Raiffeisenbanken:Filialsterben als Chance

Die Genossenschaftsbanken wollen von den Lücken profitieren, die andere Institute in ihr Filialnetz schneiden. Jüngst gab es Spekulationen, die Deutsche Bank könnte die Zahl der Geschäftsstellen reduzieren.

Von Harald Freiberger, Frankfurt

Die Volks- und Raiffeisenbanken wollen von den Lücken profitieren, die andere Institute gerade in ihr Filialnetz schneiden. "Das ist eine Chance für uns, Talente anderer Bankengruppen aufzunehmen, die sich vielleicht nicht mehr so heimisch fühlen in ihrer Bank", sagte Verbandschef Uwe Fröhlich, als er am Dienstag in Frankfurt die Bilanz für 2014 präsentierte. Jüngst gab es Spekulationen, die Deutsche Bank könnte ihr Filialnetz von derzeit 750 um 250 ausdünnen, selbst von einer Abspaltung des gesamten Privatkundengeschäfts ist die Rede. Die Hypo-Vereinsbank hat schon länger angekündigt, die Zahl ihrer Niederlassungen von 600 fast zu halbieren.

Alle Institute leiden unter der Niedrigzinspolitik, die Zinsspanne und Gewinne zusammenschnurren lässt. Hinzu kommt, dass die Kunden immer mehr Geschäfte über das Internet machen, was gerade kleine Filialen unrentabel werden lässt. Auch bei den Volks- und Raiffeisenbanken sank die Zahl der Niederlassungen 2014 um 286 auf 12 770. Fröhlich erwartet, dass dieser Trend anhält, "ein Rückzug aus der Fläche aber kommt für uns nicht in Frage".

Ende 2014 gab es noch 1047 Volks- und Raiffeisenbanken - 31 weniger als ein Jahr zuvor. So viele Institute verschwanden durch Fusionen. Fröhlich geht davon aus, dass sich dieser Prozess 2015 noch verstärkt, Ende des Jahres rechnet er noch mit etwa 1000 Genossenschaftsbanken.

2014 lief das Geschäft für die Volks- und Raiffeisenbanken 2014 noch vergleichsweise gut. Der Überschuss stieg um fünf Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Die Deutsche Bank erzielte nur 1,7 Milliarden Euro. Selbst der Zinsüberschuss zog noch um zwei Prozent auf 17,2 Milliarden Euro an. Fröhlich erwartet jedoch, dass dies zunehmend schwierig wird, je länger die Niedrigzins-Phase andauere. 2014 machten die Institute sinkende Margen dadurch wett, dass sie anderen Banken Geschäft abnahmen.

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