Ende der Reise:Skipass kaufen, jetzt!

Die Schweizer sind vielleicht nicht die Schnellsten, aber was sie machen, hat Präzision: Nun verkaufen sie Lifttickets nach dem Frühbucher-System.

Von Dominik Prantl

Panik ist etwas völlig Unschweizerisches, was sicherlich in einer eidgenössischen Kerneigenschaft gründet. Ihre Bedächtigkeit befähigt die Schweizer nämlich dazu, maximal mit dem Tempo eines Stundenzeigers ihrer berühmten Uhren ins Rotieren zu geraten. Was nicht heißt, dass sie die Zeichen der Zeit verkennen. Im Gegenteil: Schweizer schauen sich eine Sache in Ruhe an und reagieren dann präzise und pünktlich, um beim Uhrenvergleich zu bleiben.

Ein gelassener Blick also in die Schweizer Skigebiete und auf das Problem: Wer ist wirklich so blöd und kauft einen Skipass für 70 Franken, rund 66 Euro, wenn er genauso schön und gut für 20 Euro weniger in Österreich Ski fahren kann? Gut, die Frage war eher rhetorisch, aber die Schweizer finden tatsächlich noch Mittel und Wege, wie man trotz eines annähernd paritätischen Wechselkurses Menschen auf die Schweizer Pisten kriegt, und das selbst in den Nebensaisonmonaten März und April. In der Gemeinde Grächen im Wallis zum Beispiel ist der Euro bis zum 12. April noch 1,35 Franken wert. Samnaun weist die Skipasspreise wiederum in Euro aus - wegen der Verbindung nach Ischgl, Österreich. Davos-Klosters wirbt mit "Pay what you want" und überlässt den Gästen, wie viel sie für ein Skiticket zahlen wollen. Natürlich nur - das ist jetzt das Kleingedruckte - bis 31. März bei mindestens zwei Übernachtungen und nur von Montag bis Freitag. Wer in St. Moritz mehr als eine Nacht bucht, muss immerhin 35 Franken pro Skitag hinlegen, was dafür aber den gesamten Winter gilt.

Als Krönung wollen einige Skigebiete auf ein Airline-Preismodell setzen: Wer früher bucht, und das auch noch für eher unattraktive Tage wie einen Mittwoch Anfang Dezember, erhält einen satten Rabatt. Diese dynamische Preisgestaltung ist allein deshalb ein Schweizer Kracher, weil der Euro bald nur noch zehn Rappen wert sein wird. Was die bevorstehenden Ticket-Panikkäufe im kommenden Winter auslösen werden, können nicht einmal die coolen Schweizer absehen.

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