Ausbildung von Piloten:Die Frage nach der Schmetterlingssammlung

Lufthansa-Tochter trainiert angehende Piloten

Im Simulator: Ein junger Lufthansa-Pilot bei der Ausbildung.

(Foto: Bernd Wüstneck/dpa)
  • Im Bewerbungsverfahren für die Pilotenausbildung werden Kandidaten auch eingehenden psychologischen Tests unterzogen.
  • Scheinbar sinnlose Fragen und Aufgaben sollen Schwachpunkte offenbaren und die seelische Widerstandskraft der Bewerber prüfen.

Von Lena Jakat und Sebastian Krass

"Haben Sie eine Schmetterlingssammlung zu Hause?" Als Tim Krämer diese Frage liest, macht sie ihn zunächst ratlos. Was hat das mit seiner Eignung für die Arbeit als Pilot zu tun? Krämer sollte die Frage in der ersten Bewerbungsrunde für einen Ausbildungsplatz an der Verkehrsfliegerschule der Lufthansa in Bremen beantworten. In der zweiten Runde musste Krämer vielfältige psychologische Tests durchstehen. "Da gab es ein Rollenspiel in der Gruppe", erinnert er sich. "Drumherum saßen Psychologen, jeder machte sich zu einem Kandidaten Notizen." Sie führten auch mit jedem Bewerber ein Streitgespräch. Krämer, der anders heißt, seinen Namen in der jetzigen Lage aber nicht preisgeben will, bestand. Seit 2008 fliegt er für die Lufthansa. Was die Psychologen mit der Schmetterlings-Frage herausfinden wollen, weiß er jedoch bis heute nicht.

Die Lufthansa führt den Auswahltest gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt durch. Er gilt als eines der strengsten Bewerbungsverfahren, seit Jahrzehnten bewährt und auch international anerkannt. Das betont die Lufthansa. Das fatale Verhalten des Copiloten von Flug 4U 9525 ist aus Sicht des Unternehmens ein "Einzelfall". Allerdings wurde am Donnerstag auch bekannt, dass es bei den regelmäßigen fliegerischen und medizinischen Untersuchungen der im Dienst stehenden Piloten keine gesonderte psychologische Untersuchung gibt.

Die Piloten würden allerdings geschult, darauf zu achten, wenn ein Kollege sich seltsam verhält, erzählt Tim Krämer. Es gibt Seminare dazu, wie man in solchen Fällen reagieren soll: Zuerst den Kollegen ansprechen, ihn im Zweifel drängen, sich krankzumelden, und schließlich den Vorgesetzten informieren. "In der Praxis ist das aber nicht einfach", sagt Krämer. Nicht nur, weil man ständig mit anderen Kollegen unterwegs sei. "Es gibt so viele unterschiedliche Charaktere. Und nur weil jemand anders ist als ich, muss das ja nicht unbedingt etwas bedeuten."

Scheinbar sinnlose Aufgaben sollen seelische Widerstandskraft testen

Auch bei anderen Berufen sind Psychotests elementarer Teil des Auswahlverfahrens, etwa beim diplomatischen Dienst des Auswärtigen Amts und bei der Bundeswehr. Besonders groß sind die psychischen Belastungen beim Kommando Spezialkräfte, der Eliteeinheit der Bundeswehr. Wie das Auswahlverfahren dort genau läuft, hält die Bundeswehr geheim. Bekannt ist aber, dass auch quälende und scheinbar sinnlose Aufgaben auf dem Programm stehen, um die seelische Widerstandsfähigkeit der Kandidaten zu testen. So kursiert die Geschichte, Bewerber müssten durch einen Fluss waten, und, nachdem sie trockene Kleidung angezogen haben, gleich wieder zurück durch den Fluss.

Allerdings steht die Bundeswehr auch in der Kritik, dass sie die Psyche von Soldaten vor Auslandseinsätzen nicht systematisch genug überprüfe. Eine Studie der Technischen Universität Dresden ergab im Jahr 2013, dass ein Fünftel der Soldaten mit einer psychischen Vorbelastung in den Auslandseinsatz gehe. Solche Störungen blieben aber auch deshalb unerkannt, weil die Soldaten um ihre Karriere fürchten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: