen eine großangelegte Versuchskampagne mit einem noch nicht zugelassenen Impfstoff. Eine ähnliche Kampagne war auch in Liberia gestartet worden.

Ebola-Angst stoppt Genitalverstümmelung

Die Angst vor Ebola hat nach britischen Angaben zu einem vorläufigen Stopp der Genitalverstümmelung bei Frauen in Sierra Leone und Liberia geführt. Die Gelegenheit müsse dringend genutzt werden, um der Praxis endgültig ein Ende zu setzen, erklärte Entwicklungshilfe-Ministerin Lindsey Northover. Zwar ist die teilweise oder vollständige Entfernung der äußeren Genitalien bei Frauen in Sierra Leone legal. Die Regierung hat jedoch als Teil ihrer Kampagne gegen die Ausbreitung von Ebola eine Geldstrafe verhängt.

Wegen der Reisebeschränkungen können zudem die Feste nicht stattfinden, auf denen zahlreiche Mädchen auf einmal verstümmelt werden, oft mit derselben Klinge. In Sierra Leone sind etwa 88 Prozent der Frauen von der Verstümmelung betroffen. Menschenrechtsaktivisten zufolge ist es dort besonders schwierig der Praxis beizukommen, weil das Ritual von mächtigen Geheimgesellschaften überwacht wird. Vielen Mädchen werde gesagt, dass sie sterben müssten, wenn sie jemanden von dem Eingriff erzählten. Weltweit wird die Zahl der Fälle auf etwa 140 Millionen geschätzt.

© sz.de/AFP/dpa/Reuters/mest - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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