Lukas Podolski:Von der Ersatzbank in die Spaßzone

Lukas PODOLSKI DFB 10 Torschuss schiesst das Tor zum 2 2 DEUTSCHLAND AUSTRALIEN 2 2 Freundscha

Ausgleich kurz vor Schluss: Lukas Podolski erzielt das 2:2 gegen Australien - sein 48. Tor im Trikot der Nationalmannschaft.

(Foto: imago)

Auch in Mailand hat Podolski Probleme - Löws Treuebonus nutzt er dennoch zu seinem 48. Länderspieltor.

Von Ulrich Hartmann

Lukas Podolski ist ein Meister des stummen Signals. Beim FC Arsenal in London hatten sie ihn zuletzt - ebenso wie bei seinem neuen Klub Inter Mailand - nicht mehr für gut genug befunden: Ersatzbank statt Thron für den ewigen "Prinz Poldi". Doch am Mittwochabend hat der 29-Jährige die Sturm-Legenden Rudi Völler und Jürgen Klinsmann überholt und damit ein Zeichen gen Mailand geschickt. Podolski, der seinen Zenit nach italienischer Lehrmeinung überschritten haben soll, war im Testspiel der Nationalmannschaft gegen Australien in der 73. Minute eingewechselt worden - und schoss acht Minuten später mit dem 2:2 sein 48. Länderspieltor. Er hat nun einen Treffer mehr als Völler und Klinsmann und steht in der ewigen DFB-Torjägerliste auf Platz vier hinter Miroslav Klose (71), Gerd Müller (68) und Joachim Streich (55). "Manche wollen Lukas gerne abschreiben", sagte Bundestrainer Joachim Löw nach dem Spiel streng, "aber er ist immer für Akzente gut - und 48 Länderspieltore sprechen für sich."

Bei kaum einem anderen Fußballer passt so trefflich die Feststellung: Er lässt Tore für sich sprechen - zumindest gilt das in der Nationalmannschaft. Um ein Haar hätte er gegen Australien in der Nachspielzeit sogar noch den Siegtreffer erzielt, doch sein Schuss strich knapp vorbei. Angesprochen auf seine Zuverlässigkeit im Nationalteam und seine dazu im Kontrast stehenden Schwierigkeiten als Reservist in Mailand, äußerte sich Podolski nach der Partie gewohnt prägnant: "Alles ist gut."

Man benötigt wohl so einen präzise formulierten Optimismus, um sich als Fußballer nicht verrückt machen zu lassen. Löw hat es sich zur Aufgabe gesetzt, den ihm seit vielen Jahren treu ergebenen Podolski im Nationalteam wieder aufzupäppeln, ihn zu trösten und zu stärken. Mittelfeldspieler Sami Khedira sagte über den geschätzten Kollegen: "Lukas ist voller Leben und Tatendrang." Das klang nur unfreiwillig so, als stehe da jemand kurz vor der Überweisung ins Seniorenheim.

Podolski ist ein leidenschaftlicher Fußballer, der mit Spaß in ein Spiel hineinfindet - und ohne Spaß daran scheitern kann. Die Nationalmannschaft ist oft seine Spaßzone. Die Zuschauer im ausverkauften Fritz-Walter-Stadion skandierten seinen Namen - sie hatten ein Gespür dafür, welcher ihrer Helden derzeit ein bisschen Wärme benötigt. "So etwas tut natürlich gut", sagte Podolski hinterher lächelnd: "Ich versuche, mein Selbstvertrauen so schnell wie möglich zurückzugewinnen."

Und doch: Er sei eigentlich "immer gut drauf", betonte Podolski und fragte: "Soll ich mich im Boden eingraben und mit dem Fußball aufhören?" Diese rhetorische Frage machte noch einmal deutlich, dass Podolski längst nicht ans Karriereende denkt. "Er hat gezeigt, dass man ihn nie abschreiben darf", lobte Khedira, der ebenso wie Podolski ein Weltmeister auf Vereinssuche ist.

Ob der Angreifer Podolski sich jedoch über das Nationalteam weiter empfehlen kann, ist fraglich. Schon an diesem Sonntagabend beim EM-Qualifikationsspiel in Georgien wird er sich auch bei Bundestrainer Löw vermutlich zunächst auf der Ersatzbank wiederfinden - und zu seinem 123. Länderspiel später allenfalls eingewechselt werden.

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