Frankreich:Sozialisten-Dämmerung

Bei den Regionalwahlen wird Präsident Hollande abgestraft.

Von Christian Wernicke

Geschichte wiederholt sich nicht, heißt es. Dennoch, das Debakel von Frankreichs Sozialisten bei den Départmentswahlen weckt Erinnerungen ans Frühjahr 1992. Auch da residierte ein Sozialist im Élysée-Palast, François Mitterrand. Die bittere Niederlage, die Frankreichs Linke vor 23 Jahren erlitt, war die Strafe für die Politik des Präsidenten. Der Denkzettel vom 29. März 1992, ebenfalls ausgestellt bei einer landesweiten Kreistagswahl, leitete das Ende der Ära Mitterrand ein.

Ein Jahr später verloren die Sozialisten die Mehrheit im Parlament, 1995 eroberte der konservative Jacques Chirac die Macht. Frankreichs Rechte sollte die Nation 17 Jahre lang regieren. Nun haben die Franzosen François Hollande abgestraft. Der Sieg der bürgerlichen Opposition (UMP), die Zugewinne des europhoben Front National - beides sind Ohrfeigen für den Präsidenten.

Mit Wut und Wonne hat das rechte Frankreich abgerechnet mit einem Mann, den es längst für einen Versager hält. Aber auch die französische Linke ist verbittert, viele schmähen den Präsidenten als Verräter. Zwar hilft Hollandes Wende weg von manchen sozialistischen Wahlversprechen, Frankreichs Wirtschaft zu beleben. Politisch aber spielt er mit dem Tod: Die Sozialisten siechen dahin. Zwei Jahre vor den Präsidentschaftswahlen ist Frankreichs Linke schwächer denn je. Schwächer sogar als anno 1992.

© SZ vom 30.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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