Gesamtweltcup-Sieger Severin Freund:Der Mann der kleinen Schritte triumphiert

Es ist das knappste Saisonfinale der Skisprung-Geschichte: Severin Freund sichert sich in Planica den Gesamtweltcup. Dabei wackelt der 26-Jährige im entscheidenden Moment. Mal wieder.

Seine Karriere in Bildern. Von Lisa Sonnabend

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Ski Jumping World Cup in Planica

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Severin Freund gewann am Sonntag in Planica den Gesamtweltcup im Skispringen - als dritter Deutscher nach Jens Weißflog und Martin Schmitt. Die Erleichterung und Freude war bei dem 26-Jährigen riesig. "Es ist das, was ich immer gewinnen wollte und unglaublich", sagte Freund nach der Siegerehrung. "Es war die größte Saison meiner Karriere."

Nordische Ski-WM - Skispringen

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Freund ist keiner wie der Österreicher Stefan Kraft, der in dieser Saison fast aus dem Nichts die Vierschanzentournee gewann. Der Deutsche hat viel länger gebraucht, um konstant richtig weit zu springen. Denn er musste erst zu sich selbst finden.

Germany's Freund sits in a chairlift during the World Cup large hill ski jumping event at Ruka ski resort near Kuusamo

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1993 begann Freund, der aus dem niederbayerischen Rastbüchl stammt, für die Nordische Kombination zu trainieren. Seit 1995 konzentrierte er sich ganz auf das Springen. Seinen ersten Weltcup-Punkt sammelte er 2007 - beim Vierschanzentournee-Springen in Oberstdorf wurde er 30. Bis er die ersten großen Erfolge feierte, dauerte es allerdings.

Skisprung-Weltcup in Kuusamo - Severin Freund

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Bundestrainer Werner Schuster sagte einmal über Freund: "Severin ist ein Mann der kleinen Schritte." Und Caroline Otterbein, die Physiotherapeutin im deutschen Team, meinte: "Er war anfangs eher eigenbrötlerisch und oft 'fest', wie man in Skispringerkreisen sagt." Dem Athleten fehlte die Lockerheit, die Unbeschwertheit. Viel zu oft stand er sich selbst im Weg. Die Nervosität, die Anspannung, der Druck waren zu groß für ihn, wenn es wichtig wurde.

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2011 stand der 1,85 Meter große Springer in Sapporo endlich einmal auf dem Podest ganz oben. Danach plagten ihn allerdings Rückenprobleme, er ließ sich an der Bandscheibe operieren und musste eine Pause einlegen. Ein Rückschlag. Bis zu seinem ersten großen Titel musste er bis 2014 warten.

Medal Ceremony - Winter Olympics Day 11

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Bei den Olympischen Spielen in Sotschi patzte Freund im Einzelspringen, doch im abschließenden Teamwettbewerb holte er mit Andreas Wellinger, Marinus Kraus und Andreas Wank (von rechts nach links) überraschend die Goldmedaille. Die Skispringer kugelten überglücklich über den Schnee. "Da ist schon verdammt viel Genugtuung dabei", sagte Freund nach dem Erfolg. Der Olympiasieg gab ihm Selbstvertrauen. Den Rest der Saison dominierte Freund und holte bei der Skiflug-WM in Harrachov den Titel.

Four Hills Tournament - Oberstdorf Day 2

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Auch die Saison 2014/2015 begann der Deutsche stark, ehe er bei der Vierschanzentournee dem Druck doch wieder nicht standhielt. Vor Beginn rief er sich selbst zum Favoriten aus, beim Springen in Oberstdorf wurde er allerdings nur 13. - und hatte die Chance auf den Gesamtsieg bereits bei der ersten Station verspielt.

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Doch nach der Tournee begann sein Lauf: Freund durfte bei fast jedem Springen auf das Podest steigen. Beim Skifliegen in Vikersund segelte er 245 Meter weit, neuer deutscher Rekord. Zur Nordischen Ski-WM in Falun reiste der 26-Jährige mit Selbstvertrauen - und als Favorit.

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Diesmal hielt Freund den Erwartungen stand. Nach Silber auf der Normalschanze und Gold im Mixed-Wettbewerb gewann er auf der Großschanze seine dritte Medaille: Es war die goldene. In seinem silber-goldenen Sprunganzug schritt er durch den Auslaufbereich, den Kopf in den Nacken gelegt. Er genoss seinen ersten ganz großen Titel. "Er ist wie ein Flugzeug geflogen", lobte Bundestrainer Schuster. Seit Martin Schmitt 2001 war kein deutscher Springer mehr Weltmeister gewesen.

Severin Freund

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Nach der WM siegte Freund weiter in Serie. Vor dem Saisonfinale in Planica war in der Gesamtwertung sein Abstand auf Peter Prevc gewaltig. Freund allerdings wurde wieder nervös. Eigentlich liebt er große Schanzen, doch bei den beiden Abschlusspringen wurde er nur Vierter und Siebter. Am Ende lag er mit 1729 Punkten gleichauf mit dem Slowenen. Erstmals in der Skisprung-Geschichte musste die Anzahl der Saisonsiege den Ausschlag geben. Freund hatte neun gesammelt, Prevc nur drei. Der 26-Jährige küsste überschwänglich die riesige Kristallkugel.

© Süddeutsche.de/sonn/fued
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