Neuauflagen von "Heidi":Mit Almöhi beim Après-Ski

Heidi

Kitsch: Die animierte Heidi in 3D-Optik.

(Foto: 2014 Studio 100 Animation)

Heidi von der Alm kommt zurück, als Kinofilm und im Fernsehen. Aber die Machart ist ziemlich unterschiedlich: Mal sollen realistische Bilder und Bruno Ganz den Mythos wiederbeleben, mal computeranimierte 3-D-Bilder und Andreas Gabalier.

Von Julia Weigl

Heidi vergeht nicht. Es gibt Heidi-Filme, Heidi-Comics, Heidi-Hotels, Heidi-Serien, eine Heidi-Oper (auf Türkisch!) und sogar ein Heidi-Musical; alles auf Grundlage der Schweizer Kinderbuchserie von Johanna Spyri. Offenbar reicht all das aber noch nicht. In diesem Jahr kommen gleich zwei neue Heidis hinzu: eine Animationsserie in 3-D-Optik, die an Ostern im ZDF startet, und im Dezember eine Spielfilm-Heidi im Kino. Während der Kinofilm mit Bruno Ganz als Almöhi möglichst realistisch und authentisch sein will, orientiert sich die 3-D-Serie an dem japanischen Zeichentrickvorbild aus den Siebzigern - nur kommt der alte Kitsch jetzt eben modern daher.

Da passt nur zu gut, wen sich die Macher der Serie als Interpreten des Titelsongs ausgesucht haben: Der Jodelrocker Andreas Gabalier macht aus dem Lied über das Mädchen, deren Welt die Berge sind, eine Art Après-Ski-Version zum Mitklatschen. Hinter dem Projekt steht die belgische Produktionsfirma Studio 100, die Heidi so poliert, wie sie es bei der Biene Maja und Wickie bereits überaus erfolgreich vorgemacht hat: "Wir haben probiert, mit dem Lied einen Spagat zwischen dem Bestehenden und etwas Neuem zu machen", sagt Produzent Patrick Elmendorff. Bei Biene Maja trällerte Helene Fischer, bei Heidi ist es jetzt eben Andreas Gabalier.

HEIDI

Der Film mit Bruno Ganz als Almöhi, der im Dezember in die Kinos kommt.

(Foto: Stuiocanal/Walter Wehne)

Studio 100 renoviert in Serie bewährte Stoffe, stülpt ihnen eine 3-D-Optik über und präsentiert grüneres Gras, blaueren Himmel, plastischere Figuren. "Man hat natürlich den Vorteil, dass es international etablierte Marken sind", erklärt Elmendorff, "Großeltern kennen Heidi, Eltern kennen sie, Kinder kennen sie, was dazu führt, dass die ganze Familie sich das zusammen anschaut." Aber gerade erwachsene Zuschauer schätzen vor allem die japanische Zeichentrickserie von Hayao Miyazaki und Isao Takahata und reagieren skeptisch. Im Netz wird heftig debattiert: Wer braucht eigentlich eine 3-D-Heidi?

Elmendorff ficht das nicht an, auch über die 3-D-Biene Maja wurde erst gespottet. Heidi sei eben eine zeitlose Geschichte mit zeitlosen Werten: Ein kleines Mädchen verliert ihre Eltern und muss zu ihrem spröden Großvater in die Berge ziehen, landet kurz bei den spießigen Sesemanns in Frankfurt, um am Ende in den idyllischen Schweizer Alpen glücklich zu werden. Jeder kennt die Geschichte und ihre Heldin. Beide bleiben in der neuen Serie erhalten. Neu sind nur die computeranimierten Bilder. Die nicht vorhandene Kamera fliegt über diese Welt hinweg "wie ein Vogel", sagt Elmendorff.

Natürlich geht es bei der Runderneuerung aber auch darum, die Marke Heidi international zu vermarkten: "Unser Ziel ist es natürlich auch, hiermit Geld zu verdienen. Und wir haben zwölf Millionen Euro in die Serie gesteckt. Wir sind der Meinung, dass sich Kinder tollen Content anschauen und dann Fans von einer Serie oder einem Film werden", sagt der Produzent. In den Freizeitparks, die Studio 100 in Deutschland, Belgien und den Niederlanden betreibt, wird es also auch eine Heidi-Welt geben, und Kinder können sich Spiele, Bettwäsche, Brotdosen und Plüsch-Heidis schenken lassen, um zu Hause ihr eigenes Heidi-Reich zu bestücken.

Im Kino soll der Ur-Mythos wieder aufleben, das heißt: ohne Kitsch und ohne Klischees

Von all diesen Klischees und dem Kitsch, der vor allem auch dem Lied anhaftet, wollen die Produzenten des Kinofilms, Uli Putz und Jakob Claussen, möglichst weit weg. "Unserer Meinung nach ist die Verfilmung von 1952 die letzte ernsthafte Verfilmung dieser klassischen Geschichte", sagt Jakob Claussen. "Es wird einfach wieder Zeit, sich mit heutiger Technik und der gleichen Ernsthaftigkeit des Stoffes anzunehmen." Sie wollen den Ur-Mythos von Heidi wiederbeleben - und so ein realistischeres Bild der damaligen Zeit zeichnen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: