Volleyball:Premiere daheim

Robert Kromm

Wollen die Aufmerksamkeit in der ausverkauften Halle und im TV nutzen: Die Spieler von den Berlin Recycling Volleys.

(Foto: Oliver Mehlis/dpa)

Sie sind nur Außenseiter, aber trotzdem sehr stolz: Zum ersten Mal duellieren sich die besten europäischen Teams in Deutschland um den Titel der Volleyball-Champions-League. Auch dabei: das Team aus Berlin.

Von Sebastian Winter, München/Berlin

Man kennt Kaweh Niroomand als umtriebigen Manager im IT-Bereich, der sich seit Jahren in Berlin auch um den Sport kümmert. Unter Niroomand wurden die Recycling Volleys in den vergangenen Jahren drei Mal Pokalsieger und fünf Mal Meister. Berlins Volleyballer beendeten die Dauerpräsenz des Serienmeisters VfB Friedrichshafen, es ist ein fieser Stachel im Fleisch des Trainer-Regenten vom Bodensee, Stelian Moculescu. Und an diesem Wochenende richten die Berliner auch noch das Final-Four-Turnier der Champions League aus.

Eine Endrunde der europäischen Königsklasse auf deutschem Boden, das gab es noch nie. Die Max-Schmeling-Halle wird an beiden Tagen wohl ausverkauft sein, Sport1 überträgt das Halbfinale des Gastgebers gegen den russischen Spitzenklub Kasan am Samstag (17 Uhr) live. "Wir beherbergen an zwei Tagen fast 20 000 Zuschauer. Das ist doch der beste Beweis, wie tauglich Berlin für Großveranstaltungen ist", sagt Niroomand, der in diesen Tagen noch ein wenig rastloser durch die Hauptstadt läuft als sonst, feierlich. Der Stammverein der Volleyballer richtet parallel noch einen Halbmarathon aus, zu dem 30 000 Läufer erwartet werden.

Bei diesen Aussichten lässt sich auch die umstrittene, merkwürdige Vergabepraxis des europäischen Volleyball-Verbandes (CEV) für die Endrunde leichter verdrängen. Denn Berlin musste nur die Champions-League-Vorrunde überstehen, sich dann als Ausrichter bewerben und dem CEV das nötige Kleingeld überweisen. Eingebettet in den Gesamtetat von rund 600 000 Euro für dieses Wochenende sei das, wie Niroomand sagt, "ein nicht unerheblicher Betrag". Sportlich musste Berlin nach der überstanden Vorrunde gar nichts mehr leisten - der Ausrichter ist dann automatisch für die Finalrunde gesetzt. Neu ist diese Vorgehensweise nicht, was aber nichts daran ändert, dass der Verband sich durch die Regelung auch angreifbar macht.

Im Halbfinale wartet Kasan mit Olympiasiegern

Den Berlinern, die von Donnerstag an gegen Düren um den Finaleinzug in der Meisterschaft spielen, dürfte das herzlich egal sein. Sie hoffen auf weiteren Schub durch das Turnier für ihren Sport in der Hauptstadt. Auch wenn ihre sportlichen Chancen an diesem Wochenende so gut sind wie die Wetteraussichten - zehn Grad und Regen. Ihr Halbfinalgegner Kasan führt die russischen Olympiasieger Maxim Mikhailov und Kapitän Nikolay Apalikov sowie weitere international gut beleumundete Profis im Kader, 2008 und 2012 hat der vielfache russische Meister und Pokalsieger die Champions League schon gewonnen. Der Etat des Klubs, der seine Spieler gerne mit einem Privatjet rund um den Globus schickt, dürfte locker dreimal so hoch sein wie jener Berlins, der sich auf knapp zwei Millionen Euro beläuft. "Wir gehen ganz sicher nicht als Favorit in dieses Turnier. Den dicken Brocken hat uns der Losgott ja schon im Halbfinale beschert", sagt Niroomand.

Im zweiten Spiel um den Finaleinzug treffen sich die ebenfalls hochdekorierten Vereine Resovia Rzeszow und Skra Belchatow aus Polen, dem Land des aktuellen Weltmeisters. Ihr Etat liegt ebenfalls weit über jenem von Berlin, mit diesem Geld haben sie sich auch die Dienste zweier deutscher Profis gesichert: Ferdinand Tille (Belchatow) und Jochen Schöps (Rzeszow). Nationalmannschafts-Kapitän Schöps kennt sich aus mit Klubtiteln auf höchster Ebene: 2007 wurde er Champions-League-Sieger - mit Friedrichshafen.

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