Apple-Chef Tim Cook:Spendabel statt extravagant

Apple-Chef Tim Cook: Tim Cook: Erfolgreicher Apple-Chef mit vielen Millionen und großen Plänen.

Tim Cook: Erfolgreicher Apple-Chef mit vielen Millionen und großen Plänen.

(Foto: AFP)

Mit knapp 800 Millionen Dollar auf der hohen Kante könnte sich Apple-Chef Tim Cook so einiges leisten. Tut er aber nicht. Stattdessen will er sein gesamtes Vermögen für wohltätige Zwecke spenden. Bis auf eine kleine Ausnahme.

Ein Portrait von Jakob Schulz

Ein Kontostand von 800 Millionen Dollar schafft Raum für Extravaganz. Das dürfte auch Tim Cook klar sein. Der Apple-Chef könnte es etwa dem ehemaligen Microsoft-Boss Steve Ballmer gleichtun und einen Basketballverein kaufen. Oder wie Oracle-Gründer Larry Ellison eine Segel-Mannschaft anheuern und am America's Cup teilnehmen.

Doch der 54-jährige Cook hat anderes mit seinem Geld vor. In einem Interview mit dem US-Wirtschaftsmagazin Fortune kündigte er nun an, sein gesamtes Vermögen vor seinem Tod für wohltätige Zwecke zu spenden. Zuvor will er seinem heute zehnjährigen Neffen noch die Studiengebühren zahlen. Cooks Vermögen basiert dem Magazin zufolge auf seinen Anteilen an Apple, die nach derzeitigem Stand etwa 120 Millionen Dollar wert sein dürften. Hinzu kommen Aktienoptionen über weitere 665 Millionen Dollar. Statt nur Schecks auszustellen, will Cook sich die Zeit nehmen, einen systematischen Ansatz für sein Engagement zu entwickeln, sagte er dem Magazin.

Als Cook 2011 die Führung von Apple übernahm, gab es kaum größere Fußstapfen, in die er hätte treten können. Anders gesagt: Kaum einer traute dem schüchtern wirkenden Cook zu, ein adäquater Nachfolger des genialischen wie unerbittlichen Apple-Gründer Steve Jobs zu sein. Tatsächlich häuften sich zunächst die Enttäuschungen. Die Gewinne lagen hinter den Erwartungen zurück. Aktionäre erwarteten "das nächste große Ding". Nutzer mokierten sich über die Spracherkennungssoftware Siri auf dem iPhone. Apples Angriff auf den Kartendienst Google Maps endete im Desaster. Apple Maps war derart fehlerhaft, dass sich Cook öffentlich entschuldigte und Nutzern riet, doch lieber wieder die Google-Software zu benutzen.

Diese Zeiten sind vorbei. Im vierten Jahr nach Steve Jobs hat sich Cook deutlich von seinem strahlenden Vorgänger emanzipiert. Anders als Jobs schüttet er Dividenden an die Aktionäre aus. Er zögert auch nicht, andere Unternehmen aufzukaufen, wie zuletzt den Kopfhörer- und Streaming-Spezialisten Beats. Und er lässt Produkte entwickeln, die sein Vorgänger ablehnte - wie etwa ein kleineres Tablet oder ein größeres Smartphone. Die Zahlen sprechen für ihn. Als Cook im August 2011 Konzernchef wurde, lag Apples Börsenwert bei 368 Milliarden Dollar. Heute ist das Unternehmen 724 Milliarden wert. Im letzten Quartal 2014 verkaufte Apple bemerkenswerte 74 Millionen Exemplare des iPhone 6. Noch stärker als Umsatz und Gewinn ist vielleicht nur noch Cooks Selbstsicherheit gewachsen.

Sein Heimat-Bundesstaat Alabama lud ihn im Herbst 2014 in die Alabama Academy of Honor ein, in der maximal 100 lebende, verdiente Kinder des Bundesstaats aufgenommen werden. Cook war beim Festakt als einziger Redner vorgesehen. Eindringlich prangerte er an, dass Alabama sich nur zögerlich für Rassengleichheit, Bildungschancen und die Rechte Homo- und Transsexueller einsetze. Anwesende berichteten später, dass der republikanische Gouverneur im Publikum vor Wut geschäumt habe.

Wenig später machte Cook seine Homosexualität öffentlich. Der Schritt katapultierte den einstigen Mann im Hintergrund auch ins Bewusstsein derjenigen, die weder Apple-Produkte noch -Aktien besitzen. Die neue Popularität weiß der 54-Jährige für gesellschaftliche Anliegen zu nutzen. Er engagiert sich im Kampf gegen die Verbreitung des Aids-Virus und für eine Einwanderungsreform, bessere Bildung und Frauenrechte. Unter seiner Ägide spendete Apple Dutzende Millionen Dollar an wohltätige Zwecke.

Spenden hat für den Apple-Chef indes nicht nur mit Geld zu tun. Zuletzt wurde bekannt, dass Cook dem schwerkranken Steve Jobs zwei Jahre vor dessen Tod anbot, ihm einen Teil seiner Leber zu spenden. Doch Jobs, so schreiben es zumindest die Biografen, lehnte das Angebot wutentbrannt ab.

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