Prämierte Abschlussarbeit:Eine Puppe, eine Show

Folkwang-Absolventin zeigt ihr Tanztheaterstück im I-Camp

Von Ekaterina Kel

Nicht allein und trotzdem einsam. So muss sich das anfühlen für die Figur, die inmitten einer Gruppe von Puppen plötzlich zum Leben erwacht. Während die anderen leblos an ihren Hosenträgern von der Decke hängen, steht Sophie Killer - kurze Hosenbeine, Hemd mit Fliege, einen Haarkreis auf dem Kopf und einen schwarzen Strich im Gesicht - alleine vorm Publikum. Sie ist eine Mischung aus Clown und Marionette. Das Menschliche kommt dazu, sobald sie ihre Augen öffnet. Langsam entdeckt sie die Bewegungsmöglichkeiten ihres Körpers, reizt ihre Gelenke aus, dreht ihre Arme, Beine, Füße. Von weltfremden elektronischen Sounds begleitet, tanzt sich die tragikomische Figur durch den gesamten Bühnenraum. Tragikomisch ist sie, weil sie mit ihrem Solo gleichzeitig ulkig wirkt und Empathie erregt.

Die studierte Schauspielerin Sophie Killer erarbeitete ihr Solo "Einer tanzt aus der Reihe" als Abschlussstück an der Folkwang Universität der Künste in Essen. Im Februar hatte die für den Folkwang-Preis 2015 nominierte Arbeit in Bochum Premiere, nun kommt sie auf die Bühne des I-Camp. Dort hat die Künstlerin schon als Jugendliche bei Theaterproduktionen mitgewirkt. Die von Sophie Killer erschaffene und verkörperte Figur ist eine einsame Seele, die sich gleichzeitig über ihre Einsamkeit amüsiert sich an ihr abarbeitet. Die groteske Übertreibung macht sie zum Hauptstilmittel. So tastet sie sich durch den gesamten Bewegungsapparat, wiederholt bis zum buchstäblichen Umfallen gewohnte Gesten, steht wieder auf, stolpert über ihre eigenen Füße. Nachdem sie ihre Bewegungsstudie abgeschlossen hat, widmet sich die lebendige Marionette der Sprache. Schon bald sprudeln die komischsten Wortwitze und Sprichwort-Verdreher aus ihrem Mund. Zuvor formen ihre Lippen den Text von "There Is A Dark Place", ein Song des britischen Singer-Songwriters Tom Rosenthal, der im Hintergrund läuft.

Das Lied spiegelt in vielfacher Hinsicht die Grundstimmung des Stücks: Es ist voll heimlicher Ängste und Sorgen, gleichzeitig erfüllt mit positiver Kraft und Schönheit. Killers Figur kämpft mutig gegen die Leere auf der Bühne an - sehnt sich aber eigentlich nur nach Nähe. Am Ende aber bleibt ihr nichts anderes übrig, als sich wieder in die Reihen ihrer Puppengenossen einzureihen.

Einer tanzt aus der Reihe, Freitag und Samstag, 27., 28. März, 20.30 Uhr, I-Camp, Entenbachstr. 37

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