Die DFB-Elf in der Einzelkritik:Unruhestifter aus dem Ohrensessel

Manuel Neuer verzichtet diesmal auf Flutschfinger, Toni Kroos glänzt mit erhabenen Feinfußpässen und Thomas Müller stellt die Georgier mit unorthodoxen Lösungen vor Rätsel. Die deutsche Nationalelf in der Einzelkritik.

Von Maik Rosner, Tiflis

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Training Fußball-Nationalmannschaft in Frankfurt

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Manuel Neuer

War an seinem 29. Geburtstag von Löws Assistent mit einer Spöttelei bedacht worden. "Er patzt ja nur gegen Gladbach, das ist ja bekannt", hatte Schneider am Freitag voller Vertrauen in Können und Humor des Torwarts gewitzelt. Neuer bestätigte nun zumindest, dass er sich gegen Georgien nicht im Gladbach-Modus befand. War zwar nicht so gefordert wie zuletzt in der Bundesliga, hatte aber auch keinen Flutschfinger im Programm. Sicher, ruhig und souverän, allerdings auch weitgehend beschäftigungslos. War damit gewissermaßen aus dem Schneider.

EM-Qualfikation Georgien - Deutschland

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Sebastian Rudy

Rückte auf rechts (wie Jonas Hector auf der Gegenseite) häufig weit auf und beteiligte sich an den offensiven Spielzügen - häufig erfolgreich im Zusammenspiel mit Thomas Müller. Zeigte eine Leistung, die so solide geriet wie die Hoffenheimer Gemeindestruktur. Ist derzeit ein richtiger Nationalspieler - und kein reiner Aushelfer mehr.

Georgia v Germany - EURO 2016 Qualifier

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Jerome Boateng

Hatte das etwas unsortierte 2:2 im Test gegen Australien von der Bank aus erlebt und nahm sich das zu Beginn offenbar zum Vorbild. Rutschte einmal aus, spielte danach einen Pass ins Nirgendwo und brachte danach mit einem verirrten Kopfball den Kollegen Hector in Bedrängnis. Gewann aber rasch an Sicherheit und brachte Stabilität in die Defensive. Stand dann meist sicher und ging auch mal durchaus robust zu Werke. Wollte wie Neuer einen Rückfall in Gladbach-Erlebnisse vermeiden. Tat viel dafür, dass 2016 Frankreich-Erlebnisse hinzukommen.

EM-Qualfikation Georgien - Deutschland

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Mats Hummels

Schaute gegen Australien ebenfalls nur zu und stabilisierte nun im Verbund mit Boateng das Abwehrzentrum. Kam dabei auch dank der Vorarbeit der Kollegen im Mittelfeld selten in Verlegenheit. War meist sehr aufmerksam und gab vor allem den Spieleröffner. Ähnlich wie Boateng, nur ohne Wackler zu Beginn.

Georgia v Germany - EURO 2016 Qualifier

Quelle: Bongarts/Getty Images

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Jonas Hector

Stand nach seinem ersten Länderspiel von Beginn an gegen Australien auch diesmal in der Startelf. Reihe sich nach dem erwartungsgemäßen Abschied von der Dreierkette nun im Viererverbund auf seiner linken Seite ein. War dort gewohnt lauffreudig unterwegs und damit bei Ballbesitz auch oft dort zu finden, wo er gegen Australien durchweg positioniert war. Tat dies ebenso solide wie bei seinem hauptamtlichen Dienst als Außenverteidiger - auch, weil er am Ball sehr sicher agierte.

Georgia's Mchedlidze fights for ball with Germany's Schweinsteiger and Rudy during their Euro 2016 qualifier soccer match in Tbilisi

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Bastian Schweinsteiger

War beim Abschlusstraining von einem Fan liebkost worden und hatte seinen Beitrag zur Völkerverständigung geleistet, indem er die Umarmung erwiderte. Ging in seinem ersten Länderspiel seit dem WM-Finale aber nicht als der Schweinsteigerwilli durch, sondern gab den ehrgeizigen Bastian. War erkennbar nicht mehr auf freundliche Gesten bedacht. Schob das Spiel an, verteilte Bälle und ließ sich bei den Kontern nur selten übertölpeln. Manchmal wäre mehr Zug in seinen Aktionen wünschenswert gewesen - er ließ sich zudem defensiv in einzelnen Szenen etwas leicht abschütteln. Kein kämpferischer Auftritt wie im WM-Sommer. War trotzdem als Kapitän der deutschen Elf zu identifizieren. Nicht nur, weil er erstmals die Binde am Oberarm trug.

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Toni Kroos

Hat auf die Frage einer georgischen Journalistin, ob er ein einfaches Spiel erwarte, clever geantwortet, dass dies nur möglich sei, wenn er und seine Kollegen ein sehr gutes Spiel machen würden. Musste nun feststellen, dass es zunächst nicht ganz leicht war, gegen Georgien zu gewinnen. Leistete dafür aber seinen Beitrag mit einigen Feinfußpässen, die bei ihm oft ganz leicht aussehen, es aber keineswegs sind. Durfte seinen Auftritt als gut einordnen - und das Spiel als nicht übermäßig schwierig.

Georgia's Dvali fights for ball with Germany's Mueller during their Euro 2016 qualifier soccer match in Tbilisi

Quelle: REUTERS

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Thomas Müller

Gilt als der Vielleser unter den Fußballern. Versorgt die Kollegen gern mit Informationen, die er aus den Zeitungen und Internetseiten zusammengetragen hat. Dürfte diesmal allerdings mit den georgischen Medien so seine Probleme gehabt haben. War dafür auf dem Platz aber so etwas wie ein Unruhestifter aus dem Ohrensessel. Stellte die Georgier nämlich mit seinen zuweilen unorthodoxen Lösungen immer wieder vor Rätsel. Nutzte häufig unvermittelt Schnittstellen, über deren Existenz die Georgier offenbar nicht informiert waren. War auch sonst sehr präsent und umtriebig, suchte mehrfach den Abschluss und beteiligte sich insgesamt äußerst rege am Offensivspiel. Belohnte sich mit seinem Tor zum 2:0. Konnte die Georgier offenbar auch ohne Lektüre gut lesen.

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Mesut Özil

Hat durch seine Familie enge Bande zu Georgiens Nachbarland Türkei, das einst in der Kaukasusregion viele Spuren hinterlassen hat. Schien nun auch sportlich um Nachbarschaftshilfe bemüht. Versuchte, Kroos in Sachen Feinfußpässchen nachzueifern. Hatte dabei aber deutlich seltener Erfolg - häufig versiegten seine Versuche in georgischen Abwehrbeinen. Oder gar in gänzlich menschenleeren Gegenden. Besserte sich danach etwas. War aus Sicht der Georgier dennoch insgesamt ein netter Nachbarssohn - und bereitete das 2:0 vor.

EM-Qualfikation Georgien - Deutschland

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Marco Reus

Findet nicht, dass sein Jahr 2014 unbedingt als Seuchenjahr zu bezeichnen ist, trotz vieler Verletzungen. Weiß, dass es Schlimmeres gibt. Leistete nun seinen Beitrag, damit 2015 nicht in den Verdacht gerät, irgendwann als Seuchenjahr des deutschen Fußballs zu gelten. Zeigte einige knackige Antritte und Dribblings und kam zu vielen Abschlüssen. Gleich zu Beginn traf er die Latte. Schoss später knapp vorbei, geriet dabei ein bisschen in Seuchenverdacht, zeigte aber bald darauf, dass diese Annahme unbegründet ist. Traf mit Bedacht zum 1:0 und hätte durchaus mehr Treffer erzielen können. Von einer Quarantäne sollte abgesehen werden.

Germany's Reus celebrates with team mate Goetze after scoring against Georgia during their Euro 2016 qualifier soccer match in Tbilisi

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Mario Götze

War vor allem als erster Anläufer gefragt. Ging dieser Aufgabe mit viel Engagement nach. Hatte auch offensive Szenen, wurde dabei aber nur selten wirklich gefährlich. Wartete vielleicht auch auf eine Schürrle-Flanke à la Rio 2014. Musste aber feststellen, dass der Wolfsburger an diesem Sonntag bis kurz vor Schluss nicht fürs Flanken vorgesehen war. Bereitete dafür im Stile eines Einzelkämpfers im georgischen Abwehrdickicht das 1:0 vor. Wuselte durch die halbe Abwehr und ermöglichte Reus den Abschluss zur Führung. Lief danach weiter an, ohne und mit Ball und hatte Pech mit einem Aluminiumtreffer in der zweiten Halbzeit. Fleißiger Auftritt.

Deutschland - Australien

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André Schürrle und Lukas Podolski

Kamen in der Schlussphase und durften die Kollegen auf dem Platz abklatschen.

© SZ.de/jbe
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