Eishockey-WM:Große Kaliber

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Julia Zorn (r.) ist eine von vier Planegger Spielerinnen im DEB-Aufgebot, dazu Bernadette Karpf aus Erding und Lena Düsterhöft vom EHC Klostersee. (Foto: Imago)

Deutsche Frauen starten gegen die Schweiz in die WM.

Von Korbinian Eisenberger, München

Die erste Schlacht hat Eishockey-Stürmerin Julia Zorn bereits schadlos überstanden. Am kalten Büffet im Teamhotel schaufelten sich die deutschen Frauen nach ihrer Ankunft zusammen mit den Japanerinnen die Teller voll. Ihre Ellenbogen mussten sie am Donnerstag noch nicht ausfahren, die Salatauswahl sei mehr als reichlich gewesen, sagt DEB-Spielführerin Zorn am Tag danach. Am Sonntag dürfte das anders sein.

Im zweiten Spiel der Gruppe B bei der Weltmeisterschaft in Malmö/Schweden könnte für Deutschland im direkten Duell mit Japan bereits eine Vorentscheidung darüber fallen, wer die Gruppenphase übersteht. Es sei denn, Zorn beweist am Samstag (14 Uhr) zum Auftakt gegen den Olympiadritten Schweiz ihre Torgefährlichkeit und das DEB-Team verschafft sich eine gute Ausgangsposition.

Wie gut sie das kann, hat die 25-Jährige in der abgelaufenen Saison gezeigt. Mit dem ESC Planegg-Würmtal sicherte sich Zorn das Double aus deutscher Meisterschaft und Pokal. Bei der WM, sagt sie, würden aber "ganz andere Kaliber" auf sie zukommen. Recht hat sie. Zu den Favoritinnen zählt das Team von Bundestrainer Benjamin Hinterstocker nicht. 16 der 23 Akteurinnen sind 21 oder jünger, elf von ihnen gehen in Schweden zum ersten Mal bei einer A-WM aufs Eis. Etwa Bernadette Karpf, 18, vom TSV Erding oder Laura Kluge, ebenfalls 18, vom OSC Berlin.

"Die Jungen haben sich schon gut integriert", sagt Zorn, "wir sind aber noch nicht so gut eingespielt wie andere Teams." Sie meint damit etwa Gastgeber Schweden, dritter und letzter Gruppengegner der Deutschen am Dienstag. "Das wird ganz schwer, die werden vor eigenem Publikum brennen", sagt Zorn.

Noch bei den Olympischen Spielen in Sotschi stellte Serienmeister Planegg mit vielen erfahrenen Spielerinnen fast das halbe Aufgebot der deutschen Nationalmannschaft. In Kerstin Spielberger, Monika Bittner und Yvonne Rothemund bildet Zorn mittlerweile nur mehr ein Quartett. Lena Düsterhöft vom EHC Klostersee ist die sechste Akteurin aus dem Großraum München, die bei der WM um Punkte kämpft. Damit Deutschland nicht um den Klassenerhalt in der höchsten Weltgruppe A zittern muss, müssen Julia Zorn und ihre Teamkolleginnen nach der Gruppenphase mindestens Platz zwei belegen. "Ich glaube schon, dass wir das schaffen können", sagt Zorn. "Aber es wird schwer."

Von den acht WM-Teilnehmern qualifizieren sich der Sieger und Rangzweite der Gruppe A direkt fürs Halbfinale. Die USA, Kanada, Russland und Finnland machen diese Plätze unter sich aus. Der Dritte oder Vierte der Gruppe A könnte dann für Deutschland interessant werden, falls sich Hinterstockers Team in Gruppe B unter die besten Zwei ins Viertelfinale schiebt. Für den Gruppen-Dritten und Vierten geht es dagegen in einer Best-of-three-Serie um den Klassenverbleib.

Soweit will es Zorn nicht kommen lassen. "Unsere Gegner sind allesamt schlagbar", sagt sie. Ein Sieg am Samstag wäre praktisch, einen Tag später dann fast schon Pflicht. Dann, wenn sich die Gäste eines Malmöer Hotels nicht mehr am kalten Büffet, sondern auf dem Eis gegenüberstehen.

© SZ vom 28.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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