Regionalliga-Serie:Er trifft einfach weiter

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Tore schieße man in jeder Liga gleich, sagt Michael Geldhauser (rotes Trikot). In dieser Saison kommt er mit dieser Lässigkeit bereits auf 13 Treffer.

(Foto: Eibner/imago)

Auch dank der Tore von Michael Geldhauser hat der FC Memmingen inzwischen einen beruhigenden Abstand zu den Abstiegsplätze. Der Vorsprung des Tabellenneunten auf Relegationsrang 15 beträgt sieben Punkte.

Von Christian Bernhard

Es gibt ungeeignetere Personen als Christian Braun, um über Torjäger zu sprechen. Zum einen ist Braun zusammen mit Thomas Reinhardt Trainer des Regionalligisten FC Memmingen, zum anderen war er selbst ein Torjäger: 101 Bayernliga-Tore erzielte er zwischen 1996 und 2008 für Memmingen. Er weiß also, wovon er spricht, wenn er einem Stürmer "einen tollen Torabschluss, einen platzierten und harten Schuss" sowie "ein unglaubliches Tempo" zuspricht. Der Mann mit diesen Eigenschaften ist Michael Geldhauser, Memmingens aktueller Torjäger. 13 Tore hat der 24-Jährige mittlerweile erzielt, zuletzt traf er im Heimspiel gegen Heimstetten in Unterzahl zum 2:1-Endstand. Damit ist er einer der ersten Verfolger von Würzburgs Christopher Bieber und Bayreuths Dominik Stolz, die die Torjägerliste mit 15 Treffern anführen. Besonders Geldhausers Schnelligkeit imponiert Braun, "das war ja nicht so meine Stärke", sagt er lachend.

Seit Jahren schon bestand Kontakt zwischen Geldhauser und dem FCM, im vergangenen Sommer kam der Wechsel dann zustande. Trotz eines Knorpelschadens, der ihn in der Sommervorbereitung zu einer dreiwöchigen Pause gezwungen hatte, schlug Geldhauser früh ein. Im fünften Saisonspiel, seinem ersten von Beginn an, erzielte er beim 2:1 gegen Seligenporten beide Memminger Treffer. Der Angreifer überraschte viele, schließlich war er aus der zwei Kategorien tieferen Landesliga Südwest in die Regionalliga gekommen. So etwas könne man nicht planen, sagt Braun, obwohl "wir schon der Meinung waren, dass er zu unserer Art Fußball zu spielen passt". Am wenigsten überrascht zeigt sich Geldhauser selbst. Tore schieße man ja in jeder Liga gleich, sagt er.

Damit angefangen hatte er sehr früh. Schon als Dreijähriger hatte er bei seinem Heimatverein SpVgg Langenneufach mit dem Fußball begonnen, in der D-Jugend wechselte er zum FC Augsburg, wo er die Möglichkeit hatte, in die A-Jugend aufzusteigen. Sein Trainer dort wäre Thomas Tuchel gewesen. Geldhauser entschied sich auf Anraten seiner Eltern aber für eine Lehre und wechselte zur TSG Thannhausen, wo er erst Bayernligaerfahrung sammelte und dann zu einem der gefürchtetsten Torjäger in der Landesliga avancierte - erst beim TSV Schwabmünchen in der Landesliga Süd (22 Tore in der Saison 2010/11), dann wieder in Thannhausen in der Landesliga Südwest (43 Tore in den vergangenen zwei Spielzeiten). Zweimal brachten ihm seine vielen Treffer die Torjägerkrone ein, so auch in der vergangenen Saison, die für Thannhausen allerdings mit dem Abstieg endete.

Der soll diese Saison vermieden werden, und es sieht gut aus. Der Vorsprung des Tabellenneunten Memmingen auf Relegationsrang 15 beträgt sieben Punkte, dazu haben die Allgäuer zwei Nachholspiele in der Hinterhand. Auch weil Geldhauser so eingeschlagen hat. Teams wie Memmingen, die gegen die spielstarken zweiten Mannschaften der Profivereine meist nicht das Spiel machen, profitieren besonders von einem Offensivspieler wie Geldhauser, der mit seinem Tempo eine ideale Besetzung für Brauns Grundkonzept ("kompakt stehen und schnell umschalten") ist.

Der 24-Jährige ist für einen Regionalligisten wie Memmingen Gold wert. Womöglich lässt sich Braun, der so wie das gesamte Memminger Trainerteam kürzlich seinen Vertrag verlängert hat, auch deshalb nicht zu Geldhausers Vertragssituation in die Karten schauen. Er sei "mit allen" in Gesprächen und wolle "nicht zu viel verändern. Wir versuchen, die Mannschaft beisammenzuhalten."

Am Mittwoch (19 Uhr) geht es für Memmingen in einem Nachholspiel zu Hause gegen Wacker Burghausen. Der Drittliga-Absteiger liegt nur drei Zähler hinter den Allgäuern, die erneut auf Branko Nikolic verzichten müssen. Der Verteidiger hatte sich gegen Bayreuth bei einem Zusammenprall mit einem Gegenspieler eine Gehirnerschütterung inklusive vorübergehender Gedächtnisstörung zugezogen. Er könne sich "an nichts erinnern, was in Bamberg passiert ist, nicht einmal ans Aufwärmen", sagte er. "Als ich angesprochen wurde, dachte ich, es wäre August."

Apropos August: Damals sagte Geldhauser, er erhoffe sich zehn bis 15 Tore. Eine kühne Prognose, die er bald schon toppen kann.

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