Personalmangel:Feuerwehr in Nöten

Großübung der Tutzinger Feuerwehr

Die Tutzinger Feuerwehr übt fleißig, wie hier die Bergung eines Schwerverletzten aus einer Baugrube. Allerdings mangelt es bei Einsätzen am Personal.

(Foto: Franz Xaver Fuchs)

Sie sollen schnell sein. Doch die Tutzinger Retter sind wochentags nur bedingt einsatzbereit, weil die meisten ihrer Aktiven in München arbeiten.

Von Gerhard Summer, Tutzing

Die Freiwillige Feuerwehr Tutzing hat schon vielen Leuten aus prekärer Lage geholfen, inzwischen steckt sie selbst in der Klemme: Zu den normalen Arbeitszeiten unter der Woche ist die Truppe nur noch bedingt einsatzbereit, speziell bei Bränden, wenn die Retter eigentlich mit drei Fahrzeugen ausrücken sollten. Dabei gehören die Tutzinger laut Kommandant Markus Kuisl zu den personal- und leistungsstärksten Feuerwehren im Landkreis Starnberg. Doch die meisten ihrer 90 Aktiven gehen ihren Berufen andernorts nach, vorwiegend in München, und kommen werktags nicht für den Einsatz in Frage. Bislang ist es Kuisl und seinem Stellvertreter Michael Lanio nicht gelungen, mehr "Leute zu gewinnen, die tagsüber da sind". Lanio sagte deshalb bei einer Informationsrunde für Gemeinderäte: Er werde es künftig ablehnen, die Verantwortung für Einsätze in Notbesetzung zu übernehmen.

Kuisl hatte die Kommunalpolitiker am Dienstag bei einer Führung durch alle Räume der Wache auf Probleme der Retter aufmerksam gemacht. Sorge macht den Feuerwehrleuten unter anderem die schlechte Lüftung in der Fahrzeughalle mit Umkleide. Die Kohlenmonoxidwerte steigen nämlich extrem an, wenn Wagen ausrücken oder zurückkehren. Weil die Fahrzeuge nach jedem Einsatz neu bestückt werden, seien die Helfer den Abgasen längere Zeit ausgesetzt, sie riskierten damit "gesundheitliche Langzeitschäden", so der Kommandant. Hinzu kommen die engen Garageneinfahrten und der Platzmangel in dem Feuerwehrhaus, das 1937 fertiggestellt und schon 19 Jahre später als veraltet und zu klein galt. Und: Der Fuhrpark der Aktiven, zu denen auch die Feuerwehr Traubing und die Löschgruppen in Monatshausen und Diemendorf gehören, ist nicht mehr der modernste. Unter anderem wird noch ein Tragkaftspritzenanhänger Baujahr 1961 genutzt. Die Löschfahrzeuge sind zwischen 22 und 30 Jahren alt.

Prekär ist aber vor allem die Personalsituation tagsüber. Kuisl nannte ein Beispiel: Vor zwei Jahren war es an einem Donnerstagvormittag zu einem Zimmerbrand in Kampberg gekommen, einem "Kleinbrand". Die Feuerwehr konnte nur sieben Leute zusammentrommeln, darunter zwei Jugendliche und lediglich zwei Träger von Atemschutzgeräten. Dabei müssten die Retter in solchen Fällen mit mindestens 18 Männern oder Frauen ausrücken.

Laut Kreisbrandrat Markus Reichart haben auch andere große und kleine Feuerwehren dieses Problem. Zwar ist seit Jahren sichergestellt, dass genügend Einsatzkräfte ausrücken. Denn die Personalstärke aller Wehren tagsüber ist im Alarmrechner der Integrierten Leitstelle gespeichert, sodass Retter aus nahegelegenen Gemeinden einspringen, wenn die Ortstruppe ein oder zwei Fahrzeuge nicht selbst besetzen kann. Zu einem Brand heuer im Betreuten Wohnen in Tutzing eilten beispielsweise fünf oder sechs Wehren. Doch ganz ist das Problem damit nicht gelöst. Der Nachteil des Modells: Verzögerungen in der Einsatzzeit, die im Bereich von zwei, drei Minuten lägen. Die Kommunen, die verantwortlich sind für die Feuerwehren, müssten sich deshalb sehr wohl darum kümmern, dass die Retter in ausreichender Stärke ausrücken könnten, etwa indem sie wie Starnberg Unterstützungsgruppen im Bauhof bereit stellten. Eine solche Lösung skizzierte auch Tutzings Bürgermeister Rudolf Krug. Bei Neueinstellungen von Bauhofpersonal werde künftig ein Kriterium sein, ob ein Mitarbeiter bei der Feuerwehr mitmachen will, sagte er.

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