Syrien:Assad zeigt sich offen für Gespräche mit den USA

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Syriens Präsident Assad gibt sich gesprächsbereit. (Foto: dpa)
  • Der syrische Präsident Baschar al-Assad hat sich in einem Interview mit einem US-Fernsehsender offen gegenüber einem Dialog mit den USA gezeigt. Zuvor hatten die USA ihren Außenminister John Kerry zurückgepfiffen und Verhandlungen mit Assad ausgeschlossen.
  • Die Staaten der Arabischen Liga wollen auf ihrem Gipfel im ägyptischen Badeort Scharm el-Scheich die Gründung einer gemeinsamen Armee beschließen. Sie soll den Terrorismus in der Region bekämpfen.
  • Schiitische Milizen wollen sich wegen der US-Luftschläge nicht mehr am Kampf der irakischen Armee gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) in Tikrit beteiligen.

Assad will mit den USA reden

Syriens Präsident Baschar al-Assad hat sich offen für Gespräche mit den USA gezeigt. Allerdings dürfe die Souveränität seines Landes nicht infrage gestellt werden, sagte er in einem Interview mit dem US-Sender CBS. Generell seien Dialoge gut, sagte Assad in dem Ausschnitt. "Wir sind für jeden Dialog mit jedem offen, auch mit den USA, wenn es auf gegenseitigem Respekt basiert." Es habe keinen direkten Kontakt zwischen den beiden Regierungen gegeben, fügte Assad hinzu.

Die USA hatten vor kurzem Verhandlungen mit Assad erneut ausgeschlossen und damit Äußerungen von Außenminister John Kerry klargestellt. Er hatte in einem Fernsehinterview erklärt, möglicherweise müsse der Druck auf Assad erhöht werden, um ihn zu Gesprächen über einen politischen Übergang in Syrien zu zwingen. Dies hatte bei europäischen und arabischen Verbündeten teilweise scharfe Reaktionen hervorgerufen.

In Syrien tobt seit Jahren ein blutiger Bürgerkrieg. Es stehen sich Assads Truppen und ein immer unübersichtlicher werdendes Gemisch an islamistischen und gemäßigten Rebellengruppen gegenüber. Daraus sticht die gut organisierte Terrormiliz "Islamischer Staat" hervor. Sie hat weite Teile Syriens mittlerweile unter ihre Kontrolle gebracht.

Arabische Staaten wollen gemeinsame Armee

Die Arabische Liga sucht indes nach Wegen, der Bedrohungen der Sicherheitslage in der Region Herr zu werden und hat sich deshalb auf die Bildung einer vereinten arabischen Armee verständigt. Das teilte der Chef des Staatenbündnisses, Nabil al-Arabi, im ägyptischen Scharm el-Scheich mit. Die Außenminister der Mitgliedstaaten hätten einen entsprechenden Vertragsentwurf für den Gipfel der Arabischen Liga am Wochenende in dem Badeort am Roten Meer einstimmig beschlossen, erklärte der ägyptische Außenminister Sameh Schukri.

Al-Arabi hatte kürzlich erklärt, der Truppe solle es möglich sein, "schnell einzugreifen, um Terrorismus und die Aktivitäten terroristischer Gruppen zu bekämpfen".

Schiitische Milizen nicht mehr bei Tikrit-Offensive dabei

Auch im Irak wütet der IS. Die irakische Armee startete vor einigen Wochen eine Großoffensive, mit der die Terroristen aus der Stadt Tikrit vertrieben werden sollen. Beteiligt waren an dieser Operation auch schiitische Milizen. Mehrere Einheiten wollen sich von diesem Kampf nun aber distanzieren. Das berichtete die Nachrichtenseite Al-Sumeria. Hintergrund sind die ersten US-Luftangriffe auf Stellungen der Extremisten in der Stadt. Die irakische Regierung hat die USA und ihre Verbündeten um Hilfe gegen IS-Kämpfer in Tikrit gebeten, nachdem die Offensive vor zwei Wochen ins Stocken geraten war.

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Die schiitischen Milizen, die mit dem ebenfalls schiitischen Iran verbündet sind, haben eine US-Beteiligung von Anfang an abgelehnt. Bislang war es nach Medienberichten ein ungeschriebenes Gesetz, dass US-Einheiten alle Gebiete meiden, in denen schiitische Milizen oder Mitglieder der iranischen Revolutionsgarden operieren. Die Brigade Ahl al-Hakk werde sich an keinem Kampf beteiligen, bei dem auch die internationale Koalition im Einsatz sei, zitierte Al-Sumeria einen Sprecher der Gruppe.

Auch die Miliz Saraja al-Salam des radikalen schiitischen Predigers Muktada al-Sadr und eine irakische Hisbollah-Miliz kritisierten die US-Beteiligung scharf. Der Einsatz der USA in Tikrit sei "unverschämt" und wolle die Siege der Iraker kapern, erklärte ein Sprecher von Saraja al-Salam laut Al-Sumeria.

Jemens Präsident flüchtet nach Saudi-Arabien

Neben dem Irak und Syrien hat sich auch der Jemen zu einem neuen Brandherd in der Region entwickelt. Jemens Präsident Abd-Rabbu Mansur Hadi hat sich nach der Eskalation des Konflikts in seiner Heimat vorerst ins Nachbarland Saudi-Arabien abgesetzt. Er traf dort am Donnerstag ein, wie ein saudi-arabischer Staatssender berichtete.

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Hadi verließ die Hafenstadt Aden, nachdem in der Nacht Saudi-Arabien mit Unterstützung anderer arabischer Staaten eine Militärintervention im Jemen gegen die Huthi-Rebellen begonnen hatte. Die Regierung des Königreichs geht davon aus, dass die schiitische Miliz von Iran unterstützt wird.

Die Huthi haben in den vergangenen Monaten große Teile des Jemen unter ihre Kontrolle gebracht, darunter die Hauptstadt Sanaa. Zuletzt setzten sie zum Sturm auf Aden an. Hadi wird nach einem Bericht des saudiarabischen Senders Al-Arabija am Samstag ebenfalls im ägyptischen Ferienort Scharm el-Scheich zum Gipfel der Arabischen Liga erwartet, auf dem unter anderem die Gründung einer gemeinsamen Armee beschlossen werden soll.

© Süddeutsche.de/dpa/AFP/Reuters - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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