Gehälter in der Bundesliga:Blick in die Lohntüte verboten

Bayern München - Schachtjor Donezk

Wie viel verdienen die Profis des FC Bayern wohl im Monat? Ihre Gehälter sind ein Geheimnis.

(Foto: dpa)

Wayne Rooney verdient 340 000 Euro pro Woche, Robin van Persie auch, aber was ist mit den Fußballern in der Bundesliga? Hierzulande gilt das Gehalt eines Profis als Tabu - nur der Fall Luca Toni gibt etwas Aufschluss.

Kommentar von Klaus Hoeltzenbein

Die Amerikaner lieben Statistiken. Selbst der vielbesungene amerikanische Traum, die Vision vom Tellerwäscher-Aufstieg, hat seine romantische Note längst verloren - alles wird in Tabellen gepackt und in Ranglisten gepresst. Und ist meist nur noch einen Mausklick entfernt.

Wer es nun prima fände, eine Strandparty in Venice Beach mit der Rezitation der kompletten Gehaltsliste des einheimischen Fußballteams der Los Angeles Galaxy aus dem Meisterjahr 2014 zu bereichern - no problem. Der irische Stürmer Robbie Keane war mit 4,5 Millionen Dollar Basisgehalt dabei, der einst in München bei den Bayern beschäftigte US-Boy Landon Danovan kam auf 4,250 Millionen, auf Platz drei folgte ein gewisser Omar Gonzalez mit glatt einer Million.

Dann das: Ein Dokument der sozialen Ungerechtigkeit lässt sich in Sekundenschnelle aus dem Computer ziehen, ein Blick in Abgründe der Unsolidarität, denn keiner der übrigen Mitstreiter in der L.A.-Meisterelf kassierte mehr als 325 000 Grundgehalt, die meisten lagen unter 100 000 Dollar. Das Prinzip in der US-Profi-Liga, die noch im Aufbau befindlich ist, lautet also: The winner takes it all! Alles Geld wird auf die werberelevante Prominenz gesetzt.

Und der FC Bayern?

Wer jetzt aber der Idee verfallen sollte, er könne ja mal eine Grillparty in Grünwald oder Untermenzing stimulieren, indem er frei aus der Gehaltstabelle des FC Bayern aus der Meistersaison 2014/15 vorträgt, kann sich das getrost abschminken. Anders als im US-Profisport, von dem per Doppelklick zu erfahren ist, dass der Basketballer Kobe Bryant in einer für die L.A. Lakers gerade enttäuschend verlaufenden Saison mit strammen 23,5 Millionen Dollar Gehalt angesetzt ist, gibt es in Deutschland und schon gar nicht in der Bundesliga eine Gehaltstransparenz.

Wer wissen will, was ein Topspieler in Europa einstreicht, schaut besser in die Premier League: Der Engländer Wayne Rooney und der Niederländer Robin van Persie (beide Manchester United) werden dort mit einem solide geschätzten Brutto-Wochenlohn von 250 000 Pfund (circa 340 000 Euro)

an der Spitze geführt. Hierzulande ist es, was das Gehalt als Tabu betrifft, beim Profi kaum anders als beim normalen Arbeitnehmer. Unabhängig von der Höhe wird der Lohnzettel im Spind oder verschämt in der Schreibtischschublade verstaut. Nur kein Neid, nur keine Belastung fürs Betriebsklima. So sind gesicherte Finanz-Auskünfte zum Profisport, die - so sehen es zumindest die Amerikaner - durchaus im öffentlichen Interesse liegen, eigentlich nur durch Indiskretion zu bekommen. Etwa aus der Beraterszene; oder vor Gericht, zum Beispiel durch einen Steuervorfall.

Gerade hat sich das Oberlandesgericht München die Bezüge des Stürmers Luca Toni genauer angeschaut, der von Juni 2007 bis Ende 2010 in 60 Ligaspielen 38 Tore für den FC Bayern erzielte. Ermittlungsgrund waren 1,7 Millionen Euro Kirchensteuer, die der katholische Italiener und der Klub nicht abgeführt hatten. 500 000 Euro Monatssalär habe Toni bekommen, netto, was ihn bei einem Spitzensteuersatz von knapp unter 50 Prozent nah an die Monats-Million hievte.

Seither hat es erneut eine Gehaltsexplosion gegeben, und auch wenn die Bücher des Vereins durch das OLG nur einen Spalt weit aufgesperrt wurden, so ist festzustellen, dass der FC Bayern, was sein Gehaltsniveau betrifft, schon damals in Europas Königsklasse mitbot. Die Erkenntnis für den Fußballinteressierten? Sei skeptisch mit den Zahlen aus der Branche. Luca Toni übrigens bekam beim Umzug aus Florenz nach München ein Netto-Handgeld von sieben Millionen Euro. Unterm Strich am meisten kassiert also, wer öfter mal den Job wechselt.

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