Neue Saison der MotoGP:Alle gegen Márquez

Neue Saison der MotoGP: Natürlich ist Marc Márquez (rechts) nach zwei Weltmeistertiteln in der MotoGP wieder der große Favorit.

Natürlich ist Marc Márquez (rechts) nach zwei Weltmeistertiteln in der MotoGP wieder der große Favorit.

(Foto: AP)

Zweimal Weltmeister, ausgestattet mit dem besten Motorrad: In die neue Saison der MotoGP geht der Spanier Marc Márquez einmal mehr als großer Favorit. Doch es gibt auch Änderungen zur Vorsaison.

Von Philipp Schneider

Die Wartezeit für die Motorrad-Fans hat ein Ende. Am Sonntag (17.00 Uhr/Eurosport) startet in Doha/Katar die neue Grand-Prix-Saison. Mit dabei sind in den verschiedenen Klassen insgesamt sechs Deutsche, die aber nicht zwingend zu den Favoriten zählen. Fragen und Antworten zur neuen WM-Saison.

Gibt es neue Reiseziele?

Nein. Im Rennkalender der Motorrad-WM stehen auch in dieser Saison wieder die 18 Läufe des Vorjahres. Zum Auftakt wird wie gewohnt an diesem Sonntag das Nachtrennen in Doha/Katar gefahren (17 Uhr Moto3, 18.15 Uhr Moto2, 19.45 Uhr MotoGP). Der einzige deutsche Lauf wird am 12. Juli auf dem Sachsenring ausgetragen. Das Saisonfinale findet am 8. November in Valencia statt.

Was ist neu?

Aprilia und Suzuki sind zurück in der MotoGP, damit gibt es nicht länger drei Hersteller in der Königsklasse (Yamaha, Honda, Ducati), sondern fünf. Eher geringe Erwartungen hat vor allem der italienische Hersteller Aprilia, der nach zehn Jahren Abwesenheit eigentlich erst 2016 zurückkehren wollte in den Rennzirkus, sich dann aber vom WM-Vermarkter Dorna überreden ließ, schon in dieser Saison zu starten.

Vielleicht war die Entscheidung überstürzt. Die letzten Testresultate von Aprilias Werksfahrern Alvaro Bautista und Marco Melandri waren jedenfalls nicht gerade berauschend: Sie landeten auf dem letzten und drittletzten Platz. Aprilias Renndirektor Romano Albesiano hat daher die anstehende Saison als Lehrjahr ausgelobt, erst im kommenden Jahr werde sein Team einen konkurrenzfähigen Prototypen entwickeln, versprach er.

Wesentlich besser vorbereitet präsentiert sich dagegen Rückkehrer Suzuki nach drei Jahren Pause von der MotoGP. Am ersten Trainingstag in Katar war Aleix Espargaró nur 0,404 Sekunden langsamer als Spitzenreiter und Weltmeister Marc Márquez. Nicht nur die neue Suzuki scheint konkurrenzfähig zu sein, Espargaró ist es allemal: 2014 war der 25-jährige Katalane in der Open Class der MotoGP gestartet, ihm gelang dennoch das Kunststück, eine Pole Position in Assen und eine Podiumsplatzierung in Aragon herauszufahren.

Was ist die Open Class?

Um etwas gegen die zunehmende Langeweile in der MotoGP zu unternehmen und die Chancengleichheit zu verbessern, hatte der WM-Vermarkter Dorna im Vorjahr die Idee, die sogenannte Open Class einzuführen. Piloten, die mit ihren Teams in dieser Kategorie starten, genießen seither einige Wettbewerbsvorteile: Sie dürfen im Gegensatz zu den Werksfahrern 24 statt 20 Liter Benzin pro Rennen verwenden. Es steht ihnen ein weicherer Hinterreifen zur Verfügung, der zwar nicht lange hält, aber besonders im kurzweiligen Qualifying von großem Nutzen ist. Außerdem dürfen die Teams über das Jahr zwölf statt fünf Motoren pro Fahrer nutzen - und ihre Motoren auch während der Saison konsequent weiterentwickeln.

Die Dorna wollte mit der neuen Klasse die Wettbewerbsnachteile der kleineren Teams gegenüber den Werksteams verringern. Ihr Plan war eigentlich nicht gewesen, dass der Hersteller Ducati seine Werks-Motorräder ebenfalls in dieser Kategorie meldet. Die raffinierten Italiener fahren seit 2014 trotzdem in der Open Class, was den Konkurrenten von Yamaha und Honda schon damals überraschend egal gewesen ist: Ducati-Pilot Andrea Iannone wurde am Ende Zehnter, Andrea Dovizioso Fünfter.

Auch in diesem Jahr darf Ducati, Werksteam hin oder her, noch immer von den Vorzügen der Open Class profitieren, da keinem der Fahrer im Vorjahr ein Rennsieg oder drei Podiumsplätze bei trockenen Bedingungen gelungen ist. Nur dann hätte Ducati sein Anrecht auf Meldung in der Open Class verloren. Aus dem gleichen Grund dürfen zumindest in dieser Saison zunächst auch Aprilia und Suzuki die Vorteile der Open-Klasse nutzen. Genau wie erstmals Stefan Bradl, Deutschlands einziger Pilot in der MotoGP.

Wie steht es um die deutschen Fahrer?

Was macht eigentlich Stefan Bradl?

Natürlich ist es nicht die beste Nachricht für Stefan Bradl, dass er in seiner vierten Saison in der MotoGP erstmals die Vorteile der Open Class nutzen darf. Sein Wechsel vom werksunterstützten Satellitenteam LCR-Honda zu Forward-Yamaha entspricht einer Degradierung, insgesamt hat sich sein Material verschlechtert. Das vergangene Jahr beendete Bradl als Gesamtneunter, nun hat er seine Erwartungen den neuen Realitäten etwas angepasst.

"Wenn ich jetzt Plätze zwischen acht und zwölf einfahre, ist das sicher gut. Über Podestplatzierungen müssen wir in der kommenden Saison nicht reden", sagt er: "Ich will bester Fahrer mit einem Open-Motorrad werden." Das war im Vorjahr Aleix Espargaró. Er wurde Siebter auf dem Motorrad, das nun Bradl fährt. Zur Belohnung warb Suzuki den Spanier ab. Bradl hingegen hat nun bei Forward einen Vertrag unterzeichnet, der nur für diese Saison gültig ist. Er könnte sich also für die Rückkehr auf ein Motorrad mit Werksunterstützung empfehlen. Oder aber enttäuschen - und nach dieser Saison keinen Vertrag mehr erhalten in der MotoGP. Bei der Qualifikation für das erste Saisonrennen in Katar verpasste der 25-Jährige am Samstag klar das Qualifying-Feld der besten zwölf Fahrer und geht auf dem Losail Circuit von Startplatz 18 ins Rennen. Für den Einzug ins Q2 fehlte Bradl mehr als eine halbe Sekunde.

Welche Deutschen starten sonst noch?

In der MotoGP keiner. Sandro Cortese, 25, Jonas Folger, 21, Marcel Schrötter, 22, und Florian Alt, 18, sind in der kleineren Moto2-Klasse unterwegs. Philipp Öttl, 18, ist der einzige deutsche Fahrer in der Moto3. Leise Hoffnungen auf einen Weltmeister-Titel dürfen sich allenfalls die Kalex-Piloten Cortese und Folger machen.

Wer ist Favorit in der MotoGP?

Natürlich Marc Márquez, 22, zweimaliger Weltmeister in der MotoGP nach nur zwei Jahren in der Königsklasse. Genau wie sein Teamkollege Dani Pedrosa sitzt Márquez zudem abermals auf dem besten Motorrad des Feldes: Die Honda RC213V gilt vor allem wegen ihres Bremsverhaltens als überlegen. Beim Qualifying in Katar war Marquez am Samstag Drittschnellster hinter seinem Stallgefährten Pedrosa. Die Pole-Position holte etwas überraschend Ducati-Fahrer Andrea Dovizioso aus Italien. Dass einer der beiden Yamaha-Lenker Jorge Lorenzo (Qualifikations-Sechster) oder Valentino Rossi (Achter) den Titel holt, gilt als unwahrscheinlich. Im Vorjahr siegte Márquez in den ersten zehn und insgesamt 13 von 18 Rennen. Den größten Respekt hat Márquez, der am Freitag in beiden Trainingsläufen die Bestzeit fuhr, vor den Ducatis von Andrea Iannone und Andrea Dovizioso. Sie waren nur zwei Zehntelsekunden langsamer. Obwohl sie nicht einmal die extraweichen Hinterreifen eingesetzt hatten, die ihnen das Open-Class-Reglement erlaubt hätte.

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