Interview:Schweigestunde

Sascha Lobo Meister

Erkennungsmerkmal roter Irokesen-Schnitt: Sascha Lobo, 39, Journalist, Blogger, Werbetexter, versteht sich auf Selbstvermarktung.

(Foto: Britta Pedersen/dpa)

Warum Sascha Lobo diesmal nicht auf der Internetkonferenz Republica reden will und warum diese Absage für den Journalisten und Internet-Blogger möglicherweise ein genialer Coup ist.

Interview von Viola Schenz

Seit 2007 findet in Berlin jährlich die Internetkonferenz Republica statt. Traditionell hält dort der Deuter des Digitalen, der Journalist und Blogger Sascha Lobo, einen Grundsatzvortrag. Für dieses Jahr hat Lobo jedoch abgesagt: Er sei enttäuscht, dass sich die deutsche Internetgemeinde kaum politisch engagiere.

SZ: Herr Lobo, vergangenes Jahr haben Sie das Internet für "kaputt" erklärt. Ist Ihre Absage die logische Konsequenz aus jenem Postulat?

Sascha Lobo: Ja und nein. Die Absage ist schon eine Folge davon, dass sich die digitale Öffentlichkeit nicht so verhalten hat, wie ich das gerne gehabt hätte. Überhaupt neigt die Realität in letzter Zeit stark dazu, sich nicht so zu verhalten, wie ich mir das vorstelle - und das nehme ich ihr übel.

Sie werfen der Öffentlichkeit Bequemlichkeit und Apathie vor. Machen Sie mit Ihrer Absage nicht genau dasselbe, nämlich das Bequeme wählen?

Ach, irgendwann ist halt das meiste gesagt, und es ist Zeit zu handeln. Selbst aufrüttelnde Reden nutzen sich ab und erstarren in einem Ritual. Schon im letzten Jahr hatte ich das Gefühl, eine vergleichsweise berechenbare Rede zu halten, die nicht die Wirkung hatte, die sie haben sollte.

Kann man mit einem Eigen-PR-Coup rechnen, sagen Sie kurz davor doch zu?

Eigen-PR-Coups sind ja quasi mein zweiter Vorname, die Mischung aus Journalismus und Aktivismus, die ich schon immer betreibe. Aber das hier ist kein Fake. Ich werde keine Rede auf der Republica halten. Ob es stattdessen etwas anderes gibt, das kann durchaus sein.

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